In dein Laecheln verliebt
aufgestanden war«, erwiderte Sandra mit einem bedeutungsvollen Unterton.
Harriet spürte einen stechenden Schmerz. Wie war es nur möglich, dass er aus den Armen der einen Frau gleich in die der anderen stürzte? Wie konnte er sie derart demütigen? Sie schloss die Augen und fühlte, dass sie blass wurde.
Das einfache Vergnügen und die köstliche Vertraulichkeit am Morgen kamen Harriet plötzlich billig vor. Verzweifelt bewahrte sie ihren Stolz und sah mit einem eisigen Blick in Sandras triumphierende Augen. »Jeder sollte nach seinem Geschmack selig werden«, erwiderte sie schließlich ungerührt und machte sich wieder am Herd zu schaffen.
Sandra war wütend. Mit einer wilden Verwünschung schüttete sie den Rotwein über Harriets Pullover und ging.
»Das geht zu weit«, explodierte June. »Wenn der Boss das wüsste …«
»Beruhige dich, June. Solche Szenen werden nicht mehr vorkommen.« Harriet hätte sich am liebsten verkrochen und sich ihrem Schmerz hingegeben. »Lassen wir Burt aus dem Spiel.«
»In Ordnung, Harriet«, antwortete June und warf Sandra einen empörten Blick zu. »Wie du willst.«
Harriet verließ eilig die Küche, um sich in ihrem Schlafzimmer von dem Schock zu erholen. Doch am Treppenabsatz begegnete sie Burt.
»Sie scheinen eine Schlacht verloren zu haben«, bemerkte er mit einem Blick auf Harriets fleckigen Pullover.
»Ich hatte nie etwas zu verlieren«, murmelte sie und wollte an ihm vorbeigehen.
Er hielt sie zurück. »Was ist geschehen?«
»Nichts von Bedeutung«, entgegnete sie eisig. »Lassen Sie mich los. Ich habe es satt, mich ständig betätscheln zu lassen.«
Seine Augen wurden dunkel vor Wut, seine Finger gruben sich schmerzhaft in ihren Arm.
»Sie haben Glück, dass noch andere Menschen im Haus sind. Sonst würde ich Ihnen eine Lektion darüber erteilen, was ich unter Tätschelei verstehe. Es ist jammerschade, dass ich so viel Respekt vor einem Unschuldslamm wie Ihnen hatte. Künftig werde ich Sie nicht mehr berühren.«
Burt ließ sie los.
Harriets Arm brannte von dem heftigen Druck. Sie ließ ihn stehen und stieg ruhig die Treppe hinauf.
8. K APITEL
Es war Anfang März. Das Wetter war so kalt und trübe gewesen wie Harriets Stimmung. Nach dem ereignisreichen Wochenende in den Bergen hatte sie nichts mehr von Burt gehört. Sie wartete auch nicht darauf.
Die erste Ausgabe des Modemagazins mit Harriet als Fotomodell war erschienen, doch sie hatte keine Freude an der großen schlanken Frau, die auf jeder Seite abgebildet war. Das lächelnde Gesicht auf dem glänzenden Titelblatt schien einer fremden Frau zu gehören, zu der sie keine Beziehung hatte. Aber das Magazin war ein Riesenerfolg. Die Käufer rissen es sich an den Verkaufsständen aus den Händen. Im Laufe der Wochen wurde Harriet mit Angeboten überschüttet, doch das alles interessierte sie nicht. Ihre Karriere war ihr vollkommen gleichgültig geworden.
Als June sie anrief, schwand ihre Teilnahmslosigkeit. Der Herrscher lud sie zu einem Gespräch vor. Sie dachte daran, den Gehorsam zu verweigern. Aber dann fügte sie sich, weil es ihr immer noch lieber war, Burt in seinem Büro aufzusuchen, als ihn in den eigenen vier Wänden zu empfangen.
Für die Verabredung kleidete sie sich sehr sorgfältig. Sie wählte ein dezentes blassgelbes Kostüm, steckte die Haare auf und entschied sich für einen breitrandigen Hut. Dann betrachtete sie sich eingehend im Spiegel und war mit ihrem gelassenen, hübschen Aussehen höchst zufrieden.
Während Harriet mit dem Aufzug zu Burts Büroräumen fuhr, prägte sie sich ein, dass sie reserviert und zurückhaltend wirken musste, und setzte eine höflich kühle Miene auf. Er soll nichts von meinem Schmerz merken, dachte sie entschlossen. Ihre Verletzlichkeit würde ihm verborgen bleiben. Ihre Fähigkeit, auf die Anforderungen der Kamera zu reagieren, würde sich als sehr nützlich erweisen. Ihre jahrelange Erfahrung würde sie nicht im Stich lassen.
June begrüßte sie mit einem liebenswürdigen Lächeln. »Geh gleich rein.« Sie drückte auf einen Knopf der Gegensprechanlage. »Er erwartet dich.«
Harriet bezwang ihre Nervosität, lächelte entspannt und betrat die Höhle des Löwen.
»Guten Tag, Harriet.« Burt lehnte sich in seinem Sessel zurück, erhob sich jedoch nicht. »Kommen Sie näher, und nehmen Sie Platz.«
»Hallo, Burt.« Ihre Stimme klang ebenso höflich wie seine. Das Lächeln blieb auf ihrem Gesicht haften, obwohl ihr Magen sich zusammenschnürte, als sie
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