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In deinen Armen

In deinen Armen

Titel: In deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Männer sahen einander an. Gute Enid, sie verteidigte MacLean, doch wenn er sich damals die Strafpredigt gespart hätte, dann hätten sie jetzt vielleicht gewusst, wo die Liste sich befand.
    »Jedenfalls gingen Sie zu diesem Treffpunkt«, fuhr Harry fort. »Eine verlassene Straßenecke, wo ein kaputtes Fuhrwerk stand und viele kleine Fässer herumlagen. Es war aber niemand da. Ich war hinter Ihnen. Ich weiß nicht, was Stephen gesehen hat, aber er hat Sie hinter den Wagen gestoßen und eins der Fässer hochgehoben, um es zu werfen …«
    »Aber es ist ihm in den Händen explodiert.« MacLean bedeckte das Gesicht mit Händen, doch er hatte die schreckliche Szene immer noch vor Augen. Die Erinnerung setzte ihm zu. Sein Magen hob sich, als durchlebe er den verstörenden, entsetzlichen Augenblick noch einmal. »Er hat mich ohne Vorwarnung hinter diesen Wagen gestoßen. Ich weiß nicht warum, aber ich habe den Kopf gehoben und habe gesehen, wie …«
    Enid legte den Arm um seine Schultern. »Hör auf.«
    Wenn es doch so einfach wäre. Aber jetzt konnte er die Erinnerung nicht mehr aufhalten. »Stephen flog einfach … in Stücke. Die Druckwelle hat mich hochgehoben, hat mich versengt, mich mit Schmerzen überflutet. Mein Bein ist gesplittert. Überall war Blut. Meines, Stephens.« Das Blutbad übertraf seine schlimmsten Albträume.
    Dies war die Erinnerung, die er so lange Zeit verdrängt hatte.
    Er kämpfte gegen die Tränen an, doch sie trieften zwischen seinen Fingern hindurch. Enid drückte ihm ein Taschentuch in die Hand. Er kämpfte um seine Selbstbeherrschung. Irgendwo in dieser Halle beobachtete ihn jemand. Wenn herauskam, dass er sich schließlich doch erinnert hatte, würde man ihn eiskalt umbringen.
    Doch Stephen war tot, und MacLean trauerte. Stephens schreckliches Ende so bildlich vor sich zu sehen und dabei zu wissen, dass sie als Kinder zusammen gespielt hatten und … andererseits … »Er hat mich nicht hintergangen«, flüsterte er. »Am Ende hat er mir sogar das Leben gerettet.«
    »Oh, Gott sei Dank«, hörte er Emd atemlos sagen.
    Dankte sie Gott dafür, dass er am Leben war? Oder dafür, dass ihr Gatte am Ende doch Ehre im Leib gehabt hatte? MacLean schluckte. Für beides, hoffentlich. Für beides, vermutlich. »Und danach … erinnere ich mich wirklich an gar nichts mehr.«
    Harry nahm den Faden auf. »Sie waren bewusstlos. Ich habe Sie hochgehoben und bin losgerannt. Ich dachte, Sie würden mir noch in den Armen sterben. Ich habe Sie in mein Haus gebracht und einen englischen Arzt geholt, der nur den Kopf geschüttelt und Ihnen keine Chance gegeben hat. Dann habe ich einen anderen Arzt geholt. Einen Araber, der Sie zusammengeflickt und Ihr Bein eingerichtet hat. Eins von Throckmortons Schiffen lag im Hafen – das war an jenem Tag unser einziges bisschen Glück. Der Araber hat mir Instruktionen erteilt, wie ich Sie versorgen sollte. Daran habe ich mich gehalten und Sie gerade noch so nach England gebracht.«
    Enid sagte mit gesenkter Stimme-. »Und wer hat beschlossen, mich zu holen, unter dem Vorwand, es handle sich um meinen Ehemann?«
    Harry zuckte ein wenig zusammen. »Throckmorton und ich haben den Plan ausgeheckt. MacLean war so schwer verletzt, dass keiner ihn erkannt hätte. Wir dachten, es sei besser, die Russen dächten, dass Stephen überlebt hätte.«
    »Warum?«, wollte Enid wissen.
    »Ohne den Einfluss seines Cousins und zurück in England hätte Stephen allen Grund gehabt, seine verräterischen Aktivitäten zu verbergen. Kiernan MacLean andererseits hätte doch alles ausgeplaudert, sobald er zu Bewusstsein kam. Wir dachten, als Stephen wäre er sicherer.« Harry sah MacLean an. »Wir hatten natürlich nicht daran gedacht, dass Sie ihr Gedächtnis verlieren könnten.«
    Die beiden Männer schwiegen und sannen über die verzwickte Lage nach.
    »Aber all das spielt keine Rolle, oder? Ob ich nun etwas weiß oder nicht, die Russen befürchten es jedenfalls, und sie werden nicht aufgeben, bevor ich tot bin.«
    »Nein!« Enid sprang auf und sagte leise, aber durchdringend: »Ich werde hier nicht darauf warten, dass sie dich töten. Wir werden sie aufscheuchen.«
    »Gute Idee, Mrs. MacLean«, sagte Harry, sarkastisch die Worte dehnend. »Und schon irgendeine Idee, wie?«
    Sie hob das Kinn und lächelte kalt. »Wir werden MacLean zu Grabe tragen.«
    MacLean starrte sie an.
    Harry starrte sie an.
    Sie starrte zurück, das Kinn vorgereckt, die Lippen schmal.
    Harry schlug sich aufs Knie und

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