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In deinen Armen

In deinen Armen

Titel: In deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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lieber.«
    MacLean wies auf einen Weinpokal und sagte: »Das habe ich mir schon gedacht.«
    Harry durchbohrte MacLean mit düsterem Blick. »Sie erinnern sich also noch von der Krim an meine Trinkgewohnheiten?«
    Enid keuchte leise.
    MacLean, der gerade auf den hölzernen Schemel zu Enids Füßen sinken wollte, hielt inne. »Sie waren mit mir auf der Krim?«
    Harry hörte sich an, als wolle er MacLean Befehle erteilen. »Sie
müssen
sich daran erinnern.«
    »Tue ich aber nicht.« MacLean setzte sich. Der Fußschemel war niedrig, hart und unbequem, aber er war sich des Bildes, das er und Enid abgeben mussten, durchaus bewusst, als er seinen Ellenbogen an ihren Stuhl stützte. Emd hatte den Clansherrn der MacLeans demütig zu Füßen sitzen.
    Harry erfasste gewiss den Symbolwert.
    Enid sicher auch, dennoch rückte sie ihre Beine weg.
    Was stimmte mit dieser Frau nicht?
    »Vertrauen Sie mir wenigstens jetzt?« Harry wies auf seine Verwundung.
    Harry hatte den Gewehrlauf hinter einem der Wandbehänge hervorragen sehen, hatte seine Warnung gerufen und war auf den Attentäter zugelaufen. Zum Dank für seine Mühen hatte er eine Kugel abbekommen. »Sie haben mein Vertrauen.« MacLean wies auf Enid. »Sie haben mich gerettet, Sie haben Enid gerettet, und Sie haben sich damit die ewige Dankbarkeit der MacLeans erworben.«
    »Ich will keine Dankbarkeit«, sagte Harry ungeduldig. »Ich will, dass Sie sich erinnern. Ist Ihnen klar, was hier auf dem Spiel steht? Es geht nicht nur um Ihre Sicherheit und die von Mrs. MacLean, sondern um die Sicherheit unserer Agenten im Feld. Es geht um die Zukunft Englands. Und all das hängt von Ihrer Erinnerung ab.«
    MacLean schüttelte den Kopf. »Bis zu dem Moment, wo ich England verlassen und meinen Fuß wieder auf die Isle of Mull gesetzt habe, ist die ganze Reise nebulös.« Er sagte nicht ganz die Wahrheit. Bruchstücke der Erinnerung lagen wie Glasscherben in seinem Gedächtnis verteilt. Doch wenn er eines davon zu packen versuchte, durchzuckte ein Schmerz seinen Kopf, und ihm brach der Schweiß aus. Irgendetwas lauerte in seinem Gehirn, vermutlich die Identität des Verräters, und er fürchtete dessen Enthüllung – aus Angst, es könne sich um seinen unsteten Cousin handeln.
    Er hatte Angst, dass es Stephen war, der ihn hatte umbringen lassen wollen und der statt dessen selbst ums Leben gekommen war.
    Neben ihm arbeitete Emd mit der Handspindel, und die Wolle in ihrem Schoß verwandelte sich in einen langen, ungleichmäßigen Faden. Obwohl sie völlig auf ihre Tätigkeit konzentriert schien, spürte MacLean doch die Anspannung, unter der sie stand. Sie horchte auf jedes Wort, und ihm kam der Verdacht, dass sie die gleichen Befürchtungen hegte wie er. Sie fürchtete, dass ihr Ehemann versucht hatte, seinen eigenen Cousin zu ermorden.
    »Throckmorton würde das, was ich vorhabe, kaum gefallen, aber etwas anderes scheint nicht zu funktionieren, und ich fürchte, uns geht die Zeit aus.« Harry holte Luft. »Also werde ich Ihnen behilflich sein. Sagen Sie mir, was von der Reise Ihnen noch im Gedächtnis ist.«
    Mittlerweile lümmelte MacLean entspannt in seinem Sessel, aber das Blut pochte schwer durch seine Adern. Das war es. Mit Harrys Hilfe würde er sich sicherlich erinnern.
    »Ich bin auf die Krim gereist – und zwar allein. Ich war schon angekommen, da sind Sie mit einem Empfehlungsschreiben Throckmortons bei mir aufgetaucht«, fing Harry an.
    MacLean setzte sich kerzengerade auf. »Richtig. Sie haben gesagt: ›Noch so ein verfluchter Schotte.‹«
    »Worauf Sie mir die Faust ins Gesicht geschlagen haben.«
    »Wobei ich damals noch ganz bei Verstand war.«
    Harry lachte, zuckte zusammen und hielt sich die Schulter.
    »Ich habe Ihren Cousin beaufsichtigt. Anfangs war Stephen brillant. Ein großer Spieler und ein großer Trinker dazu. Der Typ von Mann, der in eine Taverne gehen konnte und innerhalb eines Abends jedem russischen Offizier Jedes Geheimnis entlockte. Aber nach ungefähr einem Jahr fingen seine Informationen an zu stinken. Nicht alle und auch nicht ständig, aber immer dann, wenn es darauf ankam.«
    Enids Spindel drehte sich langsamer.
    »Daraufhin habe ich mich an Throckmorton gewandt und um Hilfe gebeten«, fuhr Harry fort. »Und er hat Sie geschickt, noch so einen verfluchten Schotten.«
    »Davon wusste ich nichts, Throckmorton hat mir von alledem mit Sicherheit nichts gesagt«, sagte MacLean. »Stephens Mutter hat mich mit ihrer Angst um Stephen verrückt gemacht,

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