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In deinen Armen

In deinen Armen

Titel: In deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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und MacLean schlief den Schlaf des Gerechten.
    Und sie hatten all das ohne Enid erledigt. jede kleinste Kleinigkeit ohne sie erledigt. Sie war im Garten spazieren gegangen, hatte die Sonne genossen, an den Blumen gerochen … zum Fenster hinaufgeschaut, die Hände gerungen und gewartet, dass man sie rief …
    Sonderbar, sich so betrogen zu fühlen, weil der Mann, den sie sechs Wochen lang umhegt hatte, sich hinreichend erholt hatte, um eine Stunde lang ohne sie auszukommen.
    Er sah um so vieles besser aus. Seine Wangen waren bereits voller, die Augen nicht mehr so eingesunken. Sein frisch gewaschenes, kastanienbraunes Haar glänzte, und die Narben, die kreuz und quer über seine Wange liefen, waren verblasst und abgeheilt. Jackson hatte seinen Bart ganz kurz getrimmt, und man sah jetzt das eckige Kinn vorspringen, das seinem Gesicht etwas von der Entschlossenheit eines Bullterriers verlieh. Seine Wangenknochen waren hoch, und die arme, gebrochene Nase hatte einen Höcker, der ihn wie einen ruchlosen Halsabschneider aussehen ließ. Vielleicht würde er glatt rasiert und mit frischem Haarschnitt wie Stephen MacLean aussehen und nicht wie ein Fremder, der ihr Herz rührte.
    Sie betrachtete ihre Hände und lächelte dabei. Ein Fremder, der ihr Herz rührte, während er schlief. Sobald er wach war, war er ein arroganter, unfreundlicher Esel.
    So musste eine Mutter sich fühlen, wenn ihr süßes, glückliches Baby die ersten Schritte tat und sein erstes Wort sagte – und dieses Wort war
nein!
    Ein Ächzen aus Richtung des Betts ließ sie den Kopf heben.
    MacLean streckte, langsam und behutsam die Belastung steigend, seine Gliedmaßen, während er sie ansah. »Dieses Lächeln da kann einem Mann ganz schön zusetzen.«
    Ihre Finger schlossen sich fest um das Buch. Wenn MacLean wach war, raste das Blut durch ihre Adern, die Luft schmerzte beim Atmen, und sie lebte in Angst vor den verletzenden Dingen, die er sagen würde. Sie lebte in Angst … und Vorfreude. Denn etwas in ihr – ein Rest von Temperament und Abenteuerlust, den sie vom Leben längst zerschmettert gewähnt hatte –, etwas in ihr genoss diesen Schlagabtausch. Sie zahlte es ihm in gleicher Münze zurück. Er sollte sie nie mehr mit gedankenloser Gefühllosigkeit behandeln. Zwischen ihnen war nichts mehr von dem Invaliden und der Krankenschwester, nichts mehr von der hintergangenen Ehefrau und dem rücksichtslosen Gatten. Sie waren Enid und MacLean, Gegner mit gleichem Ziel – MacLeans körperliche und geistige Genesung.
    Wenn er sich erst erinnerte, würde sich alles ändern.
    Er beendete die Dehnübungen, schaute Enid aber immer noch dabei zu, wie sie mit langsamer, eleganter Bewegung im Schaukelstuhl vor und zurück schaukelte.
    Sie weigerte sich, schneller zu schaukeln, nur weil er sie nervös machte. Sie würde ihre scheinbare Gelassenheit aufrechterhalten – und wenn es sie umbrachte.
    »Wie lange sind wir schon verheiratet?«, fragte er.
    Sie erstarrte. Der Schaukelstuhl blieb abrupt stehen. Sie balancierte die Zehenspitzen zu Boden und fragte sich, ob sein Geist, sollten seine Erinnerungen nicht zurückkehren, den unersättlichen Hunger nach Informationen je verlieren würde. »Neunjahre.«
    »Untreue?«
    »Das glaube ich nicht.« Sie zog die Augen zusammen und starrte ihn an. »Obwohl es seither sicherlich viele Frauen gegeben hat.«
    »Ich habe
dich
gemeint!«, röhrte er.
    »Oh!« Sie verlor jeglichen Gleichmut und fing wie wild zu schaukeln an, ihre Gelassenheit war dahin. »Nein, natürlich nicht. Als hätte mir an unserer Ehe so viel gelegen, dass es zu Heimlichkeiten gekommen wäre.«
    Das verletzte seinen männlichen Stolz. Er presste die Lippen zu einem Strich zusammen. Es kümmerte Enid jedoch nicht. Ihrer Meinung nach hatte er ohnehin viel zu viel von diesem männlichen Stolz, und das ohne besonderen Grund.
    Sie hatte das Bett mit ihm geteilt. Keine Erfahrung, mit der man hätte prahlen können. Wobei der fachmännische Kuss von gestern an dieser Wahrheit nichts änderte. Sie und ihr Körper waren gut beraten, sich darauf zu besinnen, was passiert war, als sie das letzte Mal seinem Flehen nachgegeben hatte: Sie hatte ihn geheiratet, was der Anfang eines langen, einsamen Weges in Armut gewesen war.
    Aber so wie MacLean sie letzte Nacht angesehen hatte … Er war nicht sofort wieder eingeschlafen, wie sie eigentlich angenommen hatte, sondern hatte sie beobachtet, wie sie durchs Zimmer ging, sich fürs Bett zurechtmachte. Als sie hinter dem

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