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In deinen Armen

In deinen Armen

Titel: In deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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auf der Matratze, sie war über ihn gebeugt … ihr Kopf fuhr zurück.
    »Bonjour, Madame!
Sind Sie da oben?«
    Enid blickte verwirrt um sich, so schnell auf den Erdboden zurückgekehrt zu sein, und dankbar, dass jemand – eine Frau, eine Fremde – sie errettet hatte. »Ich bin hier!«, rief sie und wollte auf die Stufen zulaufen.
    Aber MacLean packte sie an der Hand und ließ sie nicht gehen, bevor sie ihn ansah.
    Er betrachtete sie ohne zu lächeln.
    »Gerettet«, flüsterte er. »Aber nicht für lange.«

Kapitel 9
    Enid tat, als verstünde sie nicht, aber das kümmerte MacLean nicht. Natürlich verstand sie. Sie wusste, was gerade beinahe geschehen wäre. Die Leidenschaft zwischen ihnen pulsierte und brannte mit frischem Blut und neuem Feuer.
    Wohl überlegt und sinnlich ließ er seinen Finger ihren Arm hinuntergleiten, über den Pulsschlag an ihrem Handgelenk.
    Sie riss ihre Hand los und stakste zur Treppe, auf der bereits Schritte zu hören waren.
    Ein Kopf tauchte auf, eine schöne Frau mit blendendem Lächeln, die ihre Lebensfreude wie ein Kleid zu tragen schien und alles um sie herum glücklich machte.
»Madame
MacLean?«, fragte sie, als sie Enid erblickte.
    »Ja, ich bin Enid MacLean.«
    Als die Frau in die Dachkammer gestiegen kam, sah er, wie klein und zierlich sie war, und wusste auch ohne Honneurs, dass sie die Frau war, die Throckmorton zu ehelichen gedachte. Keine andere als sie hätte es ohne Geld oder Titel vermocht, diesen ernsten, alten Schweinehund zum Heiraten zu bringen.
    MacLean blinzelte. Welch eine Erkenntnis! Er
kannte
Throckmorton von früher, und er war auch sein Freund. Wie sonst hätte er mit jenem fröhlichen Amüsement an ihn denken können, mit dem der eine in die Falle gegangene Mann an den anderen dachte.
    In die Falle gegangen … sein Blick streifte Enid. Verheiratet. Mit ihr. Er konnte sich im Moment vielleicht nicht vorstellen, mit einer Engländerin verheiratet zu sein, aber Enid hatte Recht. Hätte Throckmorton ihn hintergehen wollen, dann hätte er ihm eine schöne Maid Mit Honig auf den Lippen präsentiert und nicht diesen Drachen.
    In die Vorfreude mischte sich die bittere Erkenntnis, dass es ihm in der Vergangenheit nicht gelungen war, seine Gefährtin glücklich zu machen. Er erinnerte sich zwar an nichts, aber Enid war seine Frau, und sie beide würden sich neue Erinnerungen erwerben. Sie zu verführen war etwas, das es zu planen galt; etwas, worauf er sich freuen konnte.
    Celeste trug ihr honiggoldenes Haar auf jene kniffelige Art, die jeden vernünftigen Mann verwirren musste: mit Zöpfen von hier nach da, um die Ohren herum und über dem Scheitel, und überall staken diamantbesetzte Haarnadeln hervor und funkelten derart, dass MacLean sie am liebsten aufgefordert hätte, die Lichter zu löschen.
    Enid, dieses dumme Mädchen, brauchte nur einmal hinzusehen und griff sich sogleich – im erfolglosen Versuch, die prächtige Mähne fliegenden Haars zu bändigen – ans schwarze Haarnetz.
    »Nicht!«, rief Celeste mit schwachem französischem Akzent aus. »Warten Sie!« Sie eilte mit weit schwingenden, fröhlich rosafarbenen Röcken herbei, ein windschiefes Blumenbukett umklammernd. »Lassen Sie mich das machen!« Sie zog die Haarnadeln aus Enids Haar und zupfte das schwarze Haarnetz fort.
    Die lockige Mähne fiel wirr über Enids Schultern, und sie hob die Arme, um sie einzufangen. Mit erhobenen Armen und fassungslosem Gesichtsausdruck sah sie aus wie eine Lady, die man beim Toilettemachen überrascht hatte, was MacLean vor Begierde beinahe aufstöhnen ließ. Ein Knie hochziehend, um das blühende Leben unter seiner Bettdecke zu verbergen, sah er mit dem Vergnügen des Voyeurs zu, wie Celeste Enids Hände wegschob und ihr mit den Fingern durch das Haar fuhr. Es reichte Enid bis zu den Hüften, was er letzte Nacht im Schimmer der Kerze erahnt hatte. Jetzt wollte er jede Strähne streicheln, ihre Lippen küssen, sie ganz bedecken …
    »Nun sehe man sich das einmal an!«, rief Celeste. »Was haben Sie für ein Glück! Mein Haar ist so fein und glatt, aber Ihres – Ihres ist herrlich!« An MacLean gewandt, sagte sie:
»Monsieur,
lieben Sie ihr Haar nicht auch?«
    Heute. Letzte Nacht. Morgen, in wirrem Durcheinander über sein Kissen gebreitet.
Doch er sagte nur: »Es ist wirklich prachtvoll.«
    Enid schaute ihn an, fassungslos und mit großen Augen. Die Leidenschaft, die er hinter seinem gebeugten Knie verbarg, schien in seiner Stimme mitgeschwungen zu haben, denn sie

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