Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In deinen Armen

In deinen Armen

Titel: In deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
Vom Netzwerk:
erklären, dass Sie verängstigt sind, damit sie keinen Anstoß dran nimmt.«
    Er starrte Mrs. Brown an und sah die eiserne Härte unter ihrer Freundlichkeit. Sie drohte ihm damit, Enid zu stecken, dass sich unter seiner barschen Oberfläche ein ängstlicher kleiner Junge verbarg. Enid würde weiterhin nett zu ihm sein, gewiss, aber er würde wissen, dass sich hinter ihrer Höflichkeit jene Gönnerhaftigkeit verbarg, mit der Frauen schwächliche Männer zu behandeln pflegten.
    Er war kein Schwächling. Er hatte keine Angst vor dem großen, klaffenden Loch in seinem Hirn und auch nicht davor, sich selbst nie wieder zu finden. So war das nicht – aber das spielte keine Rolle. Mrs. Brown würde sagen, dass es so war, und sein Dementi würde auf taube Ohren stoßen.
    »Aber natürlich bin ich nur ein Dienstbote. Ich habe meinen Mund zu halten.« Mrs. Browns Gesicht hatte alle Freundlichkeit verloren und leuchtete vor dämonischer Entschlossenheit. »Und ich könnte meinen Mund auch halten, wenn Sie sich durchringen könnten, ein bisschen höflicher zu unserer lieben Mrs. MacLean zu sein.«
    Ein Handel. Mrs. Brown bot ihm einen Handel an! Und er erspähte eine Chance, sich die Sache zu versüßen. »Aber Sie sehen zu, dass Sie mir diese Wäsche ersparen.«
    »Sie stinken.«
    »Frauen sind viel zu pingelig, wenn es um Sauberkeit geht.«
    »Sie haben seit mindestens sieben Wochen kein richtiges Bad mehr genommen. Die Kühe im Stall haben sich schon über den Gestank beschwert.«
    Langsam und akzentuiert sagte er: »Aber
sie
wird mich nicht waschen.«
    »Ah. Das ist es, was Ihnen nicht passt.« Mrs. Brown nickte. »Sie wollen nicht, dass
sie
Sie wäscht. Nun, das kann ich wohl einrichten.«
    Bevor er noch etwas sagen konnte, entfernte sie sich, und er hörte auf der Treppe Enids Schritte. Als sie den Raum betrat, stand Mrs. Brown auf der anderen Seite und wischte den Esstisch ab.
    Enid hatte einen Becher in der Hand und ein in braunes Papier gewickeltes Päckchen unterm Arm. Sie kam zu ihm und streckte ihm den Becher hin. Den gleichen Becher wie zuvor.
    Den würde er nicht nehmen. Er starrte den Becher an, als sei er von bösen Mächten befallen. »Keine Brühe mehr.«
    »Ist mit Hafer angedickt«, versicherte ihm Enid.
    Hervorragend! Für ihn war Hafer wie Manna vom Himmel.
    Sie ließ ihn den Becher halten, stützte ihn aber zur Sicherheit, als sei MacLean ein Kind, das sich jeden Moment bekleckern konnte. Was, wie er zugeben musste, leicht hätte passieren können. Seine Hände zitterten vor Entkräftung, und er hätte am liebsten alles auf einmal hinuntergeschluckt.
    Sie gestattete es ihm nicht. Nach jedem Schluck zog sie den Becher weg und gab ihm Wasser zu trinken.
    Und sein Magen füllte sich rapide. Er konnte nicht glauben, dass ein Becher mit Brühe und dünnem Haferschleim ihn so satt machen konnte.
    Enid verstand, ohne dass er ein Wort hätte sagen müssen. Mrs. Brown hielt sich im Hintergrund und betrachtete ihn mit ängstlichem Blick, der ihre Ruppigkeit von zuvor Lügen strafte. Enid reichte ihr den Becher. »Aber bringen Sie ihn nicht weg.«
    »Sie werden gleich noch was haben wollen«, erklärte ihm Mrs. Brown. »Aber Ihr Magen ist geschrumpft, und dieser Haferschleim da ist mehr, als Sie seit Wochen hatten.«
    Er betrachtete wieder seine Hände. Er streckte die Arme geradeaus, dann zur Seite und wieder geradeaus. Seine Muskeln zitterten vor Anstrengung, aber Muskeln ließen sich trainieren, bis sie einem wieder gehorchten. Ob das mit dem Verstand genauso funktionierte, wusste er nicht. »Wird meine Erinnerung zurückkehren?«
    »Sobald du wieder Kraft hast.«
    »Sagt das der Doktor?«
    »Ich habe den Doktor hinausgeworfen.«
    »Aber du weißt, wovon du sprichst?«
    »Nein.«
    Er starrte sie an. Dreistes Weib, sich einzubilden, sie wisse es besser als ein ausgebildeter Mediziner.
    Doch er hatte in seinem Leben schon einige Ärzte getroffen – nicht, dass er sich an irgendwelche Einzelheiten erinnert hätte –, Dummköpfe waren das gewesen und herablassend obendrein. Er vertraute sein Leben lieber ihren zarten Händen an als einem dieser Idioten. »Gut«, antwortete er knapp.
    Sie entspannte sich, und er begriff, dass sie damit gerechnet hatte, ausgeschimpft zu werden. Sie reichte ihm das Päckchen und sagte: »Das schickt dir Mr. Throckmorton.«
    Sie musste die Schnur für ihn durchschneiden. Er schlug das braune Papier auf und erkannte die angekokelten Reste seines Kilts nicht wieder. Der Plaid war rot mit

Weitere Kostenlose Bücher