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In deinen Armen

In deinen Armen

Titel: In deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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vor sich. Er würde nicht zulassen, dass ihnen jetzt noch etwas zustieß. Er hob den Kopf und ließ den lang gezogenen, leisen Ruf einer Eule hören.
    Und bekam eine Antwort. Nicht weit entfernt, ein wenig links von ihnen, in Richtung des Wildgatters.
    Er änderte die Richtung, hielt auf den Laut zu und rief noch einmal.
    Wieder bekam er eine Antwort. Und er erkannte diesen speziellen Ruf! Das musste der junge Graeme MacQuarrie sein. Mochte der Clan MacQuarrie auch die reinste Plage sein, er war der zweite Clan hier auf der Insel, und er war verdammt froh, auf einen MacQuarrie zu treffen.
    Enid, das kluge Mädchen, verhielt sich ruhig und war dicht bei ihm geblieben.
    Sie machte zwar mehr Radau als er, aber was konnte man von einer Engländerin mit lahmen Füßen und einem ganzen Berg von Unterröcken schon anderes erwarten?
    Die Rufe wurden lauter und lauter, bis schließlich Graeme neben dem Wildgatter auftauchte und MacLean auf die Schulter schlug. »Ich kann's kaum glauben, dass du's doch noch geschafft hast, alter Schafskopf!«
    Graemes breiter schottischer Akzent war so ziemlich der süßeste Laut, den MacLean je vernommen hatte. »Und du hier auf MacLean-Land, wo ich dich doch ständig davongejagt und heim zu Mama geschickt habe!« Er ließ Enid los und schlug Graeme freundschaftlich auf die Schultern. »Wie geht es dir, Graeme?«
    »Ziemlich gut für 'nen Burschen, der jede Nacht in der Kälte draußen war, damit er dir beim Nachhausehumpeln helfen kann! Wo bist du die ganze Zeit gewesen? Hast dich wie ein Mädel über deine schwache Konstitution beklagt?«
    Ohne eine Spur von Reue log Enid: »Er hat sich die ganze Zeit über immer nur beklagt. Erst hat er über die Hitze gejammert, dann über die Kälte, dann haben ihm die Füße wehgetan, und dann hat er sich beschwert, er habe Hunger.«
    Graeme sagte vor Erstaunen kein Wort.
    »Frau!«, sagte MacLean in dem Tonfall, in dem er seine hochherrschaftlichen Richtersprüche zu verkünden pflegte. »Du verstehst es wirklich, meine Geduld auf die Probe zu stellen.«
    »Das hoffe ich doch. Ich hatte schließlich genug Zeit zum Üben.« Enid lehnte sich an einen Baum. »Sind wir schon nah am Schloss?«
    Graeme nahm Haltung an. »Ja, Miss. Und es ist uns auch gesagt worden, dass eine Lady mit dem MacLean mitkäm, aber dass Sie so charmant sind, hat uns keiner gesagt.«
    Womit er wohl meinte, dass ihm niemand gesagt hatte, dass Enid den Löwen des Clans MacLean am Schweif zupfen würde. Mit ihrer Frechheit hatte sie ihre Schlagkraft unter Beweis gestellt und sich bereits von einer Null zu einer bedeutenden Persönlichkeit aufgeschwungen.
    Und sie lehnte an einem Baum, was hieß, dass sie schwach vor Hunger war.
    Einmal mehr den Arm um sie legend, machte MacLean sich zum Schloss auf. »Sie hat seit dem Frühstück, das armselig war, nichts mehr gegessen.«
    »Und sie mag es auch nicht, wenn man über sie spricht, als wäre sie nicht da und sie wie ein Gepäckstück herumzerrt!«, geiferte Enid.
    »Wenn sie Hunger hat, wird sie immer ein klein bisschen cholerisch«, erläuterte MacLean.
    »Eine Frau, die durch ganz Schottland marschiert ist, darf so cholerisch sein, wie sie will.« Der kleine Dummkopf von Graeme hörte sich respektvoll an. »Möchten Sie, dass ich Sie trage, Miss?«
    »Nein, das möchte sie nicht«, sagte MacLean.
    »Ah.« Graeme blieb ein Stück zurück, und MacLean wusste, dass er grinste. »Also aus dieser Richtung weht der Wind.«
    »Nein!«, antwortete Enid.
    Graeme kicherte.
    MacLean hätte dem Mann gerne den Kopf zurechtgesetzt, doch ihm ging Wichtigeres durch den Kopf. »Ist heute Nacht noch jemand hier draußen unterwegs?«
    »Sicher. Im Osten haben wir Jimmy MacGillivray, im Norden Rab Hardie und diesen Engländer, Harry. Unheimlicher Kerl, möchte ihm nich im Dunklen begegnen. Wir wussten nich, woher du kommst, aber die Engländer warn sicher, dass du kommst, und haben sich Sorgen gemacht, dass' wer dich unterwegs angreift.« Graeme lachte, um seiner Verachtung Ausdruck zu geben.
    »Als wir vorhin die Wiesen durchquert haben, dachte ich, ich hätte einen Gewehrhahn klicken hören«, berichtete ihm MacLean.
    Enid stolperte.
    Er hielt sie fest und in Bewegung.
    »Hier draußen ist keiner mit 'nem Gewehr unterwegs, MacLean«, sagte Graeme betreten. »Nich in 'ner Nacht ohne Wolken. Und bestimmt nich um Mitternacht.«
    »Wie weit noch?«, fragte Enid.
    »Du kannst schon die Lichter sehen. Da drüben.« Am Rande des Waldes innehaltend, deutete

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