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In deinen Augen

In deinen Augen

Titel: In deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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nickte.
    Beck sah auf. »Gut, das ist besser so. Da draußen im Wald gibt es Wölfe, die besser welche bleiben sollten.« Mit einem Mal schien ihm aufzufallen, dass Grace auf seiner anderen Seite stand. »Grace«, sagte er. »Sam … hat es funktioniert? Ist er –?«
    »Es hat funktioniert«, antwortete Grace sanft. Sie hatte die Arme fest vor der Brust verschränkt. »Er ist ein Mensch. Seit damals hat er sich nicht mehr verwandelt.«
    Beck schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken, seine Schultern sackten nach unten. Ich sah, wie er schluckte. Seine Körpersprache vermittelte pure Erleichterung und aus irgendeinem Grund fiel es mir schwer, es mit anzusehen. »Ist er hier?«
    Grace sah mich an.
    Ich hörte Sams Stimme von der Treppe und sie klang anders, als ich sie je von ihm gehört hatte.
    »Ich bin hier.«
SAM
    Beck.
    Ich konnte meine Gedanken nicht kontrollieren. Sie huschten die Stufen hinunter, über den Boden.
    er ist eine Hand auf meiner Schulter
    surrende Autoreifen auf nassem Asphalt
    seine Stimme erzählt meine Kindheit
    der Geruch des Waldes in meiner Vorstadtstraße
    meine Handschrift sieht aus wie seine
    Wölfe
    er ruft durchs Haus: Sam, Hausaufgaben
    Schnee, kalt an meiner Haut
    Ganz ruhig, sagte er. Keine Angst. Du bist immer noch Sam
    meine Haut reißt auf
    Das
    mein neuer Schreibtisch für all die Bücher
    habe
    meine Hände schweißnass auf dem Lenkrad seines Autos
    ich
    endlose Abende, immer gleich, wir stehen am Grill
    nicht
    du bist der Beste von uns allen, Sam
    gewollt.

KAPITEL 55
GRACE
    Mein erster Gedanke war, dass Sam mit Beck reden musste, um all seine widersprüchlichen Gefühle zu sortieren, und mein zweiter Gedanke war, dass Cole mit Beck reden musste, und zwar über die unterschiedlichen wissenschaftlichen Experimente, die er an sich selbst durchgeführt hatte, aber mein dritter Gedanke war, dass ich die Einzige zu sein schien, die sich an den eigentlichen Grund erinnerte, aus dem wir unbedingt mit Geoffrey Beck reden mussten.
    »Beck«, sagte ich und ich kam mir ein bisschen komisch vor, weil ich es war, die ihn ansprach, aber die Jungs sagten nichts, also was sollte ich machen? »Tut mir leid, ich weiß, es geht dir schlecht, aber wir müssen dir ein paar Fragen stellen.«
    Es war nicht zu übersehen, dass er litt. Cole hatte ihn in einen Menschen verwandelt, aber nur knapp. Im Raum hingen ein Geruch und eine Energie, die immer noch eindeutig wölfisch waren; wenn ich die Augen geschlossen und meine verborgenen Sinne auf Beck konzentriert hätte, wäre er in meinem Kopf wohl kaum ein Mensch gewesen.
    »Dann los«, sagte Beck. Sein Blick huschte zu Cole, dann zu Sam, dann wieder zurück zu mir.
    »Tom Culpeper hat eine Jagd in die Wege geleitet. Mit einem Hubschrauber. In einer Woche.« Ich wartete darauf, dass diese Information in sein Bewusstsein eindrang, wartete, ob ich noch mehr erklären musste.
    »Scheiße«, sagte Beck leise.
    Ich nickte. »Wir dachten uns, wir könnten das Rudel vielleicht umsiedeln. Aber wir müssen wissen, wie.«
    »Mein Notizbuch …« Aus irgendeinem Grund griff Beck sich plötzlich an die Schulter und hielt sie für einen Moment umklammert. Dann ließ er die Hand wieder sinken. Es war schwerer, dachte ich bei mir, jemandem zuzusehen, der Schmerzen hatte, als sie selbst zu ertragen.
    »Ich hab’s gelesen«, schaltete sich Cole ein. Er trat einen Schritt näher. Ihm schienen Becks Qualen weniger auszumachen; vielleicht war ihm der Anblick eines leidenden Menschen vertrauter als mir. »Du hast geschrieben, dass Hannah sie weggeführt hat. Wie? Wie hat sie das Ziel im Kopf behalten?«
    Beck sah zu Sam hoch, der immer noch schweigend auf der Treppe stand, und antwortete dann: »Hannah war wie Sam. Sie konnte ein paar Gedanken festhalten, wenn sie ein Wolf war. Mehr als wir anderen. Nicht so gut wie Sam, aber besser als ich. Derek war ihr bester Freund; er war gut darin, Bilder zu senden. Hannah und Paul haben die Wölfe zusammengetrommelt und Derek ist ein Mensch geblieben. Er hatte das Bild unseres Ziels im Kopf und hat es ihr geschickt. Sie hat die Wölfe geführt. Und er hat sie geführt.«
    »Könnte Sam das auch?«, fragte Cole.
    Ich wollte Sam nicht ansehen. Ich wusste, dass Cole bereits davon überzeugt war, dass er es konnte.
    Beck sah mich stirnrunzelnd an. »Wenn einer von euch ihm Bilder schicken kann, während er ein Mensch ist.«
    Jetzt sah ich zu Sam rüber, aber sein Gesicht verriet keinen seiner Gedanken. Ich wusste nicht, ob die

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