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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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mich los!“, maulte ich und versuchte mich freizumachen.
„Lass sie los!“, zischte Lucinda, die ihre Stimme wiedergefunden hatte. Sie starrte Jared mit gerecktem Kinn an. „Es ist ihre Entscheidung!“
„Ihre Entscheidung? Sie hat noch ihr ganzes Leben vor sich! Diese Entscheidung hast du ganz allein gefällt. Und das aus sehr egoistischen Gründen!“
„Willst du es machen?“, fragte sie spitz und Jared fasste sich mit der freien Hand an die Kehle. Er sah nicht glücklich dabei aus. Er schluckte schwer und ließ endlich meinen Arm los. Doch bevor ich eintreten durfte, zog er mich ein letztes Mal außer Hörweite von Lucinda.
„Hör mir zu, Kind. Was auch immer du dort drinnen vorfinden magst … bedenke jeden Schritt den du machst, denn er könnte dein letzter sein.“ Er schubste mich auf die geschlossene Tür zu. Lucinda trat falsch lächelnd zur Seite und bedeutete mir einzutreten. Jared und die anderen Jäger warfen mir mitleidige Blicke zu. Einige schüttelten den Kopf, andere presste die Lippen zusammen, um nicht zu sagen, was sie loswerden wollten. Ich bekam Angst. Mein Herz schlug plötzlich aus den falschen Gründen schmerzhaft fest in meiner Brust. Mit jedem langsamen Schritt, den ich über den weichen Teppich machte, stieg das ungute Gefühl in mir, dass mich dort drinnen etwas erwartete, das mir nicht gefallen würde. Unwillkürlich blieb ich stehen, starrte die Klinke an. Lucinda nahm mir die endgültige Entscheidung ab, in dem sie die Tür aufzog.
„Das ist einfach nicht richtig“, hörte ich Jared wütend sagen.
„Es ist der einzige Weg!“, entgegnete Lucinda leise und versetzte mir einen leichten Stoß. Ich stolperte in bodenlose Finsternis. Die Tür fiel laut krachend ins Schloss. Der süße Gestank von Verwesung kroch mir sofort in die Nase. Schlagartig versetzte er mich zu dem Moment zurück, in dem Donna in unserem Garten starb. Dieser Geruch konnte eigentlich nur eines bedeuten. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen.
„NEIN!“, schrie ich unwillkürlich und stolperte blind vor. Verzweifelt griff ich um mich, bis meine Hände schweren Stoff zu fassen bekamen. Ein Vorhang versperrte mir den Weg. Ich zog daran. Rechts von mir glitt ein Strahl warmen Lichts durch die Dunkelheit. Die rechte Hand auf den Mund gepresst, bewegte ich mich darauf zu und trat mit angehaltenem Atem auf die andere Seite.
Der Raum war riesig, doch nur ein einziges Möbelstück befand sich darin. Ein großes Bett. Stumpenkerzen standen überall auf dem Boden verteilt und tauchten alles in flackerndes Grauen. Ich wusste nicht warum, doch es behagte mir ganz und gar nicht, mich diesem Bett zu nähern. Es bedeutete einfach nichts Gutes. Dafür musste man nicht einmal studiert haben. Dennoch bewegten sich meine Beine ganz von allein darauf zu. Die Wäsche, schwarzer Satin, schimmerte im Kerzenschein wie flüssiger Teer. Niemand lag darin. Irritiert blickte ich um mich. Es gab keine Ecke, in der Brian sich verstecken konnte. Einer inneren Eingebung folgend sah ich nach oben. Der Atem entwich erleichtert meinen Lungen. Kein Vampir hing mit verrenkten Gliedmaßen unter der Decke oder krabbelte spinnenartig auf mich zu.
Kalte Schauer ließen mich frösteln. Dieses verdammte Kerzenlicht machte mich ganz fertig.
„Brian?“, flüsterte ich vorsichtig. Keine Reaktion. Natürlich nicht. Niemand war hier! Wieso hatte man mich überhaupt hierher geschickt?
Auf der Suche nach einem Anzeichen, umrundete ich das Bett. Meine Hand strich über den glatten, kalten Satin und stieß auf eine ungewöhnliche Wölbung darunter. Mein Puls heizte nach oben, dröhnte laut in meinen Ohren. Ich streckte die Hand weiter aus und zog die Decke zur Seite.
Keine Hand erstickte meinen Schrei. Niemand fing mich auf, als ich zurückwich und zu Boden stürzte. Auf dem Hintern sitzend kroch ich schreiend von dem Bett weg, so schnell ich nur konnte. Irgendwo hörte ich Stimmen, die durcheinander riefen, und das dumpfe Hämmern von Fäusten auf Holz. Irgendwann klappte ich den Mund wieder zu. Mein Blick hing wie gebannt an den Überresten von Brians Kleidung, die unter der glänzenden Bettdecke hervorlugten. Nein, das war gelogen. Ich konnte mir nichts vormachen. Das waren keine Stofffetzen. Ich würgte heftig und schlug die Hände vors Gesicht. Ich versuchte mir in Erinnerung zu rufen, wie warm die Sonne war, wie sich das Rauschen eines Wasserfalls anhörte, der Geschmack von Schokoladeneis oder der Duft sich öffnender Rosenblüten. In welcher

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