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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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zuteilwerden.“
Diese Ehre. Dass sie es noch immer fertigbrachte, etwas derartiges so nett zu umschreiben, faszinierte mich irgendwie. Wir wussten beide worum es hier ging. Man musste mir wirklich nicht erklären, was ein Vampir brauchte, wenn sein Leben am seidenen Faden hing. Was für ein Zufall, dass gerade ich mehr als bereit dazu war, alles für ihn zu geben. Lucinda wusste das ganz genau, wie mir nun klar wurde.
„Hast du mich deshalb schmoren lassen? Damit ich am Ende mehr als bereit dazu bin?“
„Möglicherweise.“
Ich schnaubte leise. Warum sie es nicht tat oder einer von Brians treuen Jägern, begriff ich zuerst nicht. Es spielte aber auch gar keine Rolle für mich. Lucinda hatte, was sie wollte. Eine dummes, verliebtes, verzweifeltes Mädchen, das zu allem bereit war.
„Dann lass dir eines gesagt sein“, flüsterte ich und strich mit den Fingern über die knöcherne Schulter meines Geliebten. „Das wäre alles nicht nötig gewesen, denn ich hätte jeder Zeit mein Leben für ihn gegeben.
Mit diesen Worten drehte ich Brian ganz langsam auf den Rücken und biss mir bei jedem Knacken seiner Knochen auf die Unterlippe. Ich hauchte ihm einen Kuss auf die dünnen Lippen. Es fühlte sich wirklich seltsam an. Dann sah ich zu Lucinda hoch, die erwartungsvoll vor dem Bett stand. „Verpiss dich!“
Sie nickte. „Ich danke dir! Von ganzem Herzen!“ Die Echtheit ihrer Worte schimmerte in ihren hoffnungsvoll geweiteten Augen.
Sie liebte Brian, das sah ich genau. Sie liebte ihn so sehr, dass sie bereit war ein anderes Leben für das seine zu opfern. Nur nicht ihr eigenes.
Es machte mich wahnsinnig traurig, zu wissen, dass Lucinda da sein würde, wenn Brian wieder zu sich kam, nicht ich. Mich gab es dann schon gar nicht mehr.
Endlich verstand ich, welch falsches Spiel sie mit uns spielte. Jeder ihrer Züge war gut durchdacht und bis ins kleinste Detail geplant. Lag es nicht auf der Hand, dass sie mich absichtlich von Brian ferngehalten hatte? Lag nicht auf der Hand, dass sie ihn gleichzeitig am Leben und mich aus dem Weg wusste? Wie dämlich musste man eigentlich sein, dass man so etwas Offensichtliches übersah? Wie konnte ich nur so blind sein?
Alles lief nach ihren Regeln und würde vermutlich ewig so weiterlaufen. Weil sie die Fäden in den Händen hielt. Ich wusste, dass Brian niemals etwas davon erfahren würde. Kein einziges Wort! Keiner der Jäger würde ihm erzählen, dass Lucinda mich absichtlich so lange von ihm ferngehalten hatte, bis er mein gesamtes Blut brauchen würde, um zurück ins Leben zu kehren. Diese miese Schlampe!!! Und ich? Was gedachte ich zu tun? Rebellieren? Dagegen aufbegehren? Ihr zeigen, dass sie so etwas nicht mit mir machen konnte? Brians Leben auf Spiel setzen?
Ich seufzte und schmiegte mich vorsichtig an ihn. Nein. Dafür war es zu spät. Uns beiden blieb keine Zeit mehr. Lucinda würde gewinnen.
    Bevor Lucinda ging, platzierte sie einen schwarz schimmernden Dolch so auf der Bettdecke, dass er mich unentwegt anzustarren schien. Ihm fehlten nur noch ein gehässiges Paar Augen und kleine Reißzähne. Ich bildete mir sogar ein, meinen Namen auf der Klinge schimmern zu sehen. Mein Todbringer, eigens für mich angefertigt, mit grünen Edelsteinen in dem versilberten Griff. Passend zu meiner Augenfarbe.
Ich beugte mich mit zusammengebissenen Zähnen über Brians Körper und umfasste die Waffe. Mein Herz tat etwas völlig Unerwartetes, als ich die Klinge an mein rechtes Handgelenk führte. Es verlangsamte seinen Schlag. Die Erinnerungen an den Versuch mich zu wandeln, kamen wieder in mir hoch. Gott hatte mein Herz da geschlagen! Wie ein Presslufthammer. Fast gekotzt hatte ich! Und nun? Eine tiefe Entspannung ergriff von mir Besitz. Meine linke Hand zitterte nicht einmal, als ich die rasiermesserscharfe Klinge mehrmals über mein Handgelenk führte. Euphorie war es auf einmal, die in mir hoch stieg. Es zählte gar nicht, wer auf Brian warten würde, es zählte einzig und allein, wer für ihn gegangen war. Ich! Mein Leben für seines! Was wollte ich mehr? Ich würde ihm auf eine Art nahe sein, wie es niemals jemand zuvor sein durfte. Obgleich dieser Gedanke völlig krank war, es fühlte sich unendlich gut an!
Ich beobachtete das aus den tiefen Schnitten hervorquellende Blut einen Augenblick verzückt. Es war so dunkel, beinahe Schwarz. Doch die Tropfen, die auf Brians entblößte Knochen perlten, hinterließen ein sehr lebendiges Rot. Diese Farbe versprach Auferstehung! Ich bettete

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