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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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Reihenfolge traten die Farben eines Regenbogens doch gleich nochmal auf? Lila, dunkelblau, hellblau. Einatmen, Verry! Grün? Ausatmen! Kam dann grün? Ich hyperventilierte.
Weiß … so weiß wie die Knochen … so weiß wie Brians Knochen.
Ich hatte es genau gesehen! Das vertrocknete Fleisch, das in Fetzen daran hing. Ein Stück des schweren Adamantitbolzens steckte noch immer in ihm. Das Bild tauchte vor meinen Augen auf und ließ mich nicht mehr los. Die Jäger mussten versucht haben, die Bolzen aus Brian herauszudrücken. Irgendwann war er einfach ganz stecken geblieben und hatte ein Loch in seinen Körper gefressen. Oder besser gesagt drei Löcher.
Lucindas Bann konnte nichts daran ändern, dass mir eisiges Feuer die Gedärme verbrannte. Ein ohrenbetäubendes Brüllen brach sich Bahn. Ich konnte es nicht zurückhalten, wollte nicht. Ich ließ mich einfach fallen, schloss die Augen und spürte das Monster in mir Stück für Stück die Macht an sich reißen.
„Er ist tot!“, brüllte es immer wieder.
Der Bann übernahm die Oberhand, drängte zurück, was nicht herausgelassen werden durfte und ließ mich allein zurück. Ich lag da, starrte an die Decke und beobachtete die tanzenden Lichtflecken der Kerzen. Meine Augen brannten wie Feuer, ebenso mein Rachen. Brian war so nah gewesen. So nah. Jeden Tag. Doch nun? Nun war er so weit fort, dass ich ihn nie wieder würde erreichen können. Tränen schossen mir in die Augen. Ich rollte mich auf dem Boden zusammen und schluchzte hemmungslos. Es war mir gleich, dass man mich hören konnte. Sollten sie doch denken was sie wollten.
Das hier hatte ich verdient! Brians Tod war die Strafe dafür, dass ich mich gegen Lucinda nicht durchsetzen konnte, die ganz bestimmt bis zu seinem letzten Augenblick an seiner Seite gewesen war. Wütend sollte ich sein, doch mir fehlte die Kraft.
Schließlich stand ich auf und näherte mich dem, was von Brian noch übrig war. Noch immer wollte ich so nah wie möglich bei ihm sein. Vorsichtig, um nichts zu zerbrechen, kletterte ich auf das Bett. Die Matratze war sehr viel weicher, als meine, weshalb ich noch sehr viel tiefer darin versank. Deswegen war mir zuerst nicht aufgefallen, dass Brian in diesem Bett lag. Ich hob mit zusammengepressten Lippen die Decke und musterte atemlos seinen Körper. Das erste, was mir durch den Kopf schoss, war die Erinnerungen an den Herbst, an vertrocknetes Laub.
Die Stellen, an denen die Bolzen Brian schwer verwundet hatten, bildeten große Löcher in seinem Brustkorb. Das Weiß seiner gebrochenen Rippen leuchtete regelrecht. Der mehr oder weniger unbeschadete Rest seines Körpers sah aus wie bei einer Mumie. Haut und Knochen. Das Gesicht, der ganze Kopf, glich dem eines seit einer Ewigkeit toten Menschen. Da war wirklich nichts mehr, was an Brian erinnerte. Der Anblick schnürte mir die Kehle zu.
Sie hatten ihn auf die Seite gedreht und versucht die Bolzen durch seinen Rücken nach draußen zu ziehen. Übelkeit schoss in mir hoch, die ich tapfer wieder runterschluckte. Ich konnte ihn so unmöglich liegen lassen! Warum ich mir vormachte, zu schaffen, wozu die Jäger nicht im Stande waren, konnte ich nicht mit Gewissheit sagen. Es fühlte sich ein bisschen an wie Artus, dem es gelang das Schwert Excalibur aus dem Stein zu ziehen. Die Bolzen ließen sich mühelos aus Brians Körper entfernen, was wohl eher daran lag, dass nicht mehr viel da war, dass Widerstand leisten konnte. Ich warf alle drei vom Bett. Mit einem kleinen Sicherheitsabstand bettete ich mich neben Brian. Das Verlangen, ihn zu berühren, wurde so übermächtig, dass ich die Finger ausstreckte und durch das tote Haar an seinem Hinterkopf strich. Mit geschlossenen Augen stellte ich mir vor, dass er quicklebendig neben mir lag, mir den Rücken zugewandt und schlief. Ich stellte mir seinen ruhigen Atem vor, seine warme Haut und den entspannten Schlag seines Herzens.
„Du kannst ihn zurückholen“, durchbrach Lucindas leise Stimme die Stille. Ich schreckte hoch. „Noch ist Zeit!“ Sie sah mich flehend an. „Du kannst ihn retten, Verry! Er ist noch nicht verloren!“
Tränen kullerten über ihre Wangen. Ich beäugte sie misstrauisch.
„Deswegen hast du mich geholt, nicht wahr?“, flüsterte ich und sank zurück auf das Bett. Meine Finger strichen über die Ausbuchtungen von Brians Wirbelsäule. Er wirkte nun so zerbrechlich.
„Niemand sonst ist entbehrlich“, hauchte sie und senkte den Blick. „Keinem sonst kann diese Ehre

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