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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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Frau mit den schmalen Händen.
„Bring Linda hier raus!“, herrschte der Doktor in die Runde. „Und schick mir diese verfluchte Hexe her!“
Fast sofort vernahm ich eine Stimme, die ich niemals wieder vergessen würde. Auch ohne die Augen zu öffnen, sah ich die Frau genau vor mir. Ein wunderschönes Gesicht, umrahmt von wallendem rotem Haar. Ihre Augen ebenfalls von roter Farbe.
„Oh Goooott“, stöhnte ich, beugte mich vor und spürte die Knochen in meinem Körper krachen.
„Ich hab euch alle gewarnt!“, zischte sie. Das Klackern ihrer Schuhe näherte sich mir. „Aber auf mich wollte ja niemand hören!“
Laut fauchend riss ich den Kopf hoch und starrte sie wutentbrannt an.
„BLEIB WEG VON MIR!“, brüllte ich. Mein Blut und Speichel sprühten ihr ins Gesicht. Wie vom Donner gerührt blieb sie stehen. Allein der Anblick genügte, dass ich mich selbst vergaß. Ich wollte ihr sehr wehtun. Jetzt! Hier! Vor all diesen Leuten! Vor ihm! Sie hatte es verdient! Leiden sollte dieses Miststück, bis ans Ende ihrer Tage! Ich streckte blitzschnell den linken Arm nach ihr aus und hieb mit messerscharfen Fingernägeln nach ihrer Gestalt.
„TAYLOR!“, brüllte Jenks, der mich aufs Bett zurückzudrücken versuchte. Ich trat ihm mit dem linken Bein zur Seite. Der Arzt hob vom Boden ab und donnerte mit voller Wucht gegen die offen stehende Tür. Linda warf sich kreischend zur Seite. Der Dreadlockenverschnitt trat lauernd auf mich zu.
„Du hast keine Chance!“, knurrte er und beugte sich angriffsbereit vor. Meine linke Hand fuhr ganz von allein auf ihn zu und schlitzte ihm den Oberkörper auf. Blut spritzte aus den erstaunlich tiefen Schnittwunden hervor und lenkte mich völlig von der Frau ab, die ich eigentlich zerfleischen wollte. Taylor starrte auf seine Brust und ich tat es ihm gleich. Beide sahen wir uns verdutzt an. Plötzlich ging der Riese mit einem lauten Ächzen in die Knie.
„Taylor?“, hörte ich mich entgeistert rufen und stürzte vor, um den Vampir aufzufangen. „Oh heilige Mutter Gottes.“
    Der emotionale Schock, als Lucinda das Zimmer betrat, hatte ausgereicht, um mein Innerstes, so blöd das auch klingen mochte, wieder ins Gleichgewicht zu rücken. Ich erinnerte mich an jede Einzelheit und ging beinahe kaputt daran.
Nun stand ich allein in
meinem
Zimmer, vor dem geöffneten Kleiderschrank, und betrachtete mich im Spiegel. In den ersten Minuten ertrug ich meinen Anblick kaum. Mittlerweile hatte ich mich gefasst und studierte jede neue Einzelheit an mir.
Mum würde mich nicht wiedererkennen.

Selbst mir war es schwer gefallen, wirklich mich in der Spiegelung zu sehen.
Seit einer geschlagenen Stunde stand ich jetzt schon hier, ausgezogen bis auf die Unterwäsche. Der Plan, Brian mit meinem Blut das Leben zu retten, war aufgegangen. Dass ich dabei sterben würde, hatte ich akzeptiert. Gestorben war ich auch. Nur weilte ich nicht lange genug im Reich der Toten, um wirklich als tot durchzugehen. Lucinda hatte mich zurückgeholt.
Jenks versuchte mir zu erklären, dass ich ein, wie ich es nannte, Halbseitenvampir war. Die linke Seite meines Körpers hatte sich während des Sterbeprozesses zu wandeln begonnen. Der wurde mit meiner Wiederbelebung allerdings unterbrochen. Der Rest meines Körper nahm die Extremitäten, die sich wandelten, als abgestorbenes Gewebe wahr, was dazu führte, dass sich auf meinem Arm und dem Bein riesige schwarze Flecken bildeten. Absterbendes Gewebe!
An diesen Stellen spürte ich gar nichts mehr. Mein Körper war überzogen von tiefen, blutverkrusteten Wunden, die sich aufgrund meiner merkwürdigen Veränderung nicht schlossen und andauernd frisch verbunden werden mussten. Ich sah aus wie eine Mumie und verbreitete keinen besonders angenehmen Geruch!
Leider durfte ich erfahren, dass ich mir diese Wunden während meiner einseitigen Wandlung selbst zugefügt hatte. Niemand konnte mit Gewissheit sagen, ob sie wieder verschwanden. Das war aber alles noch irgendwie zu ertragen. Nur die Wunden in meinem Gesicht, die konnte ich nicht so gut wegstecken. Ich war nie eingebildet gewesen, aber mein Gesicht hatte ich trotzdem gemocht. Eine tiefe Schnittwunde zog sich von meiner rechten Augenbraue, über die Nasenwurzel, quer über die gesamte linke Gesichtshälfte, bis zu meinem Ohr. Und mein Ohr? Das sah aus, als haben sich Ratten daran ausgetobt. Beim Blick in den Spiegel musste ich mir unweigerlich vorstellen, wie ich versucht hatte, mir die Haut vom Schädel zu ziehen. Mit dem eingerissen

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