Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
Vom Netzwerk:
Mundwinkel machte ich sogar dem Joker Konkurrenz. All diese Verletzungen wurden von tiefschwarzen Blutergüssen untermalt. Jedenfalls hoffte ich, dass es sich um Blutergüsse handelte.
    Die Tür wurde geöffnet und riss mich aus meiner Starre. Jenks betrat den Raum. Sein Gesicht machte mir klar, dass jetzt das kam, was er mir vor den anderen nicht hatte sagen wollen. In seinen Augen hatte etwas Unausgesprochenes gestanden, Worte, denen er nicht wagte eine Bedeutung zu geben.
„Ich mag dich“, meinte er leise und sah mich unglücklich an. „Und ich wünsche dir nichts sehnlicher, als alles Glück der Welt. Aber wir beide wissen, dass das Leben kein Ponnyhof ist, nicht wahr?“
Ich nickte nur und ging zum Bett, um mir die Tagesdecke um die Schultern zu schlingen. 
„Wie geht es Taylor?“, zögerte ich die Sache ein wenig hinaus.
„Oh ja …“ Jenks strich sich die Haare zurück. Er sah erschöpft aus. „Er ist eine Kämpfernatur. Das Gift ist schon fast wieder aus seinem Körper. Übrigens, ein interessantes Extra!“, lobte er.
Für gewöhnlich gelangte bei Vampiren nur durch ihre Fänge Gift nach draußen, um ihre Opfer zu lähmen und die Wunde offen zu halten. Die Fingernägel meiner linken Hand wiesen eine giftige Schicht auf, wie Nagellack. Weswegen Taylor bei meinem Angriff auch sofort zusammengebrochen war. Keiner konnte sich das erklären. Natürlich nicht! So etwas wie mich gab es vermutlich noch gar nicht auf der Welt. Ich war ein Halbseitenvampir sondergleichen. Was für eine große Scheiße!
„Das beruhigt mich“, murmelte ich. „Ich dachte schon, dass er stirbt.“
„Unser Großer?“, Jenks lachte künstlich. Dann sah er mich wieder traurig an. „Hör zu, Verry.“
Er atmete tief durch und zerwühlte wieder seine Haare. Für gewöhnlich trug Jenks doch eine sehr große Klappe zur Schau, dass er sich so dagegen sträubte, den Mund aufzumachen, bereitete mir Unbehagen.
Ich deutete auf mich. „Komm schon! Sag es einfach! Schlimmer kann es wirklich nicht mehr werden.“
Jenks sah mir tief in die Augen, zögerte und holte schließlich tief Luft. „Du wirst sterben, Verry.“
Sprachlos starrte ich ihn an. Jenks ließ sich wie ein Sack auf mein frischbezogenes Bett fallen. „Dein Körper stirbt dir praktisch unter der Nase weg.“
„Aber ich verwandle mich doch!“, rief ich mit hämmerndem Herzen. Jenks ließ den Kopf hängen.
„Ich habe dir Blut abgenommen und verschiedene Gewebeproben analysiert. Die Verwandlung geht zu schleichend von statten. Du wirst tot sein, bevor sie abgeschlossen ist.“
Ich verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen. „Du machst Witze, nicht wahr?“
Jenks hob den Blick und sah mich an, als wolle er am liebsten weinen. „Es tut mir leid, Verry. Ich weiß nicht was hier mit dir geschieht, aber sicher ist, ich kann diesen Prozess einfach nicht aufhalten! Du wirst sterben!“, flüsterte er. Hinter ihm flog die Tür auf und zersplitterte laut krachend an der Wand. Brian stand da, mit geballten Fäusten und pechschwarzen Augen. Er schnaufte wie ein Bär.
Jenks verzog das Gesicht. „Ach um Himmels willen!“
Seit meinem Versuch, Lucinda aufzuschlitzen, hatte ich Brian nicht mehr gesehen. Mir war klar, dass er meinen Anblick einfach nicht ertragen konnte. Ich fühlte mich deswegen schrecklich einsam, aber konnte ich es ihm verübeln? Selbst mir wurde bei meinem Spiegelbild übel. Die Verwandlung hatte ja nicht einmal vor meinen grünen Augen Halt gemacht. Der Glaskörper meines linken Auges leuchtete blutrot, die Iris hingegen zeichnete sich als krasse Mischung von pechschwarz und grasgrün ab. Die Farben vermischten sich und traten in dünnen Schlieren über die optische Grenze der Iris hinaus wie ausgelaufene Wasserfarbe. Jenks hatte mir eine Augenklappe in die Hand gedrückt, aber ich konnte mich noch nicht damit abfinden sie zu tragen.
„NEIN!“, jaulte Brian wie ein Wolf. Er ging in die Hocke, stemmte die Fäuste auf den Boden und brüllte so laut und anhaltend, dass das ganze Haus bebte. Jenks und ich rissen die Hände an die Ohren.
„Komm wieder runter!“, versuchte ich cool zu bleiben. Brian verstummte sofort. Der Blick seiner schwarzen Augen blieb an mir hängen. Mir wurde ganz elend zumute.
„Da fällt mir gerade ein, ich muss dringend noch deine Leukozyten zählen!“ Jenks sprang vom Bett hoch und löste sich praktisch in Luft auf.
Erst als Brian sich aufrichtete, wurde mir bewusst, dass ich vor Schreck die Decke hatte fallen lassen. Jetzt konnte er

Weitere Kostenlose Bücher