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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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Tatsache, dass ich ein gewaltiges schwarzes Loch in meiner Erinnerung besaß, machte mich noch nervöser. Unter meiner Haut begann es unangenehm zu kribbeln, wie kleine Skarabäen, die in meinem Fleisch herumkrochen und die Muskeln von der Epidermis lösten. Bei der Vorstellung breitete sich Übelkeit in mir aus. Angst wallte in mir hoch. Ich drehte den Kopf nach rechts, davon überzeugt mich übergeben zu müssen, und hielt die Luft an.
Ein großer Strauß Blumen versperrte mir fast gänzlich den Blick auf eine Person, die dort auf einem roten Ohrensessel saß. Sie rührte sich nicht und ich fragte mich, ob sie vielleicht schlief. Mein Blick fiel auf ein paar Beine, die in einer Jeanshose steckten und auf die dunklen Schuhe. Unendlich langsam richtete ich den Oberkörper auf. Schweiß bildete sich prompt auf meiner Stirn. Als ich die Arme abstützend anzog, bekam ich kaum noch Luft. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte die Angst vor dem Ersticken niederzukämpfen. Wie ich das Gefühl hasste, keinen Sauerstoff mehr in meine Lungenflügel pumpen zu können. Mir war durchaus klar, dass es sich nur um eine Panikattacke handelte, die, aufgrund der aktuellen Situation absolut verständlich war, und ich nicht ersticken sondern allerhöchstens ohnmächtig werden würde. Dennoch fühlte es sich grässlich an! Außerdem wollte ich nicht wie ein Weichei dasitzen und keuchend nach Atem ringen, mit kaltem Schweiß der mir vom Kinn perlte. Nein! Ganz gleich, was das hier für ein Ort war. Ich würde garantiert keinem zeigen, wie die Angst mich überrannte.
Stattdessen reckte ich angestrengt das Kinn nach vorn und versuchte an dem Strauß auf dem kleinen Nachttisch neben mir vorbei zu schielen. Beim Anblick des Mannes, fuhr mir ein kräftiger Schreck in die Knochen. Zum Glück zuckte ich nicht zusammen!
Er saß mit dem Gesicht zu mir, jedenfalls deutete seine Sitzposition das an. Ob er wirklich wach war, konnte ich nicht sagen, da sein ganzer Kopf in erstaunlich dunkle Schatten gehüllt lag. Er trug ein weißes Hemd, hochgeknöpft bis zum Adamsapfel. Sein rechter Arm ruhte auf der Lehne. Den anderen hielt er aufgerichtet und stützte das Kinn darauf. Obwohl ich seine Augen nicht sehen konnte, ließ mich das ungute Gefühl nicht los, dass er mich beobachtete. Aber warum zum Teufel rührte er sich dann nicht? Wieso sagte er kein Wort?
Der Schlag meines Herzens hämmerte laut in meinen Ohren. Meine Handflächen wurden feucht. So dazusitzen, kostete mich größte Anstrengung, doch so gern ich zurück in das Kissen sinken wollte, so sehr zog mich das Erscheinungsbild des Fremden wie magisch an. Ich musterte den Körper und konnte nicht umhin, die Muskeln zu bewundern, die sich unter dem Hemd abzeichneten. Mein Blick blieb an seiner rechten Hand hängen. Unwillkürlich ballte ich meine zur Faust. Mich erschreckte, dass ich mir automatisch vorstellte, wie warm sich seine Hände anfühlen könnten. Ich schüttelte den Kopf, um die wirren Gedanken aus meinem Gehirn zu bekommen und bereute es sofort. Mein Gesicht schien von einer brennenden Peitsche malträtiert. Glühendheißer Schmerz ließ mich die eine freie Hand vors Gesicht schlagen. Allein diese Berührung bereitete mir solche Qualen, dass ich wie von Sinnen zu schreien begann. Mit dem jedem Zentimeter meines Körpers, der dadurch in Bewegung geriet, schwoll der Pegel der Schmerzen weiter an. Nicht mehr Herr meiner Sinne, verlor ich völlig die Kontrolle über mich. Von dem Gefühl beherrscht, einfach nur sterben zu wollen, bekam ich nicht mit, wie mehrere Personen in das kleine Zimmer stürmten. Erst als eiskalte Hände mich zurück auf das Bett drückten, lichtete sich die Hitze in meinem Inneren. Nach Atem ringend drehte ich den Kopf zur Seite und übergab mich nun doch.
Eine junge Frau mit blonden, langen Haaren näherte sich mir vorsichtig mit einer Schüssel und einem Waschlappen.  Ich beobachtete sie aus den Augenwinkeln, während ich weiter würgte. Sie kniete sich vor mich, ignorierte den Gestank, den ich gerade garantiert verströmte, und wusch mir die Galle vom Mund und dem Kinn. Eine Demütigung der ganz besonderen Art.
Ihre Finger strichen mir die klitschnassen Haarsträhnen aus der Stirn. Mit strahlendblauen Augen lächelte sie mich so sanft an, dass ich am liebsten heulend in ihre Arme werfen wollte. Woher das Gefühl der Geborgenheit kam, das ich in ihrer Nähe empfand, wusste ich nicht. Die Frau war mir absolut fremd. Dennoch ließ ich mich von der warmen Woge

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