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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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War es nicht und das sah man ihr auch deutlich an. Aber dafür fehlte mir im Augenblick das nötige Feingefühl.
„Bis später“, murmelte ich und schlurfte an ihr vorbei in den ersten Stock. Ich betrat das Zimmer, in dem man mich erfolgreich von Brian ferngehalten hatte. Im Augenblick hatte ich keine große Lust, um ein anderes Zimmer zu bitten, was wiederum Fragen aufgeworfen hätte, von denen ich nicht wollte, dass sie gestellt wurden.
    Ich fiel vornüber auf das frisch bezogene Bett. Diesmal wurde kein Staub aufgewirbelt und die Luft im Raum schmeckte nicht mehr annähernd so abgestanden wie vor ein paar Tagen.
Unwillkürlich musste ich daran denken, wie viel Zeit vergangen war und wie entsetzlich fertig Erik beim letzten Mal ausgesehen hatte, als er zu lange unter Nahrungsentzug stand. Er durchlebte Höllenschmerzen. Wie es ihm wohl gerade ging?
Ich würde mich jedenfalls nicht mit dem Gedanken abfinden, dass Erik uns betrogen hatte. Es war schlicht und ergreifend unvorstellbar und ich würde meine Meinung nicht ändern, bis Erik mir höchstpersönlich die Wahrheit sagte. Es war mir gleich, was die anderen von ihm hielten, es gab ganz bestimmt eine gute Erklärung für sein Verhalten! So schnell würde ich ihn jedenfalls nicht aufgeben!
    Stunden später öffnete ich schlaftrunken die Augen. Jemand lag eng an meinen Rücken geschmiegt hinter mir. Der erste Gedanke galt Linda, die sich heimlich in das Zimmer gestohlen hatte. Den verwarf ich jedoch schnell, als ich Brians leise Stimme vernahm. Gegen meinen Willen schlug mir das Herz sofort bis zum Hals.
„Entschuldige. Ich wollte dich nicht wecken“, flüsterte er mir ins Ohr. Sein warmer Atem strich mir über den Nacken. Ich erlag der Versuchung und kuschelte mich dichter an ihn.
„Scho…ki“, murmelte ich träge und genoss die Wärme die sein Körper ausstrahlte. Dabei wollte ich böse auf ihn sein, weil er so herablassend über Erik gesprochen hatte. Doch im Moment lag mir nichts ferner, als das bisschen Zeit, das mir noch blieb, damit zu verschwenden, wütend zu sein. Okay, hätte Brian nicht gerade seine Arme um mich geschlungen und seine Lippen an meinen Hals gedrückt, wäre ich durchaus in der Lage gewesen, ihn wenigstens anzumaulen. Stattdessen schaltete mein Verstand jubelnd auf „Feierabend!“.
Seine Finger strichen sacht über meinen rechten Oberarm. Zum Glück besaß ich dort nur wenig blaue Flecken. Es war völlig neu für mich, mich so hässlich zu fühlen. Selbstbewusst war ich bis vor wenigen Tagen noch gewesen. Selbstbewusst und den Hang, den Mund sehr, sehr weit aufzureißen. Jetzt lag ich da und traute mich kaum, mich zu bewegen, aus Angst, dass er die verschandelte Hälfte meines Gesichts ansehen musste.  
Die Verbände an meinem Körper kamen mir ganz plötzlich ziemlich eng vor und ich bildete mir ein, dass sie bereits durch sifften und Wundsekrete und Blut die Bettwäsche vollschmierten.
Brians Lippen glitten über meinen Hals bis hoch zu meinem Ohrläppchen. Panisch rief ich mir mein Spiegelbild in Erinnerung. Wo genau begann die lange Narbe doch gleich? Und konnte er aus dieser Position schon meinen eingerissenen Mundwinkel sehen? Mein Puls dröhnte laut in meinen Ohren. Ich spürte das Blut durch meinen Körper hämmern und der Drang, den Kopf ganz nach rechts zu drehen und Brian einfach zu küssen, wurde überwältigend stark. Doch die Angst ließ mich einfach nicht los. Wenn er nach dem Kuss die Augen öffnete, wäre der Anblick meiner Wunden so aus der Nähe sicher ziemlich verstörend.
Brian legte Daumen und Zeigefinger unter mein Kinn und versuchte mein Gesicht zu sich zu drehen. Steif wie ein Brett lag ich da.
„Hey?“, flüsterte er. „Was hast du denn?“ Seine Worte hauchte er gegen meinen Unterkiefer.
„Nichts“, murmelte ich.
„Verry“, raunte er mir ins Ohr und eine heftige Gänsehaut kribbelte über meinen ganzen Körper hinweg. Ich schnappte nach Luft und kniff die Augen zusammen. „Sieh mich an“, bat er.
Brian verlagerte sein Gewicht. Sein warmer Atem strich jetzt von oben über mein Gesicht. Er hatte sich einfach über mich gebeugt. Scheiße! Jetzt konnte er alles ganz genau sehen!
Ich wartete darauf, dass er würgte und fluchtartig das Zimmer verließ, aber er blieb wo er war und flüsterte erneut meinen Namen. „Verry?“
Mit angehaltener Luft öffnete ich die Augen. Er war mir so nah, dass ich errötete. Gleichzeitig ballte sich die Angst vor einer negativen Reaktion in meinem Magen zu einem

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