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In Den Armen Der Finsternis

Titel: In Den Armen Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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Tisch. Ich wandte meinen Blick nicht ab. Seine Furcht gefiel mir. Sie schmeckte nach Blut und schien warm. Die Jungs hatten immer Appetit auf einen fetten Dämon, auf einen kleinen Parasiten, einen Zombiemacher. Schlächter und Ungeziefer, das um den menschlichen Verstand herumgeisterte und nach einer Schwäche suchte, einer heißen Ernte.
    Dämonen erzeugten Schmerz - und ernährten sich von Schmerz, der doch nur eine andere Art von Energie war: eine
dunkle Emanation. Dämonen flüsterten der Seele ins Ohr und verwandelten Großmütter in Mörder, verlegene Jungs in Vergewaltiger und Männer wie Archie Limbaud in Sadisten. Sie alle waren Zombies. Menschliche Hüllen, von Kreaturen bewohnt, die sich von den Mustern des Leidens nährten, von den Kreisen der Verzweiflung, die sich langsam weiter ausdehnten.
    Ich war ganz geschickt darin, Parasiten zu töten. Das musste ich aber auch sein. Denn sonst war niemand da, der es tun konnte. Es wusste ja fast niemand, dass sie überhaupt existierten. Ich war der Letzte der Bannwächter, die Letzte, die von einer Rasse von Männern und Frauen übrig war, die einst geschaffen worden waren, um gegen eine Armee von Dämonen Stellung zu beziehen. Die Schlimmsten von ihnen waren hinter dem Schleier gefangen: ein multidimensionales Gefängnis, das in Zeit und Raum schwebte. Aber die Schleier wurden schwächer und standen kurz davor zu fallen.
    Wenn es dazu kam, würde es mit der Welt ein Ende haben. Zehntausend Jahre Frieden würden in eine Million kleine Stücke zerschmettert werden.
    Aber hier, in diesem Obdachlosenheim, da fanden die Teufel eine Zuflucht. Und zwar, weil ich ein Versprechen gegeben hatte.
    Ich verließ die Küche durch eine Seitentür, die direkt in die Cafeteria führte. Der Priester hatte mir den Rücken zugekehrt. Ich lauschte dem leisen Raunen der Frühstücksgespräche, während ich auf ihn zuging. Unter dem Stimmengemurmel hörte ich Fetzen von South Pacific aus der Gegensprechanlage. Einer der Freiwilligen war in New York City gewesen, um das Revival im Lincoln Center zu sehen, und das war nun seine neueste Obsession. Ich ging im Rhythmus des zickigen Beats von Mitzi Gaynor, die sich gerade, als sie sang, Männer aus dem Haar
wusch, und stellte fest, dass ich dabei richtig mitfühlen konnte. Jedenfalls, was den Priester betraf.
    Er drehte sich um, als ich mich ihm näherte. Die Nähe vermochte meine Gefühle über ihn jedoch nicht zu verändern. Er war größer als ich, und fast noch hagerer. Seine dunkle Kleidung, die beinahe durchscheinende Blässe seines feuchten Gesichts und das braune, strähnige Haar betonten noch die skelettartige Ausstrahlung seines Körpers. Die roten Flecken auf seinen Wangen sahen aus, als hätte er seine Finger in einen Rougetopf gesteckt und die Schminke dort verrieben.
    Der Priester legte den Kopf auf die Seite, ein schwaches, lebendiges Lächeln spielte um seine Lippen. Seine Augen waren blutunterlaufen.
    »Hallo«, sagte er. Er hatte einen italienischen Akzent, und seine Stimme klang weit ruhiger, als das Zucken in seinen Wangen und der Tick in seinem Augenlid vermuten ließen. Er sah mich an, als wären wir bereits die besten Freunde - und die Vertrautheit seines Blicks bereitete mir Unbehagen, sogar Übelkeit. Als wären seine Gesichtsticks ein schaukelndes Boot.
    »Kann ich Ihnen helfen?« Ich riss mich zusammen, als Zee aufgeregt zwischen meinen Brüsten pulsierte. Dek und Mal zogen an meiner Kopfhaut, wie ein Zwillingshaken in einem Fischmaul, während Rowh und Aaz auf meinen Händen brannten. Ihr sanftes, siedendes Summen verbrannte mich bis auf die Knochen. Irgendetwas stimmte da nicht. Irgendetwas war hier ganz und gar nicht in Ordnung.
    Der Mann antwortete auch nicht sofort. Er starrte mich an, ohne zu blinzeln, so als wäre er gar kein Priester, sondern ein spiritueller Wissenschaftler, der meine Seele in Streifen schnitt, sie mit feiner, tödlicher Präzision sezierte. Eine schnelle, kalte Analyse, und wie seine Stimme strafte sie den Schweiß und das
Unbehagen Lügen, die Unsicherheit seiner Haltung. Es ist nur eine Maske, dachte ich. Oder ein Symptom.
    »Ich suche jemanden«, sagte der Priester. Seine Stimme klang seltsam tot. »Den Mann, dem dieser Ort gehört.«
    Das überraschte mich keineswegs. Aber ich wollte lügen, ich wollte sehr gemein werden. Es war ein schrecklicher Fehler, diesen Priester in die Nähe von Grant zu lassen. Ich hätte Byron nicht zu ihm schicken sollen. Ich fühlte es in meinen

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