In den Armen der Nacht
weil sie Ihre Freunde ermordet haben? «
»Ich würde sie am liebsten töten. Ein Teil von mir würde sie am liebsten töten, aber das ist nicht meine Aufgabe. Solange nicht mein Leben oder das Leben von jemand anderem in Gefahr ist, darf ich sie nicht töten. Denn wenn ich sie töten würde, weil ich sauer, traurig und zornig bin, wäre ich genauso schlimm wie sie. Du musst diese Sache mir überlassen. Du musst mir vertrauen. «
»Wenn sie versuchen, mich zu töten, töten Sie sie dann?«
»Ja.«
Nixie sah Eve in die Augen und nickte langsam mit dem Kopf. »Ich kann Kaffee für Sie bestellen. Ich weiß, wie man das macht.«
»Das wäre schön. Ich trinke meinen Kaffee immer schwarz.«
Als Nixie in die Küche ging, nahm Eve die Decke von
der Liege, die in einer Ecke stand, warf sie über die Pinnwand und hob ihre Hände vors Gesicht.
Der Tag hatte kaum angefangen, dachte sie, und schon war er versaut.
13
»Was für ein seltsamer Tagesanfang.« Sobald Summerset das Mädchen aus ihrem Arbeitszimmer führte, marschierte Eve zu ihrem Schreibtisch, um die eingegangenen E-Mails durchzugehen.
Roarke schenkte sich den Rest des Kaffees aus der Kanne ein und erhob sich ebenfalls von seinem Platz. »Ein zwanzigminütiges Frühstück gilt in manchen primitiven Gesellschaften als vollkommen normal.«
»Und jetzt hinke ich mit der Arbeit hinterher.« Sie ging die Berichte des Pathologen zu Knight und Preston sowie den Bericht der elektronischen Ermittler über die Überwachungsanlage und die übrige Elektronik am gestrigen Tatort durch. »Ich muss dringend los.«
»Lass mich erst noch gucken, ob die Namenssuche was ergeben hat.«
»Roarke? Sie hat die Pinnwand gesehen.«
»Verdammt. Wann –«
»Ich habe Summerset gesagt, dass er sie raufschicken soll, weshalb ich ihm nicht mal einen Vorwurf machen kann. Ich war etwas verärgert, weil ich mich erst mit ihr beschäftigen sollte, statt sofort mit der Arbeit anzufangen, und habe einfach nicht nachgedacht. Und dann –« Sie schüttelte den Kopf. »Als bei mir endlich der Groschen fiel, bin ich natürlich sofort selber losgestürzt, aber da war es schon zu spät.«
Er stellte seine Kaffeetasse fort. »Wie ist sie damit zurechtgekommen?«
»Sie hat mehr Rückgrat, als man von einem Kind erwarten würde. Aber sie wird es nie vergessen, und deshalb muss ich mit Mira sprechen und sie fragen, was ich machen soll.« Da sie sich schwerlich selber in den Hintern treten konnte, trat sie gegen den Tisch. »Scheiße, Scheiße, Scheiße! Wie konnte ich nur so dämlich sein?«
Er brauchte nicht zu fragen, wie Eve selbst damit zurechtkam, wusste er. »Es war nicht deine Schuld, oder zumindest nicht ausschließlich. Wir hätten alle daran denken sollen, aber wir sind es einfach nicht gewohnt, ein Kind im Haus zu haben. Ich habe mir ebenfalls keine Gedanken darüber gemacht. Genauso gut hätte sie gestern Abend hier hereinspazieren können, als sie zu mir gekommen ist. Ich bin auch nicht auf die Idee gekommen, dass ich das verhindern muss.«
»Wir sollten an solche Dinge denken. Wir sollten verantwortungsbewusster sein.«
»Da hast du wahrscheinlich Recht.« Wenn Nixie gestern Abend auf dem Weg zu ihm in das Büro gegangen wäre, hätte er sich ebenfalls die größten Vorwürfe gemacht. »Aber es ist ein bisschen wie ein Sprung ins kalte Wasser, ohne dass man schwimmen kann.«
»Sie muss so schnell wie möglich mit den Dysons zusammenkommen. Sie wissen, wie man mit einem neunjährigen Mädchen umgehen muss. Schließlich hat sie schon genug Probleme, ohne dass sie von mir zusätzliche Scherereien gemacht bekommt.«
»Du möchtest, dass sie hierherkommen, und das ist vollkommen in Ordnung«, meinte er, ehe sie noch etwas sagen konnte. »Am besten lädst du sie um Nixies willen so bald wie möglich ein.«
»Am besten rufe ich sie sofort an und frage, ob sie
heute auf die Wache kommen, damit ich dort mit ihnen sprechen kann.«
»Dann gehe ich solange rüber und gucke, was die Namenssuche ergeben hat.«
Er ging in sein eigenes Büro, rief die Ergebnisse der Suche auf und speicherte sie auf einer Diskette ab. »Neunzehn Namen«, überlegte er. »Das ist mehr, als ich erwartet hätte. Natürlich fallen die Personen weg, die eines natürlichen Todes gestorben sind, aber …«
»Das sind aber viele Namen«, meinte auch Eve, als sie die Liste auf einem der Wandbildschirme sah. »Davon fünf, die eine Verbindung zu beiden Swishers hatten. Die Swishers waren ganz eindeutig nicht die
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