In den Armen der Nacht
Assistentin nicht vergessen, dachte Eve.
»Ich habe drei Namen für Sie, die passen könnten, Dallas.«
»Wenigstens einer von uns scheint heute zu machen, was er machen soll.«
Strahlend legte Peabody die sorgfältig beschrifteten Disketten auf den Tisch. »Einer lebt noch immer in der Stadt, einer ist noch im aktiven Dienst und in Fort Drum in Brooklyn stationiert, und der Dritte hat seinen
Wohnsitz in einer Kampfsportschule in Queens gemeldet, deren Miteigentümer er ist.«
»Sie sind also alle drei noch in New York. Das ist natürlich praktisch. Welche Verbindung gibt es zwischen ihnen und den Swishers?«
»Der Erste, ein pensionierter Sergeant, war Mandant von Grant. Es ging dabei um seine Scheidung und das Sorgerecht für seine Kinder. Von außen betrachtet hat Swisher so viel wie möglich für ihn rausgeholt. Das Vermögen wurde hälftig zwischen beiden Eheleuten aufgeteilt und auch das Umgangsrecht mit den minderjährigen Kindern wurde eher großzügig zugunsten des Vaters ausgelegt.«
»Wo ist die Exfrau?«
»Sie hat wieder geheiratet und lebt mit ihrem zweiten Mann in Westchester. Im zweiten Fall hat Swisher die Ehefrau vertreten. Es ging ums Sorgerecht. Sie hat behauptet, dass sie und auch die Kinder seelisch und körperlich von ihrem Mann misshandelt worden sind, und ging als unangefochtene Siegerin aus dem Verfahren hervor. Sie hat das alleinige Sorgerecht und einen beachtlichen Teil der monatlichen Einkünfte des Exmannes als Kindesunterhalt zugesprochen bekommen, ist nach Philadelphia umgezogen und dort als allein erziehende Mutter registriert.«
»Er hat also Frau und Kinder verloren und muss obendrein noch jede Menge zahlen. Das kotzt ihn doch sicher an. Was ist mit dem Letzten?«
»Auch da hat Swisher die Ehefrau vertreten. Sie hat ihre Aussage unter Ausschluss der Öffentlichkeit gemacht und dabei behauptet, dass sie und ihre beiden minderjährigen Kinder über einen Zeitraum von zwölf Jahren regelmäßig von ihrem Mann misshandelt worden sind. Die Beweise dafür waren dürftig, aber Swisher
hat die Sache trotzdem durchgezogen, danach hat man nichts mehr von ihr gesehen oder gehört.«
»Sie ist verschwunden?«
»Seit dem Tag, an dem das Gericht zu ihren Gunsten entschieden hat, sind sie und ihre Kinder wie vom Erdboden verschluckt. Ich habe noch nicht alle Einzelheiten, aber es sieht aus, als wäre sie getürmt. Oder –«
»– als hätte er sie letztendlich erwischt. Was wissen Sie sonst noch über sie?«
»Der Fall wurde noch nicht zu den Akten gelegt. Die Schwester hat eine Vermisstenanzeige erstattet, bevor sie mit ihrer eigenen Familie nach Nebraska umgezogen ist.«
»Nebraska? Wer zum Teufel lebt freiwillig in Nebraska ?«
»Diese Frau.«
»Ja, zusammen mit jeder Menge Kühe und Schafe, weil es andere Menschen dort nicht gibt.«
»Auch die Eltern leben dort. Die Eltern der vermissten Frau. Nicht die Eltern der Kühe und der Schafe – obwohl es dort wahrscheinlich jede Menge Tierzucht gibt.«
»Über diese Dinge denke ich am besten gar nicht nach«, stellte Eve erschaudernd fest. »Kühe, die es auf den Feldern treiben. Ein erschreckender Gedanke, finde ich.«
»Tja, wenn sie es nicht treiben würden, hätten wir nur noch –«
»Stopp. Sie machen alles nur noch schlimmer. Dann würden sie von irgendwelchen Wissenschaftlern im Labor gezüchtet, was auch nicht besser wäre.« Mit Grabesstimme fügte sie hinzu: »Wenn es erst mal so weit ist, wird ihnen eines Tages wahrscheinlich ein Riesenfehler unterlaufen, und die mutierten Kühe werden rebellieren und uns Menschen fressen. Warten Sie’s nur ab.«
»Ich habe einmal einen Film gesehen, in dem geklonte Schafe Intelligenz entwickelt und angefangen haben, die Menschen zu attackieren.«
»Sehen Sie?« Eve hob mahnend einen Finger in die Luft. »Vom Film zur Wirklichkeit ist es wahrscheinlich nur ein winzig kleiner Schritt. Ich kann also nur hoffen, dass ich nicht nach Nebraska muss.«
»Ich war schon mal dort. Eigentlich ist es dort sogar sehr schön. Es gibt ein paar durchaus nette Städte, und die Landschaft ist wirklich interessant. Maisfelder, so weit das Auge reicht.«
»Maisfelder? Maisfelder? Wissen Sie, was sich alles in Maisfeldern verstecken kann? Haben Sie darüber schon mal nachgedacht?«
»Nein, aber jetzt werde ich es tun.«
»Keine noch so dunkle Gasse kann so schlimm sein wie ein Maisfeld«, meinte Eve, schüttelte dann aber entschlossen den entsetzlichen Gedanken ab und wandte sich der Pinnwand zu.
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