In den Armen der Nacht
»Okay. Wir sprechen mit den Männern, die Sie gefunden haben. Und sprechen mit den Ermittlern in den Fällen Duberry und Moss, und wir sehen uns die Vermisstenmeldung und die Akte der verschwundenen Frau und Kinder an. Außerdem will ich mit dem Beamten reden, der im Raubmord an einer Ärztin auf dem Parkplatz des Westside Memorial ermittelt hat. Sie haben ihren angeblichen Mörder festgenommen und verurteilt, aber sie hat im Fall Kirkendall gegen Kirkendall zugunsten von Swishers Mandantin ausgesagt. Wir werden also alle Zeugen in dem Fall noch mal befragen, um zu gucken, ob damals von den Kollegen irgendetwas übersehen worden ist. Und falls wir jemals Yancys blöde Bilder kriegen, gleichen wir sie mit den Bildern der drei Männer ab.«
»Yancys Bilder sind Gold wert«, erinnerte Peabody sie.
»Wenn er eine vernünftige Beschreibung von der Nutte kriegt, können wir die Bilder in den Computer geben, und der spuckt dann sicher irgendwelche Namen aus.«
»So weit sind wir noch lange nicht.«
Als Feeney und McNab den Raum betraten, drehte sie den Kopf, sah den verführerischen Blick, mit dem der jüngere der beiden elektronischen Ermittler ihre Partnerin bedachte, tat aber, als hätte sie ihn nicht bemerkt. Die beiden hatten offenkundig gerade eine Knuddelphase, und wahrscheinlich sprach es gegen sie, dass sie erleichtert wäre, fingen die Turteltauben endlich wieder mit den gewohnten Streitereien an.
»Falls Sie vor oder während der Besprechung Ihre Hände oder Ihren großen Mund auch nur in die Nähe meiner Partnerin bewegen, reiße ich Ihnen persönlich die dämlichen Ringe aus den Ohren, und dann können Sie gucken, wie es aussieht, wenn kleine Stücke Ihrer Ohrläppchen durchs Zimmer fliegen«, warnte sie McNab.
Er tastete erschrocken nach den jeweils vier leuchtend blauen Ringen, die er in den Ohren trug.
Feeney schüttelte den Kopf, wandte sich an Eve und sagte mit leiser Stimme: »Wenn du mich fragst, sind die beiden jetzt sogar noch rolliger als vor ihrem Zusammenzug. Ich wünschte mir, sie fingen langsam wieder an sich anzuschreien. Dieses ständige Gezirpe ist geradezu gespenstisch.«
Es war einfach schön, jemanden im Team zu haben, der so vernünftig war. Zum Zeichen ihrer Solidarität schlug Eve ihm auf eine seiner herabhängenden Schultern und sah ihn grinsend an.
Als auch Baxter und Trueheart kamen, teilte sie Tassen mit dampfend heißem Kaffee und die aktualisierte Akte aus.
»Detective Yancy müsste auch gleich kommen«, begann
sie die Besprechung. »Wenn sich die Zeugin noch etwas besser erinnern konnte, bringt er die Gesichter unserer Täter mit. Inzwischen haben wir herausgefunden, dass es eine mögliche Verbindung zwischen unserem Mordfall und zwei anderen Fällen gibt.«
Mit Hilfe der Skizzen an der Pinnwand und der Fotos auf dem Monitor klärte Eve ihr Team über die Beziehung zwischen Grant und Keelie Swisher und den beiden anderen Opfern auf.
»Falls die Morde an Moss, Duberry und den Swishers zusammenhängen, macht der zeitliche Rahmen deutlich, dass die Taten nicht nur sorgfältig geplant waren, sondern dass der Mensch oder die Menschen, die dahinterstecken, beherrscht, geduldig und sehr vorsichtig sind. Hier bringt kein Psychopath wahllos irgendwelche Menschen um. Der Täter ist ein zielstrebiger Mensch mit einer Mission, der ebenfalls eine Verbindung zu allen Opfern hatte und der entweder selbst die Fähigkeit zur Planung und Durchführung dieser Taten hat oder über genügend Geld und ausreichende Beziehungen verfügt, um Leute anzuheuern, die diese Fähigkeiten haben. Wobei ich nicht von dem Täter, sondern von den Tätern sprechen sollte, weil wir sicher wissen, dass es sich um keinen Einzeltäter handelt, sondern um ein eingespieltes Team.«
»Polizistenmörder«, sagte Baxter ohne den ihm eigenen Humor.
»Polizistenmörder«, bestätigte Eve. »Aber dass die beiden Polizisten waren, war nicht relevant. Sie waren den Tätern im Weg, sonst nichts.«
»Aber sie waren keine zufälligen Opfer.« Trueheart wirkte überrascht und leicht verlegen, als er merkte, dass er laut gesprochen hatte, doch nachdem er sich geräuspert hatte, fuhr er fort: »Was ich meine, Lieutenant, ist,
dass die Detectives Knight und Preston aus der Sicht der Mörder keine unschuldigen Opfer, sondern sogenannte feindliche Kombattanten waren.«
»Da haben Sie wahrscheinlich Recht. Dies ist ein kleiner, ganz privater Krieg, der gegen einen bestimmten Personenkreis gerichtet ist. Eine der Personen ist
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