In den Armen der Nacht
Schule für das Mädchen zu bezahlen. Doch um ihr die Sache zu versüßen, übernähme er die Kosten für den Unterhalt und für die Ausbildung des Kindes wenn nötig einfach selbst. Er war bereit zu handeln, wenn es zum Wohl der Kleinen war.
Sie hatte attraktive, wenn auch vielleicht etwas weiche Züge, denen sie durch diskretes Schminken eine etwas schärfere Kontur verlieh. Ihr unauffällig braunes Haar war kurz geschnitten und spitzte sich in ihrem Nacken zu einer Art Dreieck zu.
Ihre ansprechende Figur kam in dem Anzug vorteilhaft zur Geltung, als sie um den Tisch herumkam und ihn mit ausgestreckter Hand lächelnd willkommen hieß. »Mr Roarke. Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Flug.«
»Ja. Danke.«
»Was können wir Ihnen anbieten? Vielleicht einen Kaffee?«
»Danke, eine Tasse Kaffee wäre nett.«
»David?«, sagte sie, ohne ihren Assistenten auch nur anzusehen, da sie offenbar erwartete, dass er automatisch etwas unternahm.
Ein Punkt für sie, fand Roarke.
Sie wies auf eine Sitzgruppe und wartete, bis er bequem in einem der breiten, schwarzen Sessel saß.
»Ich weiß es zu schätzen, dass Sie mir so kurzfristig einen Termin gegeben haben«, begann er das Gespräch.
»Es ist mir ein Vergnügen. Haben Sie auch noch anderweitig geschäftlich in Philadelphia zu tun?«
»Heute nicht.«
Lautlos trat der Assistent mit einem Tablett mit Kaffeekanne, Tassen, Untertassen, einer kleinen Zuckerschale und einem kleinen Krug mit möglicherweise echter Sahne an den Tisch.
»Danke, David. Stellen Sie bitte bis auf Weiteres keine Anrufe zu mir durch. Nun, wie trinken Sie Ihren Kaffee? «
»Schwarz. Ms Corday, mir ist bewusst, wie kostbar Ihre Zeit ist.«
Sie schlug lässig die Beine übereinander und sah ihn lächelnd an. »Ich investiere gerne so viel Zeit in das Gespräch, wie Sie benötigen.«
»Das ist nett.« Er nahm ihr die gefüllte Kaffeetasse ab und beendete das höfliche Geplänkel, indem er sofort auf den Grund seines Besuchs zu sprechen kam. »Offen gestanden bin ich einer privaten Angelegenheit wegen zu Ihnen gekommen. Und zwar bin ich Ihrer Nichte wegen hier.«
Sie sah ihn aus ihren braunen Augen an und runzelte verwirrt die Stirn. »Wegen meiner Nichte? Ich habe keine Nichte.«
»Nixie, die Tochter Ihres Stiefbruders.«
»Meines Stiefbruders? Ich nehme an, Sie meinen …« Er konnte beinahe sehen, wie sie in Gedanken nach dem Namen suchte. »Grant. Mein Vater war für kurze Zeit mit seiner Mutter verheiratet, aber ich fürchte, dass er für mich nie so etwas wie ein Bruder war.«
»Ist Ihnen bekannt, dass er, seine Frau und sein Sohn vor Kurzem ermordet worden sind?«
»Nein.« Sie stellte ihre Kaffeetasse fort. »Nein. Gott, das ist ja schrecklich. Wie ist das passiert?«
»Jemand ist bei ihnen eingebrochen und hat ihnen und einem kleinen Mädchen, das bei ihrer Tochter Nixie übernachtet hat, die Kehlen durchgeschnitten. Nixie war zu dem Zeitpunkt nicht in ihrem Zimmer, sondern in einem anderen Teil des Hauses und hat deshalb überlebt.«
»Das tut mir leid zu hören. Wirklich furchtbar leid. Ich habe in den Nachrichten etwas über diese Morde gehört,
aber ich fürchte, mir war nicht bewusst, dass es dabei um Grants Familie ging. Ich habe ihn vor Jahren zum letzten Mal gesehen und hatte seither keinerlei Kontakt zu ihm. Trotzdem ist das natürlich ein Schock.«
»Es tut mir leid, aber auch wenn es vielleicht hart klingt, gilt meine momentane Sorge vor allem dem Kind.«
»Ich bin etwas verwirrt.« Sie schüttelte den Kopf und griff nach den Zuchtperlen an ihrem Hals. »Haben Sie Grant gekannt?«
»Nein. Ich habe erst seit den Morden mit der Sache zu tun.«
»Verstehe.« Ihre Augen fingen an zu blitzen. »Ihre Frau ist bei der Polizei, nicht wahr?«
»Ja, das ist sie. Sie leitet die Ermittlungen in diesem Fall.« Er wartete einen Moment, doch sie fragte nicht, ob es schon konkrete Hinweise auf den oder die Täter gab. »Im Augenblick ist Nixie an einem sicheren Ort, an dem sie jedoch nicht ewig bleiben kann.«
»Bestimmt kann doch das Jugendamt –«
»Ihr Stiefbruder und seine Frau hatten Vormünder für sie bestimmt, die jedoch aus triftigen Gründen ihrer Verpflichtung nicht nachkommen können, weshalb Nixie niemanden mehr hat, der ihre Familie kannte oder der eine Beziehung zu ihrer Familie oder zu ihr selber hat und sich um sie kümmern kann. Deshalb bin ich hier, um Sie zu bitten, dass Sie die Kleine nehmen.«
»Ich?« Sie zog so ruckartig den Kopf zurück, als
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