In den Armen der Nacht
gegangen. Sie haben ihn erwischt. Ich habe keine Ahnung, ob er noch am Leben ist.«
»Die beiden Polizisten vor der Haustür waren nur betäubt. Zwar weiß ich nicht, wie stark, aber sie haben auf alle Fälle noch gelebt.«
»Ich muss nach Baxter sehen.«
»Gleich. Du blutest.«
»Er –« Nein, nicht er. »Sie hat mich nur leicht erwischt. Am schlimmsten war der Sturz. Ich glaube, ich habe mir die Schulter ausgerenkt.«
»Lass mich mal sehen.« Obwohl er ihr fürsorglich auf die Füße half, wich ihr alle Farbe aus dem Gesicht.
»Renk mich wieder ein«, wies sie ihn trotzdem an.
»Baby, du solltest vielleicht vorher was gegen die Schmerzen nehmen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Renk mich einfach wieder ein.« Sie umfasste seine Schultern, starrte in seine Augen und atmete dreimal zischend aus.
Sie musste sich auf seine Augen konzentrieren, seine wilden blauen Augen, dachte sie.
Mit einem kurzen Ruck, der ihren Magen bis in Höhe ihres Halses schießen und sie nur noch Sterne sehen ließ, renkte er ihre Schulter wieder ein.
»Scheiße. Scheiße. Scheiße.« Sie hielt den Atem an und war ihm wirklich dankbar, weil er sie sicher hielt. »Okay. Schon gut. Es geht schon wieder besser.«
Sie hatte den Schock gebraucht, nicht nur, um den Schmerz in ihrer Schulter zu betäuben, sondern um sie wieder in die Gegenwart zurückzubringen, an den Ort, an dem sie sich befand.
»Das Kind«, setzte sie an.
Im selben Augenblick betrat Summerset den Raum.
Nixie hatte beide Arme fest um seinen Hals geschlungen, und er strich ihr sanft über das Haar. »Sie ist unverletzt«, erklärte er mit einer Stimme, in der ein leichtes Zittern lag. »Aber sie hat einen Schock. Sie muss sofort hier raus.«
»Ich will ihn sehen.« Nixies Stimme klang belegt, und als sie den Kopf von seiner Schulter hob, strömten ihr Tränen über das Gesicht. Trotzdem wandte sie sich an Eve. »Ich will sehen, wer meine Familie getötet hat. Dallas hat gesagt, dass ich das kann.«
»Bringen Sie sie rüber.«
»Ich glaube nicht –«
»Ich habe Sie nicht darum gebeten, irgendwas zu glauben. « Eve trat vor den Butler und reichte dem Mädchen, als es aus seinen Armen auf den Boden glitt, eine blutige Hand. »Die Frau ist tot«, erklärte sie ihr tonlos. »Sie hat sich das Genick gebrochen, als wir die Treppe runtergefallen sind.«
Mein Arm ist nicht gebrochen, dachte Eve, obwohl er schmerzte wie ein fauler Zahn.
»Oben liegt einer der Männer.«
»Bewusstlos, entwaffnet und gefesselt«, fügte Summerset hinzu.
»Der hier ist ziemlich schwer verletzt«, fuhr Eve mit ruhiger Stimme fort. »Aber er wird überleben. Er wird noch lange leben – je länger, umso besser, weil er nie wieder frei sein wird. Er wird essen, pinkeln und schlafen, wo und wann man es ihm sagt. Dort, wo er hinkommt … hören Sie, Kirkendall?«, wollte sie von dem Bastard wissen. »Dort, wo Sie hinkommen, ist es, als wäre man schon tot. Nur, dass man noch lebt, und zwar Tag für Tag für Tag.«
Nixie klammerte sich etwas fester an Eves Hand und blickte auf den Mann. »Sie wird Sie in ein gottverdammtes Gefängnis bringen«, stellte sie mit klarer Stimme fest. »Und wenn Sie sterben, werden Sie in die Hölle kommen. «
»Genau.« Summerset trat vor das Kind und nahm es wieder auf den Arm. »Jetzt gehen wir raus und lassen den Lieutenant weiter seine Arbeit machen, ja?«
Dicht gefolgt von einem Trupp bewaffneter Kollegen kam Peabody ins Haus gestürzt. »Grundgütiger Himmel. «
»Baxter hat es erwischt. Wahrscheinlich liegt er hinter dem Haus. Gucken Sie, ob er noch lebt.«
Peabody rannte los, und Eve wandte sich einem uniformierten Beamten zu. »Ein Verdächtiger liegt bewusstlos und gefesselt in der oberen Etage. Eine liegt in dem Raum dort drüben. Sie ist tot. Das hier ist Nummer drei. Ich will ein paar Krankenwagen, die Spurensicherung, den Pathologen und Captain Feeney aus der Abteilung für elektronische Ermittlungen.«
»Madam, Sie sehen selbst ein bisschen angeschlagen aus.«
»Um mein Aussehen kann ich mir selbst Gedanken machen. Bestellen Sie die Leute ein.« Damit ging sie aus dem Haus, um nach Baxter zu sehen, der ihr bereits, wenn auch von Peabody gestützt, entgegenkam.
Vor lauter Erleichterung fingen ihre Knie an zu zittern. »Ich hätte mir denken sollen, dass dieser kranke Bastard nicht kleinzukriegen ist. Wo zum Teufel haben Sie die ganze Zeit gesteckt, Baxter?«
»Sie haben mich eiskalt erwischt.« Er presste eine Hand an seinen Hinterkopf und
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