In den Armen der Nacht
sein.«
»Nichts in Ihrem Bericht weist darauf hin, dass es ein willkürlicher Anschlag oder vielleicht ein Terrorakt gewesen ist.«
»Nein, Sir. Wir haben beim Internationalen Informationszentrum für Verbrechensaufklärung wegen ähnlicher Verbrechen angefragt, bisher aber nichts bekommen, was damit vergleichbar ist.«
»Ich möchte, dass Ihre Zeugin rund um die Uhr bewacht wird.«
»Das ist bereits der Fall.«
»Miras Name hat beim Jugendamt beachtliches Gewicht. Und ich werde mich ebenfalls dafür verwenden, dass sie in Ihrer Obhut bleiben kann.« Sein Schreibtischsessel quietschte, als er sich nach hinten lehnte und von Eve wissen wollte: »Wie sieht es mit einem gesetzlichen Vormund aus?«
»Wie bitte?«
»Die Minderjährige. Haben ihre Eltern einen gesetzlichen Vormund für sie bestimmt?«
»Die Dysons, Commander«, erklärte Peabody, als Eve kurz zögerte. »Die Eltern des minderjährigen Mädchens, das getötet worden ist.«
»Mein Gott. Nun, sie werden uns ganz sicher keine
Schwierigkeiten machen, aber Sie holen besser trotzdem ihre offizielle Erlaubnis zu diesem Vorgehen ein. Hat das Kind keine Verwandten mehr?«
»Die Großmutter väterlicherseits. Sie lebt auf Vegas II. Die Großeltern mütterlicherseits sind schon seit Jahren tot, und Geschwister hatten ihre Eltern nicht.«
»Gibt es denn nicht mal einen kleinen Lichtblick für das Kind?«, murmelte Whitney leise.
Einen winzig kleinen Lichtblick gab es, dachte Eve. Immerhin war sie nicht tot. »Detective Peabody? Sie haben doch mit der Großmutter gesprochen.«
»Ja, Lieutenant. Ich habe sie verständigt. Aber zu dem Zeitpunkt wusste ich bereits, dass sie von den Eltern nicht als Vormund für die Kinder vorgesehen war, und ehrlich gesagt, auch wenn sie schockiert und fertig war, hat sie nicht gerade so gewirkt, als wollte sie den nächsten Flieger hierher nehmen, um in dieser grauenhaften Zeit der Enkeltochter beizustehen.«
»Also gut dann. Dallas, sprechen Sie so bald wie möglich mit den Dysons, klären, wie es mit dem Mädchen weitergehen soll, und melden sich bei mir, sobald es etwas Neues gibt.«
»Ja, Sir.«
Damit waren sie entlassen, und auf dem Rückweg Richtung Lift stellte Peabody kopfschüttelnd fest: »Ich glaube nicht, dass dies der allerbeste Zeitpunkt für eine neuerliche Unterhaltung mit den Dysons ist. Ich an Ihrer Stelle würde mindestens noch vierundzwanzig Stunden damit warten.«
Je länger sie mit dem Besuch bei ihnen warten könnte, umso besser, dachte Eve.
5
Bis Eve sich endlich auf den Heimweg machen konnte, gingen bereits die Straßenlaternen an. Normalerweise fluchte sie immer entsetzlich über den Berufsverkehr, heute Abend aber war sie richtiggehend dankbar für die Ablenkung und dafür, dass es noch ein wenig dauern würde, bis sie zu Hause war.
Allmählich nahmen die Ermittlungen Gestalt an.
Sie kannte die Methode und den Killertyp, der danach vorgegangen war. Sie konnte das Verbrechen ein ums andere Mal gedanklich durchgehen und wusste inzwischen ganz genau, wie es abgelaufen war. Doch sie fand einfach kein Motiv.
Sie saß in ihrem Wagen hinter einem furzenden Maxibus und beleuchtete erneut den Fall. Gewalt ohne jede Form der Leidenschaft. Fünf Morde ohne auch nur eine Spur von Zorn.
Wo war da der Kick? Wo blieb der Profit? Was gab es für einen Grund?
Instinktiv rief sie Roarke auf seinem Handy an.
»Lieutenant.«
»Wie sieht es bei dir aus?«
»Ich bin wie stets gesund, wohlhabend und weise. Und du?«
»Ha. Ich bin wie stets verschlagen, bösartig und rüde, was denn sonst?«
Sein Lachen erfüllte ihren Wagen, und sofort nahm ihr Ärger ab. »Genau, wie ich dich liebe.«
»Wo bist du gerade, Roarke?«
»Ich manövriere meinen Wagen durch den ätzenden Verkehr in Richtung Heim und Herd. Ich hoffe, dass du gerade das Gleiche tust.«
»Zufällig ja. Aber wie wäre es mit einem kleinen Umweg? «
»Geht es dabei um was zu essen und um Sex?« Er verzog den Mund zu einem leicht verruchten Lächeln. »Ich habe nämlich in beider Hinsicht einen Riesenappetit.«
Seltsam, es war wirklich seltsam, dachte sie, dass ihr Herz nach fast zwei Jahren, wenn sie ihn lächeln sah, noch immer einen Salto schlug. »Vielleicht später, aber erst geht es um einen fünffachen Mord.«
»Das sollte mir eine Lehre sein, nicht noch einmal einen Cop zu heiraten.«
»Ich habe dich gewarnt. Warte einen Augenblick.« Sie lehnte sich aus dem Fenster und brüllte den Boten, der mit seinem Jet-Board fast auf ihrer
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