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In den Armen der Nacht

In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.D. Robb
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noch mehr Leute verlieren, aber deshalb dürfen Sie nicht zögern, Befehle zu erteilen, und dürfen auch nicht die Dinge hinterfragen, von denen Sie
wissen, dass sie getan werden müssen, damit der Gerechtigkeit zum Sieg verholfen wird.«
    »Ich komme damit klar, Commander.«
    »Vielleicht im Augenblick. Aber es wird Sie wieder einholen, sobald Sie eine Pause machen, sobald Sie nicht mehr hier und bei der Arbeit sind. Es wird Sie wieder einholen und dann müssen Sie sich weiter damit auseinandersetzen, bis die Sache wirklich kein Problem mehr für Sie ist. Falls Sie das nicht schaffen, sprechen Sie mit Mira oder einem anderen von unseren Psychologen, ja?«
    »Wie gesagt, ich komme damit klar. Wenn ich damit nicht klarkommen würde, dürfte mir kein Kollege mehr vertrauen. Mir war bereits bei meiner Beförderung bewusst, dass ein Lieutenant die Verantwortung für seine Leute hat. Mir ist auch bewusst, dass ich vielleicht in Zukunft noch einmal hier stehen werde und dass an meiner Pinnwand die Fotos von Männern hängen werden, für die ich verantwortlich war.«
    »Sie hätten längst zum Captain befördert werden sollen«, meinte er. »Sie wissen, dass es – vor allem politische – Gründe dafür gibt, dass das noch nicht geschehen ist.«
    »Ich kenne diese Gründe, Sir, und ich akzeptiere sie.«
    »Sie kennen sie nicht alle. Ich könnte mich beim Chief für Sie verwenden, dann ließe er Sie sicher zu der Prüfung zu.«
    »Ich will nicht, dass sich jemand für mich verwendet. «
    Er verzog den Mund zu einem leisen Lächeln. »Wofür hat man denn wohl sonst Beziehungen? Aber ich werde – noch – nicht zu ihm gehen, denn, offen gestanden, Dallas, bin ich noch nicht bereit, einen meiner besten Leute hinter einem Schreibtisch sitzen zu sehen. Und Sie sind dazu ebenfalls noch nicht bereit.«

    »Nein, Sir. Das bin ich nicht.«
    »Wir werden beide wissen, wenn es so weit ist. Der Kaffee ist wirklich ausgezeichnet.« Whitney leerte seinen Becher und wandte sich zum Gehen. »Wir sehen uns dann im Mannschaftsraum.«

12
    Roarke richtete sich in seinem Arbeitszimmer ein. Es war einfach immer wieder überraschend, welchen Spaß er dabei hatte, wenn er seiner Gattin bei der Arbeit half. Schließlich hatte er Jahre seines Lebens damit zugebracht, den Bullen aus dem Weg zu gehen oder gerissener als sie zu sein.
    Inzwischen hatte er sich nicht nur hoffnungslos in einen Cop verliebt und ihn sogar geheiratet, sondern verbrachte einen Großteil seiner Freizeit als ziviler Berater der New Yorker Polizei.
    Manchmal war das Leben wirklich seltsam.
    Vielleicht machte es ihm gerade deshalb so viel Spaß. Es reizte ihn ganz einfach, durch die Beschaffung von Fakten und Beweisen und mit seinem Instinkt bei der Lösung kriminalistischer Rätsel behilflich zu sein.
    Er und sein Cop waren ein wirklich gutes Team, dachte er und schenkte sich, bevor er sich an die Arbeit machte, einen doppelten Brandy ein. Wahrscheinlich war das gerade deshalb so, weil sie mit ganzem Herzen Polizistin und weil er ein ehemaliger Krimineller war.
    Dass er sich aus dem Geschäft zurückgezogen hatte, hieß schließlich noch lange nicht, dass auch seine Instinkte eingeschlafen waren, überlegte er.
    Er hatte – brutal, eiskalt und blutig – eigenhändig
Menschen umgebracht. Er wusste, wie es war, jemanden zu töten, und was einen dazu treiben konnte, dass man einem anderen das Leben nahm.
    Das akzeptierte seine stets auf Gerechtigkeit bedachte Eve. Vielleicht konnte sie es nicht entschuldigen, aber sie konnte es akzeptieren und sogar verstehen, was für ihn ein wahres Wunder war.
    Nicht einmal in seinen allerschlimmsten Zeiten hatte er das Leben eines Kindes beendet oder einen Unschuldigen umgebracht. Trotzdem konnte er, genau wie Eve, verstehen, dass es diese Dinge gab. Weil sie beide wussten, dass das Böse nicht nur existierte, sondern dass es regelrecht florierte und dass es die Verfolgung besonders der Schwachen und der Unschuldigen genoss.
    Mit einem Mal sah er sich selbst, wie er in einem schmuddeligen Hemd, mit blutiger Nase und einem harten, trotzigen Blick oben an der Treppe der stinkenden Absteige in Dublin, in der er früher leben musste, stand.
    Er sah auch seinen Vater. Der große, stattliche Patrick Roarke kam, von zu viel Alkohol leicht schwankend, drohend auf ihn zu.
    Bildest du dir etwa allen Ernstes ein, du könntest mir erzählen, dass du den ganzen Tag lang nicht mehr als ein paar dünne Brieftaschen mitgehen lassen hast? Du jämmerlicher

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