In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)

Blutzwillinge eben immer nur als Einheit wahrnimmt. Mit anderen Worten, sie will uns darauf hinweisen, dass Fen magiegebunden sein könnte.« Er schaute Harsh an. » Du kanntest beide schon früher– haben sie sich für dich jetzt anders angefühlt?«
    » Ja. Aber es war ja deutlich, dass irgendetwas mit Iskander geschehen war. Ich dachte, es läge daran, dass ich sie nicht mehr so wie früher gespürt habe. Außerdem…«
    Nikodemus ließ ihn nicht aussprechen. » Das heißt, wir müssen als Erstes herausfinden, wohin sie verschwunden ist und wieso.«
    » Vielleicht kommt sie zurück«, wandte Harsh ein.
    Armer Teufel, dachte Nikodemus. Es war sicher schwer für ihn zu akzeptieren, dass seine frühere Geliebte eventuell magiegebunden war.
    » Wir wissen gar nichts«, fuhr Harsh fort. » Nicht, wo sie sich jetzt aufhält, und auch nicht, wie es ihr geht.« Er trommelte mit den Fingern auf den Tisch. » Es könnte doch auch sein, dass es Fen zu sehr geschmerzt hat, dass Iskander von ihr getrennt wurde. Vielleicht irrt sie irgendwo dort draußen herum. Verletzt. Oder zu verwirrt, um zurückzufinden.«
    » Iskander, was hat dich so werden lassen, wie du warst?«, wollte Nikodemus wissen.
    Iskander senkte den Kopf, schloss die Augen. Er holte tief Luft, und als er die Augen wieder öffnete, brannten sie wie blaue Flammen. » Ich weiß es nicht. Nicht genau jedenfalls. Es kam ganz plötzlich.«
    » Wart ihr beide zusammen, du und Fen, als es passierte?«
    Er schüttelte den Kopf. » Nein. Und dann war ich monatelang zu nichts in der Lage. Konnte nichts tun, nicht sprechen, nichts fühlen. Was ist das menschliche Wort dafür?« Er runzelte die Stirn. » Jetzt weiß ich es wieder: katatonisch.« Er schaute die anderen an. » Ohne Fen wäre ich gestorben.« Er legte die Hände auf den Tisch, die Finger gespreizt, und sah Nikodemus unter halb gesenkten Lidern hervor an. Immer noch brannte kobaltblaues Feuer in seinen Augen. » Verstehst du wirklich, was es bedeutet, ein Blutzwilling zu sein, Warlord?«
    Ein Hauch von Vorwurf lag in seiner Stimme. Iskander, dessen Magie ihre Stärke zurückgewonnen hatte, war eine beeindruckende Kreatur. Der Stoff, aus dem Albträume gemacht sind. Er und Fen mussten in ihren besten Zeiten furchteinflößend gewesen sein. Iskanders Hände lagen weiterhin auf dem Tisch, und man konnte sehen, wie seine Muskeln sich anspannten. » Meine Schwester hat sich so sehr bemüht, uns wieder zusammenzubringen. Ein paar Mal wäre es ihr fast geglückt. Ich war verloren. Allein, und doch bin ich niemals allein gewesen.« Wieder holte er tief Luft. » Und dann bist du gekommen, Warlord. Ich habe dich gefühlt. Genau wie Harsh. Ich habe sogar Carson gefühlt.«
    » Wir sollten den schlimmsten Fall in Betracht ziehen«, warf Carson ein.
    » Ja«, stimmte Nikodemus ihr zu, auch wenn ihm nicht gefiel, worauf dieses Gespräch hinauslief.
    Carson sah ihn an. » Sie weiß, dass du dich mit den anderen Warlords treffen wirst, Nikodemus. Wenn sie magiegebunden ist, wird ihr Meister es ebenfalls wissen, wer auch immer er ist.«
    » Wir müssen das Treffen absagen«, meinte Nikodemus leise.
    Harsh sprang auf. » Es ist zu spät.« Er sah die anderen drei an. » Sie sind so gut wie hier. Kurz bevor ihr herunterkamt, haben sie sich gemeldet.«
    » Wie viel hat Fen mit angehört?«, wollte Nikodemus wissen.
    Harsh seufzte und begann, in der Küche auf und ab zu laufen. » Ich bin mir nicht sicher.«
    » Wir wissen, dass Rasmus und Magellan hinter uns her sind, und ich denke, dass einer von ihnen Fen unter Kontrolle hat. Rasmus wahrscheinlich.« Carson wandte sich Nikodemus zu, und in ihrem Gesicht stand Sorge. Er mochte es, wenn sie so intensiv nachdachte. » Was ist, wenn sie die Warlords bereits geschnappt haben?«
    » Dann sitzen wir ganz schön in der Scheiße.«
    » Das glaube ich nicht«, meinte Harsh. » Ich denke, sie werden warten, bis sie uns alle auf einmal erwischen können. Mich. Carson. Dich, Nikodemus.«
    » Plan A«, begann Nikodemus. » Du, Harsh, versuchst, einen der Warlords zu erreichen, während wir in die Stadt fahren. Der dann hoffentlich die Warnung noch früh genug an die anderen weitergeben kann.« Seine Gedanken arbeiteten auf Hochtouren, während er die möglichen Szenarien durchging.
    » Aber sicher ist das nicht«, wandte Harsh ein.
    » Plan B ist, dass du, Harsh, mit Iskander zu dem verabredeten Treffen gehst und ihr die anderen dort heimlich warnt. Carson und ich, wir werden versuchen, die