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In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)

In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: In den Armen des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolyn Jewel
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Haar wirkte jetzt fast schwarz, ohne jeden Bronzeschimmer, und statt bis zu den Schultern fiel es bis zu seiner Taille hinab. Wie ihres. Seine Wangen waren weich und glatt, der Zwei-Tage-Bart verschwunden, das Gesicht erschien ihr schärfer geschnitten und noch attraktiver als zuvor, mit der hellen Haut von jemandem, der » Black Irish« unter seinen Vorfahren hatte, nicht den hellen, sondern den dunklen keltischen Typus. Er hatte eine lange Nase und einen stur wirkenden Mund. Es war ein Charaktergesicht, diese männliche Version von ihr. Seine Augen waren grün wie das Grün des Mooses. Genau wie ihre.
    Carson blinzelte erneut, und nun sah er wieder aus wie der lässige, gut aussehende Typ, dem sie vorhin begegnet war.
    Er erhob sich, bot ihr aber keine Hilfe an. Sie nahm es ihm nicht übel. Schließlich stand sie ganz oben auf seiner Liste der Leute, die er am liebsten tot sehen wollte, gleich hinter Álvaro Magellan. Wenn sie nicht vom Rand des Abgrunds zurückgekehrt wäre, in den er sie hatte blicken lassen, dann hätte er jetzt eine Aufgabe weniger zu erledigen. Er wollte sie genauso wenig hier in seinem Haus haben, wie sie auf dem Boden seines Wohnzimmers liegen und das Gefühl haben wollte, dass ihr Innerstes nach außen gekehrt worden war.
    Dein Leben ist eine einzige Katastrophe.
    In ihrem Kopf dröhnte es, vielleicht auch in ihrer Brust– so genau konnte sie es nicht lokalisieren. Es war ein merkwürdig neues Gefühl, ein seltsam fremdartiges. Ein Pochen in ihrem Schädel, das anders war als ihre üblichen Kopfschmerzen. Es war, als sei die Knochenhaut ihres Schädels wund, als habe irgendetwas sie versengt.
    Carson beschloss, dort zu bleiben, wo sie war. Wenn er sie sowieso umbringen wollte, machte es wenig Sinn, aufzustehen. Sie starrte an die Decke, atmete durch den offenen Mund. Ihre Haut prickelte.
    » Nun«, sagte sie, » was bin ich?«
    Es wäre gut, wenn er es wüsste, dachte sie.
    Nikodemus trat zu ihr. Diesmal hörte sie seine Schritte. Das Klicken der Absätze, den weichen Auftritt der Sohle. Dann versperrte ihr sein Gesicht den Blick auf die Sterne. Er streckte ihr eine Hand hin.
    » Lebendig«, erwiderte er.
    » Wirklich?«
    Er packte sie am Arm und zog sie auf die Füße. » Ja, das bist du. Vorerst.«
    Ihre Beine gaben nach, doch Nikodemus ergriff auch ihren anderen Arm und gab ihr Halt. In ihrem Kopf dröhnte es wieder, und als sie die Augen schloss, tanzten purpurne Farbstreifen vor ihren Lidern. Der Schwindel ließ nach, nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte.
    Nikodemus führte sie zur Couch, und sie ließ sich in die Kissen sinken. Ihr Kopf fiel zurück. Der Raum drehte sich. Hübsch, wie die Sterne über ihr kreisten.
    Er schnappte sich ihre Tasche, suchte etwas darin und zog schließlich eine kleine Statue hervor. Sie war ungefähr acht Zentimeter hoch, aus schwarzem Basalt und stellte einen Mann mit einem Wolfskopf dar. Die weiße Lederhaut der Augen war aus Elfenbein eingelegt, die Pupillen bestanden aus winzigen Obsidiankreisen, die Iris war golden. Es schien, als sei die Figur im Gehen dargestellt, ein Bein vor dem anderen, und die Kleidung war so fein herausgearbeitet, dass man fast glauben konnte, sie wäre in Bewegung.
    » Könntest du mir das mal erklären?«
    » Die Statue ist sumerisch«, erwiderte sie und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. » Magellan hat sie gestohlen.«
    » Und was macht sie in deiner Handtasche? Urlaub?«
    » Ich fürchte, dass ich sie ihm gestohlen habe«, antwortete sie langsam. Sie nahm die kleine Statue an sich. Ein Funken sprang über ihre Hand. Stark genug, um schmerzhaft zu sein und ihre Fingerspitzen prickeln zu lassen. Das merkwürdige Gefühl breitete sich über ihren gesamten Arm aus, und ihre Finger verloren wieder jedes Gefühl.
    » Au«, sagte sie leise.
    » Was ist?«
    » Statische Elektrizität, nehme ich an.«
    » Du hast das gespürt?« Er beugte sich vor, starrte die kleine Figur an. » Das ist wirklich interessant, Carson.«
    Damit sie den Arm ausschütteln konnte, nahm sie die Statue in die andere Hand, die nun ebenfalls zu prickeln begann. Der Stein fühlte sich warm an, und die Figur war ungewöhnlich schwer. Aus der Nähe erkannte Carson Details, die ihr zuvor noch gar nicht aufgefallen waren. Zum Beispiel, dass in den Saum der Robe eine Inschrift eingeritzt war.
    » Wegen dieser Figur ist Magellan hinter mir her«, erklärte Carson. » Ich habe sie ihm gestohlen, weil er glaubt, er brauche sie unbedingt für die

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