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In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)

In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: In den Armen des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolyn Jewel
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Rituale, über die er geschrieben hat. Wie das, das er gestern ausführen wollte. Ich dachte, wenn ich ihm die Figur wegnehme, dann bringt er vielleicht niemanden mehr um.«
    » Wie edel von dir.« Nikodemus fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. » Weißt du, was für eine Figur das ist?«
    » Ein Talisman. Er soll demjenigen, der ihn besitzt, Glück bringen. In der Welt der Wüstendämonen und ihrer Verehrer wurde sie angeblich dazu benutzt, Verbindung mit einem Gott aufzunehmen oder vielleicht auch einem besonders verehrten Vorfahren.«
    » So ganz falsch ist das nicht. Diese Figur hier ist jedoch aus einem anderen Grund etwas ganz Besonderes.«
    » Und aus welchem?« Sie drehte die kleine Statue zwischen ihren Fingern. Der Stein sah aus wie Basalt, war aber nicht so kühl, wie er sein sollte. Hätte sie eine lebhaftere Fantasie besessen, hätte sie behauptet, die Hitze käme aus dem Inneren der Figur.
    » Ein Dämon steckt darin, eingeschlossen von einem Magier. Und nur ein Magier kann ihn auch wieder befreien. Das erzählt man sich jedenfalls.«
    Sie sah ihn nicht an, obwohl er ihr viel zu nah war, und strich mit dem Zeigefinger über den schwarzen Stein. » Es ist nicht ungewöhnlich, dass Legenden um ein Objekt entstehen, dem übernatürliche Fähigkeiten zugeschrieben werden. Aber ich bin sicher, deine Kenntnisse bauen nicht auf Legenden auf.« Sie wartete darauf, dass er ihr mehr verriet.
    » Richtig«, erwiderte Nikodemus. » Es gibt eine Menge Magier, die ihr erstgeborenes Kind ohne Zögern hergeben würden, wenn sie dafür den in dieser Figur gefangenen Dämon › befreien‹ könnten. Auch Magellan würde zu gern diese Statue aufbrechen und die darin enthaltene Macht ergreifen.«
    Carson spürte, wie ihr Puls sich beschleunigte. Dämonen, Magier, Hexen– bisher war das alles nur Humbug für sie gewesen. Nun, sie wusste jetzt, dass es Dämonen tatsächlich gab. Existierten dann also auch Magier und Hexen? Und was mochte es sonst noch geben, was sie für unmöglich gehalten hatte?
    Ihr Kopf war voll mit geheimem Wissen über Dämonen, das sie sich eher nebenbei beim Lesen angeeignet hatte. Und wie oft hatte sie dabei gedacht, dass diese alten Mythen zum Teil ziemlich bizarr waren. Genauso bizarr wie Magellan, der sich in seinen Arbeiten mit den Namen, Titeln und Hierarchien der Dämonen beschäftigte, mit ihren Kräften und den Objekten, von denen sie angezogen wurden. Er hatte beschrieben, auf welche Weise sie früher verehrt wurden und welche Opfer man ihnen darbrachte, aber auch, wie man sie zu beherrschen vermochte. Er kannte die Beschwörungen und Formeln, mit denen man ihnen Macht geben oder sie ihnen nehmen konnte.
    Über all diese Informationen verfügte sie– jetzt jedoch ahnte sie, dass das kein Unsinn war, sondern Realität. Auch wenn sie noch voller Zweifel war, ihr Verstand sich immer noch weigerte, all das für wirklich zu erachten, hatte sie tief in ihrem Inneren längst begonnen, Nikodemus zu glauben.
    Und das Ritual, das Magellan durchgeführt hatte, bevor sie weggelaufen war, war definitiv real gewesen.
    Ihr Magen zog sich zusammen.
    » Jeder, der die Vergangenheit studiert, weiß, dass man für alles einen Preis bezahlen muss und ganz besonders für Macht«, fuhr Nikodemus fort. » Man muss ein Leben opfern, um diese Figur aufbrechen zu können und an ihre Macht zu gelangen. Gelingt es dem Magier und überlebt er die Nachwirkungen– was durchaus nicht selbstverständlich ist, glaub mir das–, dann wird er unbesiegbar. Vermutlich auch unsterblich.«
    » Das ist es, was Magellan will«, flüsterte sie.
    Nikodemus neigte den Kopf, und Carson konnte den Sternrubin sehen. » Natürlich darf der Magier nicht einfach irgendjemanden opfern.«
    » Nicht?«
    » Er müsste jemanden wie mich töten.«
    Ihr Herz zog sich zusammen. » Stammst du wirklich aus China?«, wollte sie wissen und schaute ihn an. » Aus der Wüste Gobi?«
    » Was meinst du?«
    Sie studierte ihn genauer und konnte nichts entdecken, was nicht menschlich gewirkt hätte. Er stand dicht vor ihr, viel zu dicht. Wenn sie ihr Knie nur ein kleines Stückchen bewegte, dann würde sie sein Bein berühren.
    » Ich weiß inzwischen gar nichts mehr.«
    » Die Welt hat sich verändert, Carson. Die meiste Zeit über hält man uns für menschliche Wesen.« Er rieb sich den Arm. » Pass dich an oder stirb.«
    » Und wie siehst du wirklich aus?« Wenn sie die Augen schloss, dann sah sie wieder jenes Wesen vor sich, wie es auf dem Tisch lag.

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