In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)
Magellan überrascht hatte.
» Wir kommen zu spät«, flüsterte sie. Rasmus hatte bereits mit dem Ritual begonnen. Sie hätte nicht sagen können, ob das Gefühl, dass etwas verkehrt war, aus ihrem Inneren kam, ob es diesem Haus entsprang oder von Nikodemus stammte. Ihre Beine zitterten, und jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, hob sich ihr Magen.
» Lass mich nicht die ganze Arbeit allein machen«, flüsterte Nikodemus. » Konzentrier dich.«
Sie nickte und versuchte, ihre Furcht zu verdrängen.
Wer auch immer dort oben fernsah, hatte gerade umgeschaltet. Ein Werbespot brach mittendrin ab, Rockmusik dröhnte durchs Haus. Einer von Rasmus’ Dämonen– so jedenfalls vermutete Carson– kam die Treppe herunter. Seine Schritte wurden durch den Teppich gedämpft. Am Fuß der Treppe knipste er den Lichtschalter an. Das Geräusch klang lauter, als es hätte sein sollen.
Carson fand, dass er menschlich aussah. Genauso menschlich wie Nikodemus. Er schaute an ihnen vorbei, obwohl ihr Anblick ihn eigentlich in höchste Alarmbereitschaft hätte versetzen sollen.
Carson starrte ihn an, versuchte irgendetwas zu entdecken, das ihr verriet, was er wirklich war. Er war muskulös, wenn auch nicht so groß wie Nikodemus, und er hatte auch nicht dessen breite Schultern. Er trug eine Trainingshose und Laufschuhe und sonst nichts. Er sah aus, als hätte er gerade einen Kampf hinter sich. Blut sickerte aus einem Riss über seiner Augenbraue.
Als er weiterging, stieß Carson einen kaum hörbaren Seufzer der Erleichterung aus.
Stimmen erklangen aus dem Untergeschoss, ärgerliche Stimmen, die lauter und lauter wurden. Ein beißender Geruch lag plötzlich in der Luft.
» Verdammter Mist«, wisperte Nikodemus.
Schnelle, laute Schritte waren im Obergeschoss zu hören, und auch Nikodemus zuckte unwillkürlich zusammen. Irgendwie machte ihn das– menschlicher, und Carson fühlte sich besser.
Nikodemus packte sie, zerrte sie noch tiefer in die Schatten. Sie konzentrierte sich ganz darauf zu atmen, ruhig zu bleiben. Er zog sie eng an sich, und sie schlang ihre Arme um ihn. Erinnerte sich selbst daran, dass er in ihrem Bewusstsein war, ihr helfen würde, ihre Angst zu beherrschen.
» O nein!«, stieß er hervor. » Nein, nein, nein!«
11
Nikodemus spürte Durian nicht mehr. Spürte absolut nichts mehr. Verdammt! Durian war nun magiegebunden oder so gut wie.
Unwillkürlich spannte er sich an, als Rasmus’ riesenhafter Dämon, Xia, die Treppe herunterkam. Wie der andere trug auch er Trainingshose und Laufschuhe, ein schwarzes T-Shirt umspannte seinen Oberkörper.
Am Fuß der Treppe blieb Xia stehen. Seine Augen leuchteten in einem intensiven Blau, während er sich umblickte und den Raum absuchte.
Carson hielt den Atem so lange an, dass Nikodemus spürte, wie heftig ihr Körper neuen Sauerstoff forderte.
Misstrauen lag in Xias Augen, während er den Blick über die Treppe schweifen ließ, nach oben und hinunter ins Untergeschoss. Er tat ein paar Schritte in den Raum, ging dann langsam zur Tür. Strich mit den Fingern über das Holz, ließ sie einen Moment auf dem Türknauf ruhen.
Selbst Nikodemus wagte nicht mehr zu atmen und hoffte nur, dass seine Tarnung standhielt.
Schließlich, nach einem letzten prüfenden Blick, eilte Xia weiter ins Untergeschoss.
Nikodemus und Carson atmeten gleichzeitig aus.
» Himmel, ist das ein übler Typ«, meinte Nikodemus.
Carson wollte etwas sagen, doch ein durchdringender Schrei, der aus dem Untergeschoss drang, ließ sie beide erstarren. Er hing im Raum, seelenzerreißend, schien nicht enden zu wollen. Hexermagie ließ die Luft bleischwer werden.
» Durian«, flüsterte Carson.
Es war zu spät. Viel zu spät.
Sie klammerte sich an Nikodemus, während dieser Schrei die Luft durchschnitt, schließlich verhallte und sie in einem grässlichen Schweigen zurückließ.
Nikodemus griff nach ihrer Hand, schloss seine Finger um ihre, drückte sie sanft, bis Carson sich wieder gefangen hatte. Er ließ sie spüren, dass er in ihrem Bewusstsein war, dann tauchte er tiefer in ihren Geist.
» Wir müssen nach unten gehen. Dort wird es uns wohl kaum gelingen, unbemerkt zu bleiben«, sagte er dicht an ihrem Ohr. » Falls es, na ja, nicht so großartig läuft, werde ich meine Magie durch dich nutzen, und du wirst es spüren.«
So, wie er ihre Magie fühlte, die in diesem Moment gewaltig war. Gewaltig, aber auch dunkel und verdreht. Hätte er Zeit gehabt, hätte er dieser verfälschten Magie
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