Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)

In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: In den Armen des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolyn Jewel
Vom Netzwerk:
inneres Handgelenk zog, die Ränder klafften auseinander, mit jedem Herzschlag quoll neues Blut hervor. Der Geruch machte ihm zu schaffen. Der süße, süße Geruch von Blut.
    » Werde ich sterben?«, flüsterte sie.
    » Stirb mir unter den Händen weg, und ich werde dafür sorgen, dass es dir leidtut.« Er schaute sich um, ob es im Auto irgendetwas gab, womit er ihr den Arm verbinden könnte. Nichts. Er stieg aus und holte ein altes Shirt aus dem Kofferraum, das er dort irgendwann einmal vergessen hatte.
    Steril war es nicht, und Menschen waren anfällig für Infektionen, doch wenn er die Blutung nicht stoppte, würde Carson nicht mehr lange genug leben, um sich infizieren zu können.
    Sie öffnete die Augen. » Ich will dir dein Auto nicht ruinieren.«
    » Ich werde dir die Rechnung fürs Säubern schicken, Carson«, erwiderte er.
    Es kostete ihn große Beherrschung, sich nicht vorzubeugen und von ihrem Blut zu kosten. Sie war eine gottverdammte Versuchung für jemanden wie ihn. Okay, vielleicht kostete er tatsächlich ein wenig. Und ja, vielleicht überlief ihn ein wohliger Schauder, als er die uralte Beute seiner Spezies schmeckte. Aber er hatte gleich wieder damit aufgehört, oder? Schließlich hatten auch Menschen ihre ureigenen räuberischen Instinkte, die sie hin und wieder befriedigten.
    Oben am Hügel röhrte der Motor einer Harley auf.
    Nikodemus wickelte das Shirt um Carsons Handgelenk, obwohl das Blut ihn weiterhin lockte. Er hatte sich wieder unter Kontrolle. Sie verdiente es nicht zu sterben. Nicht durch ihn. Nicht nachdem sie sich so tapfer für ihn geschlagen hatte.
    Er glitt wieder auf den Fahrersitz und weitete seine Sinne aus, bereit, sofort loszufahren. Vor sich spürte er nichts als Rotwild, Waschbären und einige Fledermäuse. Hinter ihnen hörte er das Motorrad, bevor dessen Scheinwerfer im Rückspiegel auftauchte. Nikodemus löschte das Licht und dämpfte Carsons Magie.
    » Ich brauche meine Medizin«, murmelte sie.
    Er wusste, dass sie sich in einem euphorischen Zustand befand, high war, wie alle Menschen, die es überlebten, wenn ein Dämon sie beinah vollkommen in Besitz nahm, und erkannten, was dabei wirklich passierte.
    Nikodemus wusste nicht, wie er sie sonst hätte am Leben erhalten sollen, und in diesem Moment hatte er sie so fest unter Kontrolle, dass er kurz davor war, sie tatsächlich völlig zu übernehmen. Wie wunderbar wäre es, ganz mit Carson zu verschmelzen? Auch wenn er bezweifelte, dass sie es zulassen würde. Aber schön wäre es dennoch.
    Er schnallte sich an, legte die Hände ans Lenkrad und löste die Bremse. Der Mercedes rollte den Hügel hinunter. Erst nach einer Weile ließ Nikodemus den Motor an.
    In die Notaufnahme konnte er Carson nicht bringen. Dort trieben sich alle möglichen merkwürdigen Typen herum, die das Berkeley’s Alta Bates Hospital überwachten. Wenn er sie dorthin brachte, hätten sie innerhalb kürzester Zeit sämtliche Magier des County auf dem Hals.
    Also fuhr er Richtung Zentrum, zu einem von den Läden, die vierundzwanzig Stunden geöffnet hatten, wo er eine Erste-Hilfe-Ausrüstung und hoffentlich auch ein chirurgisches Nahtset würde kaufen können.
    Sie waren halbwegs den Hügel hinunter, als Carsons Wunde erneut zu bluten begann. Nikodemus legte ihr die Hand auf die Stirn, die glühend heiß war, und fluchte leise vor sich hin.
    Immer wieder verlor Carson das Bewusstsein. Magellans Magie brachte sie um. Inzwischen war sich Nikodemus sicher, dass der Hexer das Messer tatsächlich vergiftet hatte und sie auch darauf reagierte. Was bedeutete, dass er ein Risiko eingehen musste. Na großartig! Doch wenn er wollte, dass sie überlebte, dann blieb ihm gar keine andere Wahl.
    Zwanzig Minuten später hatten sie die Solano Avenue erreicht. Nikodemus warf einen Blick auf die wohl letzte unabhängig betriebene Vierundzwanzig-Stunden-Apotheke im gesamten Staat Kalifornien. Die zudem auch in einem anderen Sinn etwas ganz Besonderes war: Sie wurde von Magiern betrieben.
    Er hielt den Wagen an. Verdammt, es war nicht sicher. Hier in der East Bay war Rasmus der machtvollste Magier. Aber Carson brauchte Hilfe. Unbedingt. Und er selbst wusste nicht, wie lange er dem Geruch ihres Bluts noch würde widerstehen können und ihrer Hexenkraft, auch wenn ihre Magie stieg und fiel wie die Kurven von Wechselstrom. Er blickte sie an und dachte dabei, dass sie eine der schönsten Frauen war, die er je gesehen hatte.
    » Carson, du bleibst hier sitzen«, befahl er. »

Weitere Kostenlose Bücher