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In den Armen des Eroberers

In den Armen des Eroberers

Titel: In den Armen des Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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dazu?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich habe ihn nie nach seiner Meinung gefragt.«
    Er lachte kurz auf – wieder dieser kehlige, sinnliche Ton. Honoria wehrte sich gegen den Drang, die Schultern hochzuziehen. Dann wurde er wieder sachlich. »Was ist aus Eurer Familie geworden?«
    Innerlich zuckte Honoria die Achseln. Es schadete niemandem, wenn sie ihm ihre Geschichte erzählte, und wenn sie ihn ablenkte, schön und gut. »Meine Eltern sind bei einem Unfall ums Leben gekommen, als ich sechzehn war. Mein Bruder war damals neunzehn. Wir lebten in Hampshire, doch nach dem Unfall bin ich zu der Schwester meiner Mutter nach Leicestershire gezogen.«
    Er zog die Brauen zusammen. »Erstaunlich, daß Magnus nicht dagegen eingeschritten ist.«
    »Michael hat ihn über den Tod unserer Eltern in Kenntnis gesetzt, aber er ist nicht zum Begräbnis gekommen.« Honoria hob die Schultern. »Wir hatten auch nicht mit ihm gerechnet. Nach dem Zerwürfnis zwischen ihm und Papa bestand kein Kontakt mehr.« Flüchtig verzog sie die Lippen. »Papa hatte sich geschworen, ihn niemals um Obdach zu bitten.«
    »Sturheit liegt wohl in der Familie.«
    Honoria überging diese Bemerkung. »Nach einem Jahr in Leicestershire beschloß ich, mich als Gouvernante zu versuchen.« Sie hob den Kopf und schaute in seine viel zu hellsichtigen grünen Augen.
    »Eure Tante hieß Euch nicht eben herzlich willkommen?«
    Honoria seufzte. »Im Gegenteil – sie nahm mich von Herzen gern bei sich auf. Sie hatte unter ihrem Stand geheiratet – nichts im Vergleich zu der kleinen Mesalliance, die die Gemüter der Anstruther-Wetherbys so sehr erhitzte, sondern tatsächlich weit unter ihrer Klasse.« Sie hielt inne und sah im Geiste das weitläufige, von Hunden und Kindern erfüllte Haus vor sich. »Aber sie war glücklich, und in ihrem Haushalt herrschte eine herzliche Atmosphäre, aber …« Sie warf einen Blick in das dunkle Gesicht ihr gegenüber. »Nichts für mich.«
    »Fehl am Platze?«
    »Genau. Als die Trauerzeit vorüber war, machte ich eine Bestandsaufnahme von meinen Möglichkeiten. Geld war natürlich nie ein Problem. Michael wünschte, daß ich ein kleines Haus in irgendeinem ruhigen Dörfchen auf dem Lande kaufte und dort ein stilles Leben führte, aber …«
    »Auch nichts für Euch?«
    Honoria reckte das Kinn vor. »Ein so geruhsames Leben konnte ich mir nicht vorstellen. Ich finde es ungerecht, daß Frauen zu einer so langweiligen Existenz gezwungen werden und nur Männer ein abenteuerliches Leben führen dürfen.«
    Diesmal zog er beide Brauen hoch. »Ich persönlich habe festgestellt, daß es sich stets auszahlt, das abenteuerliche Leben zu teilen.«
    Honoria öffnete schon den Mund, um ihm zuzustimmen – dann sah sie seinen Blick. Sie blinzelte und schaute noch einmal hin, doch da war das anzügliche Blitzen verschwunden. »Ich für meine Person habe beschlossen, mein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und auf ein aufregenderes Leben hinzuarbeiten.«
    »Als Gouvernante?« Er schien tatsächlich sehr interessiert.
    »Nein. Das ist nur eine Übergangslösung. Ich war zu dem Schluß gekommen, daß ich mit achtzehn noch zu jung war, um in Afrika Abenteuer zu suchen. Ich bin fest entschlossen, in Lady Stanhopes Fußstapfen zu treten.«
    »Gütiger Gott!«
    Honoria achtete nicht auf seinen Zwischenruf. »Ich habe alles genau geplant – mein sehnlichster Wunsch ist der, auf einem Kamel im Schatten der Großen Sphinx zu reiten. Es wäre nicht ratsam, eine solche Expedition in allzu jungen Jahren zu unternehmen, und da erschien der Beruf einer Gouvernante, die immer nur ein Jahr bei der jeweiligen Familie verbringt, als idealer Zeitvertreib zur Überbrückung. Da ich außer meiner Kleidung nichts anschaffen muß, wächst mein Kapital, während ich verschiedene Landstriche kennenlerne und in ausgewählten Häusern lebe. Letzteres beruhigt natürlich Michael ganz ungemein.«
    »Ah ja, Euer Bruder. Was macht er, während Ihr Euch die Zeit vertreibt?«
    Honoria maß ihren Inquisitor mit abschätzendem Blick. »Michael arbeitet als Lord Carlisles Sekretär. Kennt Ihr ihn?«
    »Carlisle, ja. Seinen Sekretär jedoch nicht. Dann strebt Euer Bruder wohl eine politische Laufbahn an?«
    »Lord Carlisle war mit Papa befreundet und hat sich bereit erklärt, Michael zu fördern.«
    Seine Brauen hoben sich flüchtig; er trank seinen Becher leer. »Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, Euch für eine Weile als Gouvernante zu betätigen?«
    Honoria hob die Schultern.

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