In den Armen des Eroberers
ihn ein letztes Mal zur Ordnung rief – und er sich ihrer Ängste erinnerte.
Des Grundes, aus dem sie ihn nicht heiraten wollte.
Er wurde still. Und blinzelte. Er hörte seinen eigenen keuchenden Atem, fühlte, wie sein Brustkorb sich dehnte. Wildes Verlangen tränkte seine Sinne; ungezügelte Leidenschaft wollte gestillt sein. Aber … In diesem Augenblick des Wahnsinns prallten Lust und Wille aufeinander. Der Schock war nahezu körperlich spürbar. Die übermenschliche Kraft, die erforderlich war, um sich von Honoria zu lösen, sich von ihr fortzuwälzen und sich aufzurichten, machte ihn schwindeln.
Mit einem wimmernden Laut zog Honoria ihn wieder an sich. Versuchte es zumindest. Seinen Körper bekam sie nicht zu fassen, sie krallte die Finger in sein weites Hemd und zerrte verzweifelt.
Devil rührte sich nicht. Zärtlich fing er ihre Hände ein und löste ihre Finger von seinem Hemd. »Nein.«
»Nein?« Die Frage war ein klägliches Jammern, fassungslos starrte Honoria ihn an. »Du bist ein Weiberheld, und Weiberhelden sagen niemals nein!«
Er verzog immerhin das Gesicht. »Es ist nicht recht so.«
Honoria holte tief Luft; ihr schwirrte der Kopf vor heißem Verlangen. »Du schläfst schon wer weiß wie lange ständig mit Frauen – da wirst du doch wohl wissen, was du zu tun hast!«
Devil warf ihr einen scharf verweisenden Blick zu. »Ich wollte damit sagen, daß ich nicht vorgehabt habe, so mit dir zu schlafen.«
Honoria riß die Augen auf. »Ist das denn wichtig?«
»Ja!« Mit finsterer Miene schüttelte er den Kopf. »Es sollte noch nicht jetzt geschehen!«
Ihre Hand lag noch immer in seiner, als Honoria ihn fragend ansah. »Warum hast du mich dann hierher geführt?«
»Ob du es glaubst oder nicht, ich dachte eigentlich nur an einen verbotenen Walzer, nicht an eine ausgewachsene Verführung.«
»Warum liegen wir dann auf diesem Ruhebett?«
Devil biß die Zähne zusammen. »Ich habe mich hinreißen lassen – von dir.«
»Ach so.« Sie kniff die Augen zusammen. »Du hast das Recht, mich zu verführen, aber mir steht es umgekehrt nicht zu?«
Seine Augen waren hart wie grünes Glas. »Genauso ist es. Verführung ist eine Kunst, die man am besten den Experten überlassen sollte.«
»Ich lerne augenscheinlich sehr schnell – schließlich habe ich einen ausgezeichneten Lehrer.« Sie versuchte, ihre in seinem Griff gefangenen Hände zu befreien, versuchte, ihn wieder aufs Lager zu drücken; wenn sie ihn nur erst wieder neben sich auf dem Bett ausgestreckt hatte …
»Nein!« Unvermittelt ließ Devil ihre Hände los, stand auf und blickte düster auf sie herab. Sie hatte ihn nicht verführt – etwas in ihm selbst hatte es so weit kommen lassen. Dieser Macht traute er nicht – dieser Macht, die in ihm flüsterte, ihn drängte nachzugeben, seine sorgfältig ausgeklügelten Pläne zu vergessen und sich lustvoll über sie herzumachen. »Wenn du als meine Gattin zu mir kommst, sollst du aus freien Stücken kommen. Weil du den Entschluß gefaßt hast, meine Herzogin zu werden. So weit bist du noch nicht.«
Verdutzt starrte Honoria ihn an. »Was glaubst du denn, worum es hier geht?« Mit einer Handbewegung deutete sie auf ihren und seinen halbnackten Zustand.
Devils Augen wurden schmal. »Um Neugier.«
»Um Neu …?« Honoria vergaß, den Mund zu schließen. Sie richtete sich, auf einen Ellbogen gestützt, halb auf.
Devil schnitt ihr das Wort ab. »Selbst wenn es anders wäre, wenn du deinen Entschluß in aller Ruhe gefaßt hättest – woher sollte ich das jetzt wissen, jetzt, da du so heiß bist, daß du nahezu verbrennst?«
Honoria sah ihn an und wünschte sich, darauf antworten zu können.
»Du bist trunken vor Leidenschaft – versuch nicht, es abzustreiten.«
Sie tat es nicht, konnte es nicht. Schon wenn sie sich nur aufrichtete, wurde ihr furchtbar schwindlig. Das Blut rauschte ihr in den Ohren, einmal glaubte sie zu verglühen, dann wieder verlangte sie nach Wärme, nach seiner Hitze. In ihrem Inneren pulsierte eine merkwürdige, geschmolzene Leere; ihr Atem ging so flach, daß das Denken ihr Schwierigkeiten bereitete.
Devils Blick auf ihrem Gesicht wurde eindringlich und fuhr dann abschätzend an ihr herab. Die Robe war ihr von den Schultern gerutscht, der Saum bauschte sich um ihre Schenkel. Hastig schaute er ihr wieder ins Gesicht; da sah sie seine Entschlossenheit, seine wiedererlangte Beherrschung.
Er sprach mit zusammengebissenen Zähnen, Frustration im Ton. »Mir ist es überaus
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