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In den Armen des Eroberers

In den Armen des Eroberers

Titel: In den Armen des Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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zurechtmacht.«
    Zufrieden mit seiner Krawatte, bedachte Devil Honoria mit einem giftigen Blick. »Genau.« Er drehte sich um. »Und wenn du schon wieder so weit unter den Lebenden bist, daß du dir darüber Gedanken machen kannst, sollten wir jetzt in den Ballsaal zurückkehren.«
    Er bückte sich und hob seinen Frack auf; Honoria wollte ihm eben mitteilen, daß sie tatsächlich schon ihre Entscheidung getroffen hatte, doch sie besann sich eines Besseren. Sie waren dem Ball ohnehin schon viel zu lange ferngeblieben – jetzt war nicht mehr der richtige Ort und der richtige Zeitpunkt dafür. Morgen war auch noch ein Tag.
    Sie hatte das Gefühl zu schweben, auf sonderbare Weise von der Wirklichkeit abgetrennt zu sein. Sie sah zu, wie Devil seinen Frack anzog. Als er die Aufschläge zurechtstrich, bemerkte sie etwas aus den Augenwinkeln. Sie fuhr herum und spähte zwischen die Orangenbäume.
    »Was ist los?«
    »Ich glaubte, jemanden gesehen zu haben, aber es war wohl nur ein Schatten.«
    Devil ergriff ihre Hand. »Komm – die Klatschbasen haben auch so schon genug Stoff, um über uns herzufallen.«
    Rasch durchschritten sie die Orangerie; im nächsten Augenblick klickte ein Schloß, und alles war still. Der Mond warf breite Lichtbalken über den gefliesten Boden.
    Der Umriß eines Mannes fiel quer durch den Raum, zu bedrohlichen Ausmaßen verzerrt. Dann schlüpfte die Gestalt davon, und der Schatten verschwand.
    Der Mond badete die Szene in weiches, weißes Licht, beschien die Orangenbäume und das Ruhebett mit seinen zerwühlten Polstern.

15
    »Danke, Emmy.« Honoria stand mit vor der Brust verschränkten Armen am Fenster ihres Salons und sah zu, wie das Mädchen ihr Frühstückstablett abräumte. »Ist Seine Gnaden schon zurückgekehrt?«
    »Ich glaube nicht, Miss.« Emmy richtete sich auf und hob das Tablett hoch. »Ich könnte Webster fragen, wenn es Euch recht ist.«
    »Nein, danke, Emmy.« Honoria rang sich ein Lächeln ab. »Es war nur so eine Frage.«
    Weit nach drei Uhr waren sie vom Berkeley Square zurückgekommen, und dann war sie sogleich in einen tiefen, traumlosen Schlaf gesunken. Devils Zärtlichkeiten waren ihr offenbar gut bekommen; schon beim Aufwachen beschloß sie, unverzüglich mehr davon zu verlangen. In eines ihrer schönsten Gewänder gehüllt, war sie nach unten geeilt.
    Doch der Frühstückssaal war leer. Weit und breit kein Wolf. Webster informierte sie, daß Seine Gnaden schon zeitig gefrühstückt hatten und dann zu einer ausgedehnten Ausfahrt aufgebrochen waren. Nach einem in einsamer Pracht eingenommenen Frühstück – die Herzogin-Witwe hatte bereits am Vorabend verkündet, erst zum Nachmittag aufzustehen – hatte Honoria sich in ihren Salon zurückgezogen. Um zu warten.
    Wie konnte er es wagen, von ihr eine Erklärung zu verlangen und dann einfach auszufahren? Sie biß die Zähne zusammen. Da hörte sie die Eingangstür schlagen. Laute Stimmen drangen an ihr Ohr. Verwundert ging sie zur Tür, öffnete sie und hörte Webster aufgeregt rufen.
    Webster, der Unerschütterliche, erhob die Stimme? Honoria lief zur Treppe. Das konnte doch nur bedeuten, daß eine Katastrophe …
    Ihr Atem stockte, ihre Augen weiteten sich; sie raffte ihre Röcke, lief los und beugte sich über das Geländer der Galerie.
    Was sie da sah, wirkte keineswegs beruhigend. Drunten in der Eingangshalle liefen mehrere Dienstboten um eine zerlumpte Gestalt herum, stützten sie und schrien durcheinander. Es war Sligo, blaß, schwankend, einen Arm in einer behelfsmäßigen Schlinge, Schnitt- und Schürfwunden im Gesicht.
    Mit wild klopfendem Herzen lief Honoria die Treppe hinunter und hörte Devils Stimme; tief, kräftig, bestimmend. Vor Erleichterung mußte sie sich am Geländer festhalten, bis der Schwindel vorüber war. Dann holte sie tief Luft und ging weiter.
    Devil kam aus der Bibliothek, und Honoria umklammerte erneut das Geländer. Seine Jacke war zerfetzt, seine gewöhnlich makellosen Wildlederhosen und Stiefel waren staubig und zerkratzt. Das Haar hing ihm zerzaust um das finstere Gesicht; ein blutiger Kratzer zierte sein Kinn. »Holt den Arzt für Sligo – die Schulter muß eingerenkt werden.«
    »Aber was ist mit Euch, Mylord?« Webster, der sich an Devils Fersen geheftet hatte, hob die Arme, als wollte er seinen Herrn festhalten.
    Devil fuhr herum und sah Honoria auf der Treppe. »Außer ein paar Schrammen habe ich nichts abgekriegt.« Er bedachte Webster mit einem verweisenden Blick. »Macht nicht so

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