In den Armen des Highlanders
liebst, habe ich immer gewusst«, wisperte sie. »Aber jetzt sind wir erwachsen, und du musst uns erlauben, unser eigenes Leben zu führen. Bitte, verzeih mir, was ich dir antue. Niemals würde ich dich vorsätzlich verletzen, und ich hoffe inständig, du wirst das eines Tages verstehen.« Ihre Lippen streiften seine Stirn, dann schaute sie sich ein letztes Mal in dem einzigen Heim um, das sie kannte, und verließ mit schnellen Schritten die Halle.
Mit einem tiefen Atemzug machte sie sich Mut und stieg die Treppe zum Hof hinab, wo ihr Gefolge wartete.
Ein Bote des Königs kam auf sie zu, half ihr in den Sattel ihres Pferdes und nahm ihr den Korb ab, den er zu einem Gepäckwagen brachte.
Nachdem sie ihm gedankt hatte, beobachtete sie, wie die Zofe Alys in den ersten der drei Wagen stieg und Platz nahm.
Der Bote kehrte zu seinem Pferd zurück. Sobald er auf-gestiegen war, setzte sich die kleine Prozession langsam in Bewegung.
Auf der anderen Seit e des Hoftors wartete Lord Dra ven de Montague mit seinen Männern. Er trug seinen Helm, und es störte Emily, dass sie sein Gesicht nicht sah.
Doch sie hörte seinen gedämpften Fluch, als er die drei Wagen hinter ihr erblickte. »Habt Ihr die ganze Festung eingepackt, Lady Emily?«
»Nur das Nötigste.«
Zu seiner Rechten begann ein Ritter, schallend zu lachen. Sein schwarzer Überwurf war mit einem goldenen Raben geschmückt, der sich nur geringfügig vom Wappenvogel des Earl unterschied.
»Halt den Mund, Simon, bevor ich dir ein Messer ins Herz stoße!«, fauchte Lord Draven.
Der Mann namens Simon, offenbar sein Bruder, nahm seinen Helm ab und schenkte Emily ein strahlendes Lächeln. Ebenso attraktiv wie Seine Lordschaft, sah er doch ganz anders aus mit seinem roten Haar, eine Nuance dunkler als ein Kürbis, einem sorgsam gestutzten kurzen Bart und fröhlich funkelnden blauen Augen. Das raue, markante Charisma, das dem älteren de Montague aus allen Poren zu dringen schien, fehlte ihm völlig.
»Darf ich mich vorstellen, Lady?«, bat er höflich und lenkte sein Schlachtross an Emilys Seite. »Simon of Ravenswood, der Bruder dieses Unholds, und Euer ergebener Beschützer auf dieser Reise.«
»Wundervoll«, bemerkte Lord Draven trocken. »Und wer wird sie vor deinem Gesabbere schützen? Soll mein Knappe schon jetzt ein paar Lappen holen? Oder warten wir, bis die Lady zu ertrinken droht?«
Simon neigte sich etwas näher zu Emily. Nur für ihre Ohren bestimmt, flüsterte er: »Hunde, die bellen, beißen nicht.«
Nach einem kurzen Blick auf den Earl, dessen Namen man immer wieder mit dem Tod verband, erwiderte sie: »Da habe ich aber anderes gehört.«
Diesmal sprach Simon mit vernehmlicher Stimme. »Aye, von den Kriegern, die ihm auf dem Schlachtfeld gegenüberstanden. Dort wird er wie ein angriffslustiger Löwe gefürchtet. Aber sobald er nicht kämpft, ist er ein gerechter, charakterfester Mann, der einfach nur ein bisschen zu laut brüllt.«
»Und mit einem scharfen Schwert für alle, die meine Nerven strapazieren«, ergänzte Draven in einem Ton, der dem von Simon erwähnten Gebrüll erstaunlich nahe kam.
Dann gab er seinen Männern das Zeichen zum Aufbruch. Sie formierten sich vor und hinter Emily. Während Draven die Führung übernahm, blieb Simon an ihrer Seite, und Alys folgte ihnen im ersten Wagen.
Nachdenklich musterte Emily den Mann, den sie heiraten wollte. Würde ihr das gelingen? So viel hatten ihr der Vater und andere Männer über Draven de Montague erzählt, wenn sie auf Warwick zu Gast gewesen waren.
Dank seiner unübertrefflichen Fähigkeiten, die er immer wieder im Krieg oder bei Turnieren bewies, genoss er einen geradezu legendären Ruf. Noch nie war er besiegt worden, und einmal hatte er dem König das Leben gerettet. Die wenigen Damen, die Emily kannte und die ihm je begegnet waren, hatten nicht gelogen, was sein gutes Aussehen betraf. In der Tat, seine äußere Erscheinung faszinierte sie. Kein Wunder, dass die Dienerinnen auf Warwick sehnsüchtig seufzten, wann immer sein Name ausgesprochen wurde.
Hoch aufgerichtet saß er im Sattel und bewegte sich im Rhythmus seines Streitrosses. Man konnte sehen, dass er sich im Sattel heimisch fühlte, und nach allem, was sie gehört hatte, verbrachte er den Großteil seines Lebens auf Feldzügen.
Was für ein seltsames Gefühl, Lord Draven zu betrachten und sich auszumalen, er würde sie eines Tages heiraten ... Er würde sein Bett mit ihr teilen und sehen, was kein anderer Mann jemals
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