In den Armen des Highlanders
Straße landen.«
Emily nickte ernst. »Keine Bange, ich gebe dir mein Wort.«
Viel zu früh brach der Tag an, und Emily blickte ihm mit gemischten Gefühlen entgegen; einerseits war sie übermüdet und unglücklich, andererseits ungeduldig und aufgeregt, weil sie eine neue Welt kennen lernen würde.
Sie betrat die große Halle, wo ihr Vater saß. Offenbar hatte er die ganze Nacht kein Auge zugetan und wirkte nun völlig erschöpft. Auf dem Tisch standen mehrere leere Bierkrüge.
Zum ersten Mal, seit sie denken konnte, sah sie ihn betrunken. In diesem Moment zeigte sein Gesicht alle Spuren des harten Kriegslebens, das er geführt hatte.
Als sie sich dem Podium näherte, auf dem er saß, lallte er: »Ich werde ihn umbringen!« Mit blutunterlaufenen Augen starrte er sie an. Der Gestank des schalen Ales drohte sie zu überwältigen. »Und wenn es das Letzte ist, was ich auf Erden vollbringe. Ich reiße seine Mauern nieder, dann hänge ich ihn an den höchsten Baum, den ich finden kann, schneide das Herz aus seiner Brust heraus und verfütterte es - an die Wölfe. Oder vielleicht an die Mäuse ...« Ein heftiger Schluckauf unterbrach ihn. »Was würde sein Herz tiefer kränken? Eine Maus oder ein Wolf? Wenn ein Wolf...«
»Du musst schlafen«, fiel sie ihm ins Wort und stieg auf das Podest.
»Erst, wenn du zu mir zurückkehrst, in die Sicherheit dieser Mauern, werde ich wieder Schlaf finden.« Hugh hob eine Hand, strich behutsam über das Gesicht seiner jüngsten Tochter. Sie sah Tränen in seinen Augen glänzen. »Dich zu verlieren, Em - das könnte ich nicht verkraften. Du siehst genau aus wie deine schöne blonde Mutter.« Zittrig berührte er ihr Haar. »Es wäre, als würde mich meine Frau ein zweites Mal verlassen. Das würde ich nicht überleben. Hättet ihr Mädchen mich nicht getröstet, ich wäre Marian ins Jenseits gefolgt.«
»Das weiß ich.« Niemals hatte Emily an seiner Liebe zu seinen Töchtern gezweifelt oder an seiner Bereitschaft zu sterben, um sie zu schützen. Sie wünschte nur, er hätte seinen Mädchen auch die Freiheit gegönnt, die sie brauchten.
Zur Rechten des Tisches öffnete sich eine kleine Tür. Joanne trug einen großen Korb herein, die Lider verweint und geschwollen. In dieser Nacht hatten sie wohl alle keinen Schlaf gefunden, und Emily fragte sich, ob auch ihre Augen rot umrändert waren.
»Obwohl nur ein Tagesritt vor dir liegt, habe ich dir etwas zu essen eingepackt, Em.«
Dankbar für die Freundlichkeit ihrer Schwester, stieg Emily vom Podium hinab und nahm den Korb entgegen. Zweifellos hatte Joanne ihren üblichen Eifer bewiesen und einen Imbiss vorbereitet, der ein kleines Heer sättigen könnte. »So schmerzlich werde ich dich vermissen ...«
Joanne umarmte sie, und Emily drückte sie ebenso fest an sich. Nie zuvor hatten sie sich für längere Zeit getrennt. Sie standen einander noch näher als Schwestern, denn sie waren die besten Freundinnen.
»Glaub mir, Joanne, alles wird gut. In einem Jahr werden wir darüber lachen.«
»Hoffentlich«, flüsterte Joanne. »Ohne dich wird mir Warwick schrecklich öde und leer erscheinen.«
In Emilys Augen brannten neue Tränen, doch die würde sie nicht vergießen. Ihrer Familie zuliebe musste sie stark sein. Auch wenn sie Hugh Illingworths jüngste Tochter war, so hatte sie doch stets mehr Stärke als alle ihre Angehörigen gezeigt.
»Überleg doch«, bemühte sie sich, Joanne zu ermutigen, »wenn du diese Festung in ein paar Wochen verlässt, werde ich dir nicht mehr fehlen. Dann bist du verheiratet und wirst deinen eigenen Haushalt führen. Und jetzt bitte ich dich, bring Vater ins Bett.«
Joanne nickte und ließ die Schwester los. Über ihr Gesicht rollten unkontrollierbare Tränen, und Emily sah ihr an, dass sie kein Wort mehr hervorbringen würde.
Während ihre eigene Kehle wie zugeschnürt war, strich sie eine blonde Strähne aus Joannes Stirn. »Möge dich der Allmächtige schützen, während ich weg bin.«
Joanne griff nach ihrer Hand, umklammerte sie und schluchzte so heftig, als würde ihr Herz brechen.
Emily wünschte sich, auch sie könnte ihren Gefühlen so freien Lauf lassen, doch sie küsste ihre Schwester nur auf die Wange. »Beruhige dich. Alles wird gut werden. Du wirst sehen.«
Dann wandte sie sich zu Hugh, um Abschied zu nehmen, und stellte fest, dass er endlich eingeschlafen war. Sie trat wieder auf das Podest und berührte das stoppel-bärtige Gesicht ihres Vaters.
»Wie sehr du deine Töchter
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