In den Armen des Highlanders
...
Das alles ergab keinen Sinn.
Mit geschlossenen Augen lehnte er sich an eine kalte steinerne Mauer. Vielleicht hingen die quälenden Gelüste mit seinem Schwur zusammen, Hugh Illingworths Tochter nicht anzurühren.
Aye, daran musste es liegen.
Sie war eine verbotene Frucht. Und mochte sie ihn auch gnadenlos verlocken - er würde nicht davon kosten. Das hatte er bei den Gebeinen des heiligen Petrus und bei seiner Ehre geschworen. Weder im Zorn noch in heißer Begierde würde er sich an ihr vergreifen. Und wenn es ihn in den Wahnsinn trieb - er würde seinen Eid halten.
Allein in ihrem ungemütlichen Zimmer, saß Emily an einem kleinen Tisch vor dem offenen Fenster und stocherte in ihrer Mahlzeit herum. Eigentlich wagte sie kaum, etwas davon zu essen. Nach dem Anblick der schmutzigen Halle konnte sie sich schon denken, wie die Küchenräume aussahen.
Inzwischen hatte Edmond, ein etwa 18-jähriger Bursche, das Stroh in der Matratze gewechselt und frische Bettwäsche gebracht. Alys hatte die alten Binsen entfernt und den Kamin vom Ruß befreit. Trotzdem wirkte das Zimmer immer noch trist, nur schwach erhellt von einem Wandleuchter mit zwei Talgkerzen. Aber es war wenigstens sauber. Deshalb hatte Emily ihre Zofe angewiesen, bei ihr auf einer Matte zu schlafen, bis sie den restlichen Hauptturm in Ordnung bringen würden.
Während sie an ihrem bitteren Wein nippte, schwang die Tür auf.
»Draven, ich ...« Abrupt verstummte Simon, als er sie am Fenster sitzen sah.
Verärgert über die Störung, runzelte sie die Stirn und stellte den Kelch ab.
Simon schaute sich sichtlich erstaunt um. »Wo ist mein Bruder?«
»Keine Ahnung, Sir. Warum sucht Ihr ihn hier?«
»Weil das sein Zimmer ist.«
Emily schnappte überrascht nach Luft. Dann musterte sie ihre Umgebung mit neu erwachtem Interesse, das schlichte Bett, die schmucklosen Stühle. Warum überließ ihr Lord Draven seine eigene Schlafkammer? »Er hat mich hier einquartiert.«
Jetzt schien Simons Verwirrung noch zu wachsen. »Verzeiht mir, dass ich so hereingeplatzt bin und Euch belästigt habe, Lady«, bat er und verschwand.
Emily starrte auf die Tür, die hinter ihm ins Schloss gefallen war. Wieso um alles in der Welt sollte sie hier wohnen? Was bezweckte de Montague damit? Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie vermuten, hinter seiner Gastfreundschaft steckten unschickliche Gelüste. Doch der Mann schien die Tatsache, dass sie eine Frau war, nicht einmal wahrzunehmen.
Nein, sein Verhalten ergab nicht den geringsten Sinn.
Seufzend verdrängte sie diese Überlegungen und schmiedete Pläne für den nächsten Tag. Wenn sie ihre Unterkunft etwas komfortabler gestalten wollte, musste sie einiges erledigen.
Eine Stunde später kam Alys zu ihr und berichtete, das Gepäck sei ausgeladen worden. Die Dienstboten würden es am nächsten Morgen hier heraufbringen. Dann gingen sie schlafen. Zur Sicherheit ließen sie die Kerzen brennen - falls im Dunkeln noch ekligere Tiere als Wanzen darauf lauerten, ihre nächtlichen Streifzüge zu unternehmen.
Rastlos warf sich Emily im Bett herum. An eine so harte Matratze, die kein bisschen duftete, war sie nicht gewöhnt. Und da sie noch nie eine Nacht außerhalb ihres Zimmers in Warwick verbracht hatte, störten die fremdartigen Geräusche und Gerüche des Ravenswood-Hauptturms ihren Schlummer.
Als wäre das noch nicht schlimm genug, wurde sie jedes Mal, wenn sie endlich einnickte, von beunruhigenden Träumen heimgesucht. Darin erschien ihr ein schwarzhaariger, attraktiver, rätselhafter Mann, verführerisch und erschreckend zugleich.
Noch nie hatte sie einen Mann wie Lord Draven kennen gelernt, und sie wusste nicht, wie sie ihm begegnen sollte. Eine bedrohliche, kraftvolle Aura umgab ihn und warnte sie vor der Gefahr, in der sie schwebte, wenn ...
Wenn er es wollte ...
Bisher hatte er sie halbwegs freundlich behandelt. Doch so viele Leute fürchteten ihn, ihr Vater eingeschlossen. Und das gab ihr zu denken.
Unbehaglich erinnerte sie sich an den Bräutigam ihrer Schwester. Niles of Montclef schien Joanne zu respektieren. Doch Emily hatte ihn sein Pferd wegen einem zerbrochenen Sporn schlagen sehen. Ein anderes Mal war seinem Knappen versehentlich ein Schwert entglitten und zu Boden gefallen. Zufällig hatte sie sich in der Nähe aufgehalten und beobachtet, wie der Junge unbarmherzig bestraft worden war. Mit gewaltigen Faust-hieben hatte Niles seine Wut an ihm ausgelassen.
Wenn Emilys Vater einen solchen Mann
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