In den Armen des Highlanders
dem Unterarm über seine schweißtriefende Stirn. »Verzeiht mir, Mylord. So verständnisvoll war mein letzter Ausbilder nicht.«
Draven streckte eine Hand aus und half ihm auf die Beine. »Geht jetzt frühstücken.«
Das ließ sich Geoffrey nicht zweimal sagen. Ohne ein weiteres Wort eilte er davon.
Besorgt wandte sich Emily zu Simon, der an ihre Seite getreten war.
Lord Draven wirkte unverletzt. Doch der Schwertstreich, der ihn getroffen hatte, war ziemlich heftig gewesen.
»Alles in Ordnung, Sir?«, fragte sie.
»Am schlimmsten finde ich mein Ohrensausen«, erwiderte er und zog seinen Helm vom Kopf.
Als sie Blut an seiner Schläfe herabrinnen sah, rang sie nach Luft. »O nein, Sir, ich fürchte, der Stich über Eurem rechten Auge ist viel gefährlicher.«
Obwohl er der Feind ihres Vaters war, würde sie angesichts einer offenen Wunde nicht untätig bleiben. »Bitte, Simon, geht in mein Zimmer zu meiner Zofe und sagt ihr, sie soll mir meinen Nähkorb und einen Becher Wein bringen.«
Simon nickte und rannte zum Hauptturm.
Da sie den Earl in den Schatten des Apfelbaums führen wollte, ergriff sie seine Hand. Doch er rührte sich nicht von der Stelle, und sie schaute ihn verwundert an.
Argwöhnisch runzelte er die Stirn. »Warum fasst Ihr mich an?«
Nach einem kurzen Blick auf ihre Finger, die die seinen umschlossen, ließ sie ihn los. »Seid versichert, Sir, ich hatte nicht vor, Euch zu beleidigen. Ich dachte nur, wenn Ihr sitzt, kann ich Eure Wunde besser behandeln.«
»Um meine Wunde wird sich mein Knappe kümmern.«
Emily hob herausfordernd die Augenbrauen. »Falls die Narbe an Eurem Hals ein Beweis für die Fähigkeiten dieses Knappen ist, ersuche ich Euch inständig, mir zu erlauben, den blutenden Stich zu nähen. Mir läuft es eiskalt den Rücken hinunter, wenn ich mir vorstelle, welche Spuren die ärztlichen Künste dieses Jungen hinterlassen würden.«
Als hätte der Knappe gespürt, dass von ihm die Rede war, stürmte er in diesem Moment aus einer Seitentür des Hauptturms. In der rechten Hand hielt er einen Schemel, in der linken eine mit Wasser gefüllte Schüssel, über seiner Schulter hing ein Handtuch.
»Eben hat mir Lord Simon aufgetragen, das alles hierher zu bringen, Mylord«, erklärte er.
Eine Zeit lang schien Lord Draven zu überlegen, wie er sich nun verhalten sollte. »Wo soll der Schemel stehen, Lady?«, fragte er schließlich.
Aus irgendeinem Grund gewann Emily den Eindruck, sie hätte ein Scharmützel gewonnen. »Da drüben«, erwiderte sie und zeigte auf das schattige Plätzchen, wo Simon vorhin gesessen hatte.
Gehorsam lief der Junge zu dem Apfelbaum. Sie ging ihm nach, und Draven begleitete sie, nur einen Schritt hinter ihr. Auf diesem kurzen Weg meinte sie, seinen Blick wie eine Liebkosung zu spüren. Einerseits verriet ihr ein Instinkt, dass er sie berühren wollte, andererseits erschien ihr allein schon der Gedanke lächerlich. Nur zu gut erinnerte sie sich, in welch schroffem Ton er sie gefragt hatte, warum sie ihn anfasste.
Der Knappe platzierte den Schemel und die Schüssel an der Stelle, die Emily ihm zeigte, und legte das Handtuch daneben. Dann rannte er zum Turnierplatz zurück, um den Helm und das Schwert seines Herrn zu holen.
Während Emily einen Zipfel des Tuchs ins Wasser tauchte, setzte sich der Earl auf den Schemel, zog seine Panzerhandschuhe aus und balancierte sie auf einem Schenkel.
Wenig später traf d ie Zofe mit dem Nähkorb und ei nem Becher Wein ein.
»Danke, Alys«, sagte Emily, nahm ihr beides ab und stellte es neben die Wasserschüssel auf den Boden.
Zu ihrer Bestürzung postierte sich die Dienerin hinter Lord Draven und muster te seinen Kopf. Lächelnd begeg nete sie Emilys Blick und schlug sich auf die Brust, um anzudeuten, sie hätte ebenso heftiges Herzklopfen wie ihre Herrin. Schlimmer noch, jetzt ballte Alys auch noch eine Hand zur Faust und biss s ich auf die Finger knöchel. Offensichtlich musste sie angesichts des attraktiven Aristokraten wilde Lustgefühle niederringen.
Mit ihrer ausdrucksvollen Pantomime trieb die Zofe heiße Röte auf Emilys Wangen.
Zufällig schaute Draven in diesem Moment zu Emily auf und merkte, wohin sie ihren Blick richtete. Als er sich umdrehte, ertappte er Alys, die immer noch auf ihre Faust biss. Das boshafte Funkeln in ihren Augen erlosch abrupt. Genauso schnell nahm sie ihre Hand aus dem Mund und schüttelte sie hektisch. »Verdammte Flöhe! Haben mich die ganze Nacht schon verrückt
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