In den Armen des Highlanders
gemacht.«
Diese Erklärung schien den Earl nicht ganz zu überzeugen. Sobald er sich wieder Emily zugewandt hatte, zog Alys viel sagend die Brauen hoch, sogar mehrmals. »Habt Ihr alles, was Ihr braucht, Mylady?«, fragte sie in einem Ton, der besagte: Ich lasse Euch beide nur zu gern allein.
»Aye, Alys, vielen Dank.«
»Falls ich Euch bei irgendetwas behilflich sein soll, Mylady ...« Die Art, wie Alys das Wort betonte, stürzte Emily in tiefste Verlegenheit. »Bitte, zaudert nicht und ruft sofort nach mir.«
»Das wird nicht nötig sein«, entgegnete Emily und starrte sie vorwurfsvoll an. »Danke.«
Bevor die Zofe zur Festung eilte, warf sie Lord Draven eine Kusshand zu, was ihm glücklicherweise entging.
Beschämt öffnete Emily ihren Nähkorb.
»Sagt mir doch, Lady, ist Eure Zofe von einem seltsamen Dämon besessen, der sie so zappelig macht?«
Da musste Emily lachen. Sie fädelte eine Nadel ein und legte sie beiseite. Dann ergriff sie das nasse Handtuch. »Wenn der Dämon einen Namen hat, heißt er zweifellos Bosheit, Sir.«
Sorgsam begann sie, die Wunde zu waschen. Im Gegensatz zu ihrem Vater, der bei solchen Behandlungen laut zu stöhnen pflegte, zuckte Lord Draven nicht einmal zusammen, während sie die verletzte Haut betupfte. Er beobachtete sie nur, so aufmerksam, dass ihr Puls schneller pochte.
»Sicher würde jede andere Dame eine dermaßen unverschämte Zofe ohrfeigen.«
»Nun, ich bin nicht so heuchlerisch, Alys für eine Sünde zu bestrafen, die ich manchmal selber begehe.«
Sein Blick nahm einen sanfteren Ausdruck an. »Aye, ich glaube, was die Bosheit betrifft, könntet Ihr dem Mädchen noch einiges beibringen.«
»Falls Ihr uns vergleichen wollt, Sir - Alys ist noch ein Neuling, doch ich habe bereits eine gewisse Meisterschaft erreicht.« Sie strich durch sein ebenholzschwarzes
Haar, um die Wunde freizulegen, und staunte darüber, dass es sich so ungewöhnlich weich anfühlte. Wie feine Seide glitt es zwischen ihren Fingern hindurch. So etwas hatte sie noch nie gefühlt, genauso wenig wie die Hitze, die Lord Dravens Nähe durch ihre Adern jagte. In ihrem Innern schien irgendetwas zu vibrieren.
»Ihr riecht nach Äpfeln und Zimt«, meinte er heiser.
Das Tuch an seiner Stir n, hielt sie inne. »Dieses Par fum benutzt meine Schwester. Ich habe ihr immer gesagt, damit würde sie mehr Flöhe und Bienen anlocken als Männer.«
»Und warum verwendet Ihr dieses Parfüm?«, fragte er verständnislos.
»Weil ich Joanne vermisse. Ihr Duft tröstet mich.«
Schweigend wich er ihrem Blick aus.
Sie leckte über ihre trockenen Lippen und tauchte die Nadel mitsamt dem Faden in den Weinbecher.
Die Beine weit gespreizt, die Hände auf den Knien, saß er da. Als Emily zwischen seine Schenkel trat, um die Wunde zu nähen, versuchte sie seine aufreizende Pose zu ignorieren. Oder dass sich ihre Brüste, plötzlich seltsam schwer und straff, auf seiner Augenhöhe befanden ...
Lord Dravens Blick glitt zu ihrem Busen, was einen eigenartigen, ziehenden Schmerz in ihrem Unterleib auslöste. Krampfhaft schluckte sie, verstört von den seltsamen Dingen, die in ihrem Körper geschahen, und hielt den Faden hoch. »Ich fürchte, das wird jetzt wehtun, Sir.«
»Keine Bange, Lady Emily, ich habe mir schon so viele Wunden zugezogen, die genäht werden mussten, dass ich die Nadelstiche gar nicht mehr fühle.«
Das bewies er, sobald die stählerne Spitze zum ersten
Mal in seine Haut drang. Völlig unbewegt saß er auf dem Schemel. Ihr Vater und andere Männer, deren Wunden sie genäht hatte, wären fluchend umhergerutscht. Doch Lord Draven betrachtete ungerührt die Wiese, die sich hinter Emily erstreckte.
Mit zwei winzigen Stichen schloss sie die Wunde, dann nahm sie ihre silberne Schere aus dem Korb.
»Wie behutsam Ihr mit mir umgegangen seid, Lady ...«, bemerkte er mit einer tiefen Stimme, die plötzlich fremd in ihren Ohren klang.
»Danke, Sir. Es liegt nicht in meiner Natur, anderen Menschen Schmerzen zuzufügen.«
Sie schnitt den Faden ab und griff nach dem Kräutersäckchen, das sie in ihrem Korb verwahrte. Während sie einen Umschlag vorbereitete, der die Schwellung um die Wunde herum mildern und eine Infektion verhindern sollte, spürte sie erneut seinen prüfenden Blick auf sich ruhen. Warum wurde ihr heiß und kalt, wann immer sie in seine eisblauen Augen sah? Wieder einmal dachte sie darüber nach, wie es wäre, ihn zu küssen. Joanne hatte ihr erzählt, ein Kuss sei das Schönste an der
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