In den Armen des Highlanders
den Kopf zu stellen?
Nein, das musste der Verwalter sein.
Als hätte er Emilys Gedanken erraten, trat er an ihren Tisch.
»Guten Tag, Mylady«, grüßte er fröhlich. »Ich bin Denys, Lord Dravens Verwalter.«
Beflissen legte er das schwarze Buch neben ihren Ellbogen und schlug eine Seite auf, die mit einem kleinen Federkiel markiert war. Dann nahm er ein Tintenfässchen aus dem Ledertäschchen an seinem Gürtel, öffnete es, tauchte die Feder hinein und sah Emily erwartungsvoll an.
»Mylady, Seine Lordschaft hat mir befohlen, nach Euren besonderen Wünschen zu fragen.«
»Aus dem Weg!«, schrie jemand.
Die Menge teilte sich wie das Rote Meer vor Moses und den Kindern Israels, als vier Männer ein großes, kunstvoll geschnitzte s Kopfteil aus Mahagoni herein schleppten und an die Wand neben der Tür lehnten.
»Würde uns irgendwer erklären, wohin wir das bringen sollen?«, keuchte einer der jungen Burschen.
»Jedenfalls nicht in die Halle«, murmelte Denys, durchquerte den Raum und wies mit dem Federkiel zur Treppe. »Das gehört zum Bett Ihrer Ladyschaft. Tragt es nach oben, in das Zimmer auf der rechten Seite.«
Zur Sicherheit beauftragte er einen von Lord Dravens Dienern, den vier Männern den Weg zu zeigen.
Verblüfft beobachtete Emily, wie sie mühsam die Stufen hinaufstiegen und sich mit ihrem neuen Kopfteil abplagten.
»Was geht hier eigentlich vor?«, fragte sie, sobald De-nys wieder zu ihr kam.
Bevor er ihrem Blick begegnete, strich er sorgfältig seine Ärmel glatt. »Nun, Seine Lordschaft hat mich eine Stunde vor Sonnenaufgang geweckt und mich ersucht, Vorbereitungen für Euren Aufenthalt in Ravenswood zu treffen, Mylady. Er hat angeordnet, dass der Hauptturm hinterher so aussehen müsste, als würde der König höchstpersönlich zu Besuch kommen.«
Der Finger des Verwalters glitt über die Liste, die er in sein Buch geschrieben hatte. »Zum Beispiel soll ich eine Haushälterin einstellen, eine bessere Köchin, einen Bäcker, einen zusätzlichen Bierbrauer, einen Gärtner. In den Höfen werden Büsche und Blumen gepflanzt. Außerdem hat mich mein Herr aufgefordert, mehr Rinder und Hühner zu beschaffen ...« Sichtlich verwundert schaute er von seinem Buch auf. »Sehr viele Hühner. Darauf legt er ganz besonders großen Wert.«
Ebenso verwirrt wie Denys, wiederholte Emily: »Hühner?«
»Aye. Und zwar rotbraune, hat Lord Draven verlangt. Nur rotbraune Hennen für die Lady.«
Plötzlich musste sie lachen.
Der Verwalter neigte sich wieder über seine Notizen. »Was die Haushälterin betrifft - sie heißt Beatrix und hat versprochen, heute Nachmittag ihren Dienst anzutreten. Eine Witwe, die einen sehr netten Eindruck macht. Wenn Ihr Schwierigkeiten mit der Frau habt, Mylady, wendet Euch bitte an mich, ich werde sie sofort zur Rede stellen. Und seid so freundlich und teilt mir Eure weiteren Wünsche mit.« Mit gezücktem Federkiel wartete er auf ihre Anordnungen.
Völlig verdutzt saß sie da. Am vergangenen Abend, nach ihrem Gespräch mit Lord Draven, hatte sie angenommen, sie müsste selbst für die nötigen Veränderungen sorgen. Bestenfalls hatte sie auf eine Haushälterin und vielleicht ein Mädchen aus dem Dorf gehofft, die ihr beim Saubermachen helfen würden. Mit einem ganzen Heer dienstbarer Geister hatte sie niemals gerechnet, ganz zu schweigen von all den anderen Aufträgen, die der Earl seinem Verwalter gegeben hatte.
»Da fällt mir nichts mehr ein«, gestand sie und schaute ihre Zofe an, die mit einem Achselzucken ihre eigene Überraschung bekundete. »Alys?«
»Mir auch nicht, Mylady. Offenbar hat Seine Lordschaft an alles gedacht.«
»Sehr gut.« Denys lächelte zufrieden und steckte das Tintenfässchen in sein Täschchen zurück. »Nun braucht Ihr Euch um gar nichts mehr zu kümmern, Mylady, denn Ihr wisst, dass ich alles unter Kontrolle habe. Falls Ihr Euch doch noch auf irgendetwas besinnt, das Ihr benötigt, gebt mir bitte unverzüglich Bescheid.«
»Danke«, sagte Emily leise, überwältigt von Dravens Großzügigkeit.
Während der Verwalter zur Tür ging, kam ihr plötzlich eine Idee.
»Wartet, Denys ...«
Mit langen Schritten eilte er an ihre Seite zurück.
Was für ein sonderbarer Mensch, dachte sie und zeigte zu der Stelle, wo der Earl seine Mahlzeiten einnehmen müsste. »Hat Euch Seine Lordschaft angewiesen, ein Podest mit einer Tafel zu besorgen?«
Täuschte sie sich, oder erbleichte der Verwalter tatsächlich? »Nein, Mylady.«
»Dann solltet Ihr das
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