In den Armen des Highlanders
um eine Ecke des Gebäudes und gürtete sein Schwert um. Achtundvierzig Jahre alt, war er ein mittelgroßer, schlanker Mann, der einen Vollbart trug und sehr würdevoll aussah. Sein Überwurf zeigte die Farben seiner Dynastie, blau und grau. Mit leicht gerötetem Gesicht empfing er seine Gäste am Fuß der Ein gangstreppe.
Bevor er sie ansprach, versuchte er noch sein widerspenstiges graues Haar zu glätten, indem er mit den Händen hindurchfuhr.
»Earl of Ravenswood!«, rief er überrascht. »Ich habe Euch erst in vierzehn Tagen erwartet.«
»Verzeiht mir«, erwiderte Draven schroff. »Es ist etwas dazwischengekommen.« Und zwar ein kleines Biest, das an meinen Nerven zerrt, seit ich es zum ersten Mal getroffen ...
Er verlagerte sein Gewicht von einem Bein aufs andere und versuchte, das Unbehagen zu vertreiben, das ihm diese Erkenntnis bereitete.
»Nun, dann heiße ich Euch herzlich willkommen ...« Der Baron schien etwas beunruhigt, als er sich umsah, bis er die junge Dame auf ihrem kleinen Zelter entdeckte. »Lady Emily of Warwick?«, fragte er ungläubig.
Emily schenkte ihm ihr atemberaubendes Lächeln, obwohl Orrick verheiratet und fast zwanzig Jahre älter war als er selbst. Draven spürte ein überraschendes Stechen in seiner Brust, am liebsten hätte er den Mann erdrosselt, der ihr ein so warmherziges Lächeln entlockte.
»Orrick!«, begrüßte sie ihn entzückt, als er sie aus dem Sattel hob. »Wie fabelhaft du aussiehst!«
»Und du bist schöner denn je«, versicherte er und hielt sie auf Armeslänge von sich, um sie genauer zu betrachten.
Draven presste die Lippen zusammen. Wie konnte der Kerl es wagen, Emily so unverfroren anzustarren? Und sie schien Orrick geradezu mit ihren Augen zu verschlingen!
Draven ballte die Fäuste und unterdrückte sein zunehmendes Verlangen, dem kleinen Mann an die Gurgel zu gehen.
»Aber sag mir doch, Emily«, bat Orrick, »was führt dich hierher?«
»Sie ist mein Mündel«, verkündete Draven weit frostiger als beabsichtigt.
»O Gott...« Orrick erbleichte, als er erst Draven und dann wieder sie anblickte. »Dein Vater ...«
»Ihm geht es gut«, beteuerte sie, als der Baron ihre Hand in seine Armbeuge legte. Sie tätschelte beruhigend seinen Arm. »Ich fürchte, ich bin weniger Lord Dravens Mündel als vielmehr seine politische Geisel.«
»Und das hat der König gestattet?«, rief Orrick entgeistert.
»Das hat der König befohlen «, verbesserte ihn Draven.
Orricks Erschrecken entging ihm nicht, doch der Baron hatte sich sofort wieder unter Kontrolle und setzte eine freundliche Miene auf. »Was immer der Grund für deinen Besuch sein mag, meine liebe Emily - ich danke dem Schicksal dafür. Seit meine Tochter vor drei Jahren geheiratet hat, sehne ich mich nach jugendlicher Gesellschaft.« Er nahm sie bei der Hand und führte sie die Treppe hinauf.
Während Draven den beiden folgte, gesellte sich Simon zu ihm. »Ärgerlich, nicht wahr?«
»Was?«, stieß Draven zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Wie glücklich die beiden zusammen aussehen. Neulich habe ich gehört, dass Orricks neue Ehefrau ungefähr in Lady Emilys Alter sein muss. Wenn der Baroness etwas zustößt, könnte Emily seine dritte Gemahlin werden.«
»Halt den Mund, Simon.«
In der Halle angekommen, rief Orrick nach seiner Frau. »Schau doch, Christina, wer soeben auf unserer Schwelle erschienen ist!«
Draven hörte leichtfüßige Schritte auf der gewundenen Treppe zu seiner Linken, die jetzt langsamer wurden.
Sekunden später sah er einen Kopf an der Mauer vorbeispähen.
Ein weißer Schleier umrahmte ein rundes Gesicht mit vollen Lippen und großen braunen Augen. Die Frau war vermutlich noch keine zwanzig Jahre alt.
»Emily!«, quietschte sie entzückt, rannte die restlichen Stufen herab, und er bemerkte, dass nur ihr Gesicht rund war. Während sie zu Emily stürmte und beide Arme um ihren Hals schlang, präsentierte sie ihm eine zierliche, gertenschlanke Gestalt. »Ach, du meine Güte!«
Mit gleicher Begeisterung erwiderte Emily die Umarmung, gab bizarre, schrille Laute von sich, und die beiden drehten sich blitzschnell im Kreis herum. So etwas hatte Draven noch nie aus dem Mund der jungen Dame gehört, und es erschien ihm unfassbar, dass sie zu diesem barbarischen Gekreische fähig war.
»O Christina, wie geht es dir?«, fragte Emily. Nun ließen sie einander los und musterten sich von oben bis unten.
»Großartig!«, jubelte Christina. »Heiliger Himmel, schau dich an! Du
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