In den Armen des Highlanders
Ritterlichkeit nannte. Und wusstest du, dass er liest? Einfach nur so, zum Vergnügen!«
Simon verschluckte sich beinahe an seinem Ale, um nicht in Lachen auszubrechen.
Draven starrte seinen Bruder an und spürte, wie ihm heißes Blut in die Wangen stieg.
Werde ich tatsächlich rot, fragte er sich entsetzt. Hat es das Mädchen schon so weit gebracht?
Er war noch nie in seinem ganzen Leben rot geworden.
»Glaubst du, Lord Draven ist ...?«
Angespannt lauschte er, um den Rest des Satzes zu hören, den Emily begonnen hatte. Doch ausnahmsweise senkten die Frauen ihre Stimmen, und er verstand nichts mehr.
Worüber, zum Teufel, redeten sie jetzt?
»Angeblich hat der König Turniere verboten«, sagte Orrick unvermittelt.
Draven musste sich auf die Zunge beißen, um nicht >pst< zu zischen, während er angestrengt die Ohren spitzte und auf die leise Unterhaltung der Frauen horchte.
Verdammt, warum musste der Mann ausgerechnet jetzt zu reden anfangen?
»Aye!«, rief Simon mit einer Stimme, dir durch den ganzen großen Raum hallte. Am boshaften Funkeln in seinen Augen erkannte Draven, dass sein Bruder absichtlich übertönte, was die Frauen gerade erörterten. »Er hat zu viele gute Leute durch Unfälle verloren. Nun meint er, wenn wir schon an diesem Unfug teilnehmen, sollen wir uns auf dem Kontinent die Köpfe einschlagen. Ganz zu schweigen von den Schäden an Gebäuden und Feldern, die solche Kämpfe anrichten! Oder an Bauern, die über den Haufen geritten werden, wann immer die Krieger über die Grenzen der Turnierplätze hinausgaloppieren! Wie Ihr sicher wisst, Lord Orrick ...«
»Das weiß er, Simon«, fauchte Draven.
»Schau sie dir doch an, Christina!«, seufzte Emily.
Draven blickte verblüfft über seine Schulter. Seite an Seite standen die Frauen hinter seinem Stuhl. Bei den Gebeinen des heiligen Petrus, was hatten sie über ihn gesagt?
Dass er es nicht wusste, trieb ihn noch in den Wahnsinn.
»Hast du jemals einen trübsinnigeren Haufen von Gentlemen gesehen?«, fragte Christina.
Emily lachte. »Schon lange nicht mehr.«
Sofort sprangen die Männer auf und boten den Ladies Platz an. Emily wählte den Stuhl, auf dem Draven gesessen hatte. Züchtig arrangierte sie den Rock ihrer Tunika.
Was um alles in der We lt hatte sie ihrer Freundin an vertraut?
»Herzlichen Glückwunsch, Orrick«, wandte sie sich an den Schlossherrn.
»Glückwunsch?«, wiederholte Draven.
»Christina erwartet ein Baby«, erklärte Emily.
»Oh, ich freue mich so sehr.« In Christinas rundem Gesicht zeigte sich ein rosiger Schimmer. »Aber ich fürchte mich auch, weil ich keine Ahnung habe, was auf mich zukommt.«
»Ist es Euer erstes Kind?«, erkundigte sich Simon.
»Aye.«
»Immer wieder versichere ich ihr, dass sie keine Angst zu haben braucht«, sagte Orrick. »Meine Gemahlin, die vor einigen Jahren gestorben ist, hat sechs Kinder zur Welt gebracht, ohne die geringsten Schwierigkeiten.«
»Aber Emilys Mutter und ihre beiden älteren Schwestern sind im Kindbett gestorben«, gab Christina zu bedenken.
Draven beobachtete Emily und entdeckte tiefe Trauer in ihren Augen. Warum verspürte er den sonderbaren Wunsch, sie zu trösten, ihre Hand zu ergreifen?
»Oh, verzeih mir«, bat Christina zerknirscht und berührte die Armstütze des Stuhls, auf dem Emily saß. »Daran wollte ich dich nicht erinnern und ...«
»Schon gut.« Besänftigend streichelte Emily die Hand der Freundin. »Ich weiß, du hast es nicht böse gemeint. Und ich weiß ebenso gut, dass der Allmächtige dich beschützen wird. Deshalb kannst du deiner Niederkunft ruhig und gelassen entgegensehen.«
Christina lächelte ihr dankbar zu. Dann wandte sie sich an ihren Ehemann. »Hast du schon von Joannes Heiratsplänen erfahren, Orrick? Nächsten Monat wird Emilys Schwester mit Lord Niles of Montclef vermählt.«
»Mit Niles?«, rief Orrick erschrocken.
Draven überlegte, was der Grund für seine Bestürzung sein könnte. Von Niles of Montclef oder dessen Familie wusste er nicht viel. Eigentlich hatte er nur gelegentlich den Namen gehört.
»Kennst du ihn, Orrick?«, fragte Emily.
»Aye«, erwiderte der Gastgeber in zurückhaltendem Ton, »Und wie ich gestehen muss - es überrascht mich, dass dein Vater diese Verbindung billigt.«
»Warum? Niles genießt einen ausgezeichneten Ruf.«
Bedrückt schüttelte Orrick den Kopf. »Seit ich ihn zum letzten Mal gesehen habe, sind über zehn Jahre verstrichen. Vor dem Tod seines Vaters waren wir gemeinsam in der
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