In den Armen des Highlanders
verloren.«
»Du hast ihn eben erst kennen gelernt«, erinnerte Christina ihre Freundin.
»Gewiss. Es ist nur - irgendetwas an ihm weckt so seltsame Gefühle in mir ...« Emily verstummte und biss sich auf die Lippen. Wie sollte sie ausdrücken, was sie empfand? »Als würde mein ganzer Körper prickeln ...«
Viel sagend verdrehte Christina die Augen. »Bisher sind mir nicht allzu viele Männer über den Weg gelaufen, Em. Und ich bezweifle, dass mir jemals einer wie Lord Draven begegnet ist.«
»Da hast du völlig Recht.«
»Wahrscheinlich bist du verliebt.«
»Verliebt? Ich?« Lachend schüttelte Emily den Kopf. »Mach dich nicht lächerlich!«
»Oh, das ist keineswegs lächerlich.« Christina stach ihre Nähnadel in den Leinenstoff. »Wenn eine Frau einen attraktiven Mann sieht, wenn ihr dabei ganz warm wird und Schwindel erregende Gefühle in ihren Kopf steigen, dann beginnt sie, sich zu verlieben.«
»So etwas Ähnliches hat mir Joanne auch schon erklärt.«
»Aye, aber ich wette, du hast es nie zuvor gefühlt. Wie solltest du auch? Dein Vater hat ja nie hübsche Männer in sein Schloss gelassen, vor lauter Angst, dieser oder jener würde dir gefallen.«
Das konnte Emily nicht bestreiten. Niles glich eher einem behaarten Ungeheuer als einem Mann - dick wie ein Eichenstamm, mit borstigem braunem Haar und einem dichten Bart. Sie hatte nie verstehen können, was ihre Schwester an ihm fand.
Stimrunzelnd dachte sie über Christinas Behauptung nach. Konnte es sein, dass sie dabei war, sich in Lord Draven zu verlieben? »Nun, vielleicht. Aber wie ist es mit dir und Orrick?«
Statt zu antworten, zuckte Christina nur die Achseln.
»Wage es bloß nicht, mich auf die Folter zu spannen!«, schimpfte Emily, und ihr Freundin lachte leise.
»Sei mir nicht böse«, bat sie und beugte sich wieder über ihre Näharbeit. »Orrick ist gut zu mir. Sogar sehr gut, und ich habe keinen Grund zur Klage.«
»Aber du bist nicht glücklich, das verraten mir deine Augen.«
Widerstrebend nickte Christina. »Es fällt mir schwer, jeden Abend mit einem Mann ins Bett zu gehen, der älter ist als mein Vater. Und meine Stiefkinder sind älter als ich.«
Emily konnte ihr das nachfühlen. Sie kannte viele Frauen, die über ähnliche Probleme klagten. »Wenigstens bist du verheiratet«, erwiderte sie wehmütig. »Und wirst bald Mutter.«
»Ich weiß, wie sehr du dir ein Kind wünschst. Vielleicht ist Lord Draven ja wirklich gar nicht so übel. Und wie ich deinen Vater kenne, wirst du keine andere Gelegenheit bekommen, einen Ehemann zu finden.«
Bei diesen Worten verengte sich Emilys Kehle. Eine Zukunft in Einsamkeit, ohne Familie - nein, das wollte sie sich gar nicht vorstellen.
Was sollte sie tun, wenn sie zu ihrem Vater zurückkehren würde?
»Es muss einfach gelingen«, wisperte sie. »Dafür muss ich sorgen.«
In den nächsten beiden Tage bekam sie Lord Draven, der Orricks Rechnungsbücher prüfte, nicht zu Gesicht. Mehrmals gingen Emily und Simon an der geschlossenen Tür des Arbeitszimmers vorbei und lauschten auf Geräusche.
Nichts. Kein Ausruf, kein Fluch. Gar nichts.
Fast schon unheimlich.
Regelmäßig schickte Orrick einen Dienstboten mit einer Mahlzeit in den stillen Raum, jedes Mal wurde sie unberührt zurückgebracht.
Am dritten Tag aßen Emily und Simon mit dem Gastgeber und seiner Frau zu Mittag.
»Schläft dieser Mann denn niemals?«, fragte Orrick, als er mit seinem Messer ein gekochtes Ei aufschlug.
»Oh, Ihr würdet staunen, wenn Ihr wüsstet, wie lange ein Körper ohne Nac htruhe auskommen kann«, entgeg nete Simon.
»Aye, offensichtlich«, murmelte Orrick. »Noch nie habe ich jemanden so unermüdlich arbeiten sehen.«
Emily auch nicht. Andererseits - sie selbst konnte auch sehr zielstrebig s ein, wenn es die Situation ver langte. Aber Rechnungsbücher und Steuerunterlagen?
Statt sich mit so langweiligen Dingen zu befassen, würde sie lieber in einem Essigfass ertränkt werden.
Um die düstere Stimmung ihrer Tischgefährten ein wenig aufzuhellen, wandte sie sich an Simon. »Da Lord Draven anscheinend beabsichtigt, seinen Besuch auf Laurynwick im Arbeitszimmer zu verbringen, könnten wir heute vielleicht den Jahrmarkt besuchen?«
Simon starrte die geschlossene Tür am anderen Ende der Halle an, als würde er sie ebenso verabscheuen wie Emily. »Warum nicht ...?«
»Vater!«
Emily sprang beinah auf vor Schreck, als der heisere Schrei erklang und die Tür krachend gegen die Wand knallte.
In der
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