In den Armen des Highlanders
Mylord?«
»Hiermit vertraue ich Reinhold Eurer Obhut an. Bringt ihn morgen früh nach London. Wenn er Euch Ärger macht, behandelt ihn, wie es Euch richtig erscheint.«
»Gewiss, Mylord«, versprach Alexander, kam zum Podium und packte Reinholds Arm. Da die Größe des Ritters die beiden Riesen, die vorhin die Flucht ergriffen hatten, weit in den Schatten stellte, wehrte sich der junge Mann nicht. »Wenn es Euch gefällt, Mylord, werde ich ihn jetzt ausnüchte rn .«
»Oh, das gefällt mir sogar sehr gut.«
Alexander nickte und zog den schwankenden Reinhold aus der Halle.
»Und, und das Geld, das ich dem König schulde?«, stammelte Orrick.
»Welches Geld?«, erkundigte sich Draven.
»Nun, die Summe, die ich dem König schulde ...«
»Lord Orrick«, fiel Simon ihm mit belegter Stimme ins Wort, »Ihr habt die Frage meines Bruders missverstanden. Sie lautet: welches Geld?«
In den Augen des Barons glänzten Tränen. Er musste sich räuspern, bevor er wieder sprechen konnte. »Das wollt Ihr für mich tun, Lord Draven?«
Statt zu antworten, machte Draven auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum.
Weinend sank Orrick auf seinen Stuhl zurück.
Während Christina ihren Ehemann tröstete, saß Emily schweigend daneben. Schließlich fühlte sie sich fehl am Platz. Weil sie die beiden nicht stören wollte, verließ sie die Halle und beschloss, mit Lord Draven zu sprechen.
Vorhin war er ins Arbeitszimmer zurückgekehrt. Zögernd stieß sie die Tür auf, die er nur angelehnt hatte, und trat ein.
Den Rücken zu ihr gewandt, klappte er gerade eines der Rechnungsbücher zusammen, die er überprüft hatte.
»Sir?«
Beim Klang ihrer Stimme hielt er nur kurz inne, dann fuhr er fort, die Bücher zu schließen, ohne sich umzudrehen. »Aye, Lady?«
»Warum habt Ihr das getan?«
»Weil er ein anständiger Mann ist, der seine Familie liebt. Warum sollte er dafür sterben?«
In diesem Augenblick erkannte sie die Wahrheit - dies war nicht der Mann, der ein Dorf überfallen un d un schuldige Menschen in ihren Betten niedermetzeln würde. Ihr Vater hatte ihn offensichtlich völlig falsch eingeschätzt.
»Ihr habt das Dorf meines Vaters nicht angegriffen, nicht wahr?«
Jetzt wandte er sich ihr zu. Ausnahmsweise zeigte sein Gesicht ein Gefühl - kaltes Entsetzen. »Würdet Ihr mir so etwas Zutrauen?«
Seine Miene wirkte so aufrichtig, dass sie ihn nicht der Heuchelei bezichtigen konnte. »Nein, obwohl mein Vater genau das glaubt.«
»Versteht mich nicht falsch, Lady Emily, aber Euer Vater ist ein Narr.«
»Sagt mir doch, Sir ...«, bat sie gedehnt und wiederholte eine Frage, die er ihr vor einiger Zeit gestellt hatte. »Besteht eine Möglichkeit, diese Bemerkung anders zu verstehen, als sie sich anhört?«
Darauf ging er nicht ein und begann wieder die Bücher zu ordnen.
Emily half ihm. Dabei sah sie den dunklen Schmerz in seinen Augen. Was mochte ihn bedrücken? »Stimmt etwas nicht?«
»Wie kommt Ihr darauf?«
Den Kopf schief gelegt, schaute sie forschend zu ihm auf. »Offensichtlich beschäftigt Euch ein Gedanke, den Ihr nicht aussprecht.«
»Ich hänge vielen Gedanken nach, die ich niemals ausspreche«, entgegnete er ausweichend.
»Aber dieser Gedanke bekümmert Euch.«
»Auf diese oder jene Weise bekümmern sie mich alle.«
OK, wie dieser Mann an ihren Nerven zerrte! Warum redete er nicht einfach mit ihr?
»Nun«, versuchte sie es noch einmal, »meine Mutter pflegte zu sagen, man sollte seine Sorgen mit anderen Menschen teilen. Wenn man sie in Worte fasst, sind sie leichter zu ertragen. Und wenn man sie in seiner Brust verschließt, vergiften sie das Blut und beflecken die Seele.«
»Vielleicht gefällt mir meine befleckte Seele.«
»Mag sein. Aber man sollte wirklich irgendjemandem erzählen, was einen beunruhigt. Mein Vater meint, das fördert die Gesundheit.«
Verblüfft hob Draven die Brauen. »Dann müsst Ihr der gesündeste Mensch sein, den ich kenne, Lady.«
Sie lachte. »Das hat er auch gesagt.«
Als sie ihm ein Buch reichte, das sie geschlossen hatte, berührten sich ihre Finger. Wie versteinert stand er da und betrachtete Emilys Hand. In seinen Augen leuchtete ein warmer Glanz, der die verschiedenen blauen Nuancen erhellte.
Küss mich, Draven, flehte sie stumm und sehnte sich danach, seinen Mund auf ihrem zu spüren.
Diesen Wunsch erfüllte er nicht.
Stattdessen legte er das Buch zu den anderen in ein Regal.
»Jetzt habt Ihr wenigstens Eure Arbeit beendet«, seufzte sie.
»Aye. Wenn wir
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