In den Armen des Meeres
erinnerte, wie er sie quer durch ihr Zimmer getragen und auf das Bett geworfen hatte.
Was habe ich getan?
Alexi sprang aus dem Bett, und dabei bemerkte er die Blutflecke auf dem Laken. Er erstarrte. Hatte er sie verletzt – ihr wehgetan? Er versuchte, sich an die Ereignisse der vergangenen Nacht zu erinnern. Er wusste noch, dass sie vor Lust geweint hatte, als er sich in ihr bewegte, dass sie seufzend seinen Namen geflüstert hatte. Aber da war noch mehr.
Alexi. Du machst mir Angst.
Und dann fiel ihm alles wieder ein. Er war nach Hause gekommen. Er hatte all die Rosen gesehen und Blairs Liebesbriefe gelesen. Er hatte begonnen zu trinken – viel. Und dann war sie nach Hause gekommen, ganz in Rot gekleidet.
Ihm schwanden beinahe die Sinne. Er tastete nach seiner Hose und zog sie zitternd an, dann drehte er sich noch einmal mit wachsendem Entsetzen zu seiner Frau um.
Die Erinnerung war immer noch verschwommen, aber er konzentrierte sich, und dann kehrten sie zurück, gnadenlos und mit aller Macht. Er hatte Elysse die Treppe hinaufgejagt – sie hatte versucht, vor ihm davonzulaufen! Und dann hatte er sie grob auf ihr Bett geworfen und hätte sie beinahe mit Gewalt genommen. Sie hatte Angst gehabt.
Elysse O'Neill hatte Angst vor ihm gehabt. Stimmte es wirklich, dass sie mit ihm zusammen den Höhepunkt erlebt hatte? Oder war das nur reines Wunschdenken? Hatte er sie geliebt – oder hatte er sie gezwungen?
»Elysse«, flüsterte er.
Sie bewegte sich nicht.
Alexi fand sein Hemd und zog es an. Er ging hinüber zu ihrer Seite des Bettes und starrte auf sie hinunter. Er betete, dass seine Erinnerungen an den vergangenen Abend ihn täuschten. Er mochte vielleicht wütend auf sie sein, aber er konnte sich nicht erinnern, dass er ihr jemals hatte wehtun wollen. »Elysse.« Er zögerte, hatte Angst, sie anzufassen. Dann endlich berührte er ihre Schulter. »Wach auf.« Mehr Erinnerungen kehrten zurück, Bilder voller Leidenschaft.
Sie seufzte, drehte sich auf den Rücken, und er starrte auf ihre nackten Brüste. Nackt war sie noch viel schöner, und er hasste sich dafür, dass er sie nur noch mehr begehrte.
Er zog die Decke höher. Dabei öffnete sie langsam die Augen. Als sie ihn sah, blinzelte sie und erstarrte dann.
Ihre Überraschung war nicht zu übersehen.
Er zitterte. »Offenbar haben wir die Nacht zusammen verbracht.«
Sie setzte sich auf, zog die Decke hoch bis unter das Kinn und sah ihm in die Augen. Es dauerte einen Moment, bis sie sprach. »Ja. Guten Morgen.« Ihre Stimme klang zögernd und unsicher.
»Könntest du dich bitte anziehen? Ich möchte mit dir reden«, sagte er.
Sie nickte, ohne den Blick aus ihren großen Augen von ihm abzuwenden.
»Ich bin nebenan«, sagte er langsam. »Lass dir Zeit.« Er vermied es, sie anzusehen. Als er hinausging, wiederholte er sich immer wieder denselben Satz.
Wenn er ihr wehgetan hatte, so würde er sich das niemals verzeihen.
Elysse kniff die Augen ganz fest zusammen. Sie lag noch immer im Bett und erinnerte sich an den ganzen Ablauf des Abends. Vor allem erinnerte sie sich an Alexi, der sie voller Leidenschaft geliebt hatte – mit ebenso großem Verlangen, wie sie selbst es empfand. Sie dachte daran, wie er gelächelt hatte, als er sie in seine Arme gezogen und ganz fest gehalten hatte. So waren sie eingeschlafen ...
Sie zog die Decke hoch bis an ihre Brust, voller Hoffnung. Die vergangene Nacht war wunderbar gewesen. Alexi war wunderbar. Sie liebte ihn so sehr!
Hatte er nicht mit ihr geschlafen, als würde er sie lieben – heftig, leidenschaftlich, hingebungsvoll? Sie wollte nicht an die vielen anderen Frauen denken, die er gehabt hatte, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass er irgendeine andere so berührt hatte, wie er sie berührte. Nie hatte sie sich vorstellen können, dass so viel Leidenschaft überhaupt möglich war. Während die vergangene Nacht eine völlig neue Erfahrung geboten hatte, war Alexi doch ganz der Alte, der Alexi von früher gewesen – wenn er sie angelächelt hatte, dann hatte sie in seinen Augen Wärme, Zuneigung und Liebe gesehen.
Zweifellos bedeutete dies einen neuen Anfang für sie beide.
Sie zitterte, konnte ihre Freude kaum zurückhalten, als es an der Tür klopfte. Lorraine fragte, ob sie hereinkommen dürfe. »Natürlich«, rief Elysse und kuschelte sich in die Kissen. Sie fühlte sich müde und erschöpft, aber gleichzeitig wohltuend selig. Jetzt endlich verstand sie die Bedeutung des Wortes Befriedigung. Sie
Weitere Kostenlose Bücher