In den Armen des Meeres
hatte, so tat sie das jetzt nicht mehr. Aber sie blieben verheiratet, und das bedeutete, dass sie Zeit miteinander verbringen mussten.
Sie hatte sich die ganze Nacht schlaflos hin und her gewälzt und über seine Rückkehr nachgedacht. Sie rechnete nicht mit einem Neuanfang; sobald er erkannte, dass sie in London war, würde er zweifellos die Stadt verlassen. Aber sie mussten ein anderes, befriedigenderes Arrangement treffen. Es war Zeit, dass Alexi sie als seine Frau anerkannte. Er konnte ihr nicht so aus dem Weg gehen, wie er es bisher getan hatte. Sie mussten nicht viel gemeinsam machen, aber von Zeit zu Zeit müsste er sich öffentlich an ihrer Seite zeigen. Das würde er doch bestimmt schaffen!
Kurz bevor sie am Hafen eintrafen, hatte Blair unumwunden gefragt: »Müssen wir unsere Bekanntschaft verheimlichen, solange Ihr Gemahl zu Hause ist?«
Es fiel ihr nicht schwer, Blair darauf zu antworten. Sie war Expertin darin, ihre Verehrer zu ermutigen und doch gleichzeitig Grenzen zu setzen, ohne auch nur einen Zentimeter nachzugeben. Sie hatte nicht vor, abends ohne einen gut aussehenden, aufmerksamen und eleganten Begleiter auszugehen. Blair war der bei weiterem Interessanteste all ihrer Verehrer, und sie mochte ihn gern.
»Mein Mann ist die meiste Zeit über auf See. Wir haben ein sehr praktisches Arrangement.« Sie würde die Beziehung, die sie mit Blair aufgebaut hatte, kaum für eine kurze Begegnung mit Alexi aufgeben.
»Das hatte ich gehofft«, sagte er. »Aber Sie wirken heute sehr angespannt.«
Sie wandte sich ab. Sie konnte sich nicht vorstellen, was geschehen würde, wenn sie und Alexi einander von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden. Aber sie war fest entschlossen, ihre Würde und ihren Stolz zu wahren. Sie hoffte, dass auch er erwachsener geworden war und ebenso gefasst sein würde bei seiner Rückkehr. Sie verspürte keinen Wunsch, die schlimmen Vorwürfe der Vergangenheit erneut vorgehalten zu bekommen. In gegenseitigen Schuldzuweisungen lag kein Sinn. »Ich freue mich auf das Rennen und bin aufgeregt«, murmelte sie, obwohl ihr nichts gleichgültiger sein könnte. »Die Coquette transportiert ein Vermögen.«
»Und hat er das Schiff nach Ihnen benannt?«
Elysse hatte gelächelt, aber nicht geantwortet. Vermutlich hatte er das Schiff nach einer seiner Mätressen benannt. Niemals würde er ein Schiff nach ihr benennen.
Jetzt standen sie am Rande der Mole, wo sie die einlaufenden Schiffe gut sehen konnten. Die meisten ihrer Gäste vom vergangenen Abend waren bei ihr. Viele Schiffe lagen hier vor Anker, aber es waren keine Segelschiffe für den Chinahandel darunter. In der Nähe stand Cliff de Warenne, zusammen mit einer Gruppe von Gentlemen. Sie hätte sich am liebsten versteckt.
Blair drehte sich um und folgte ihrem Blick. »Ah, Ihr Schwiegervater.«
Elysse biss sich auf die Lippen. Ihre Beziehung zur Familie de Warenne war angespannt. Sie war sicher, Ariella wusste, dass sie ihrem Ehemann treu geblieben war, aber Alexis Schwester weigerte sich, in diesem Krieg eine Seite zu wählen. Gelegentlich hatte sie bei dem einen oder anderen Anlass zufällig Cliff und seine Frau getroffen. Amanda war stets sehr freundlich und entgegenkommend, aber Cliff schien nie froh zu sein, sie zu sehen, vor allem nicht, wenn einer ihrer vermeintlichen Liebhaber sie begleitete.
Doch er blieb ein Gentleman. Cliff hatte sie gesehen. Er hob eine Hand und nickte ihr zu. Elysse brachte ein Lächeln zustande und winkte zurück.
»Es scheint ein guter Tag zum Segeln zu sein«, meinte Blair. Er nahm ein kleines Fernglas aus seiner Tasche und blickte hinaus aufs Meer.
Sie sah zum Himmel, sah die vielen, schnell vorüberziehenden Wolken, weiß wie die Schaumkronen auf den Wellen. »Ich denke, es ist eine frische Brise von siebzehn oder achtzehn Knoten.«
Er reichte ihr das Fernglas. »Am Horizont sind zwei Schiffe zu sehen.«
Zitternd nahm Elysse das Glas und hob es an die Augen. Sie hatte die Coquette nie mit eigenen Augen gesehen, aber sie kannte die Skizzen und Zeichnungen aus der Zeit, in der sie entworfen wurde. In dem Moment, da sie das Schiff sah, holte sie tief Luft. »Ich nehme an, das ist Ihr Mann?«
Sie sah durch das Glas die feine, schlanke Silhouette der Co quette und ihre geblähten Segel. »Ja«, sagte sie und ließ das Glas sinken. »Ich schätze, er wird in weniger als einer Stunde hier sein. Die Entfernung täuscht, und er fährt unter vollen Segeln.«
»Und das zweite Schiff?«
Elysse hob
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