In den Armen des Meeres
gehabt.
Jetzt hatte sie Angst, dieses Gespräch fortzusetzen. Sie hatte schon vor Jahren aufgehört, an Montgomerys Angriff zu denken. Es war Alexis Verrat gewesen, der ihr so viel Kummer und Sorgen verursacht hatte. Aber sie begann zu verstehen, warum er sie am Altar hatte stehen lassen. Er war einundzwanzig Jahre alt gewesen. Er hatte sich freiwillig bereit erklärt, sie zu heiraten – aber erst nach einem tödlichen Kampf mit dem Mann, der einst sein guter Freund gewesen war.
Nach all diesen Jahren war es ihr gelungen, sich selbst ihre klägliche Rolle in der schrecklichen Tragödie zu verzeihen. Aber sie hatte Montgomery nicht so gut gekannt wie Alexi. »Es war ein Unfall.«
»Vielleicht. Aber ich habe ihn getötet – nicht mit Absicht, aber dennoch habe ich Montgomery umgebracht«, sagte Alexi. Seine Augen glitzerten verräterisch.
In diesem Moment erkannte sie, dass er sich selbst immer noch die Schuld gab an dem unglücklichen Tod des Amerikaners. »Alexi, es war nicht deine Schuld.«
Er lachte spöttisch. »Aber du hast ihn in den Tod geführt.«
Sie erschrak und trat einen Schritt zurück. »Du gibst mir die Schuld? Ich bin hinausgegangen, um im Mondschein spazieren zu gehen. Ich habe erwartet, dass Montgomery sich wie ein Gentleman benimmt.«
»Ich habe dich mehrfach gewarnt, und du hast ihn absichtlich herausgefordert, um mich eifersüchtig zu machen.«
Sie spürte das Bücherregal an ihrem Rücken. Die Luft zwischen ihnen schien vor Spannung zu vibrieren. Alexis Blick war ebenso vorwurfsvoll wie sein Tonfall.
»Ich bedaure, was ich getan habe, Alexi. Du hast recht. Ich habe ihn herausgefordert. Ich dachte, ich könnte mich in ihn verlieben, falls das als Entschuldigung gelten kann. Aber ich wusste, wie nahe ihr euch steht. Auf dem Ball wollte ich dich dummerweise eifersüchtig machen. Es tut mir leid.«
»Ich werde jene Nacht niemals vergessen, Elysse, und auch nicht das, was damals geschehen ist.«
Er hasste ihre Ehe, weil sie auf dem Tod seines Freundes aufgebaut war. In diesem Augenblick verstand sie, dass es niemals eine harmonische Ehe zwischen ihnen geben konnte. Sie würden nie eine gemeinsame Basis finden und niemals Frieden schließen – es würde nie mehr so sein, wie es einst war.
Ihre Freundschaft war wirklich und wahrhaftig vorbei. Er würde sie nie wieder in seine Arme nehmen und sie fragen, ob es ihr gut ging. Er würde sie nie wieder anlächeln, voller Wärme und Herzlichkeit. Es gab keine Hoffnung für sie – nicht solange Alexi von der Erinnerung an Montgomery verfolgt wurde. Nicht, solange er ihr und sich selbst die Schuld an seinem Tod gab.
Die Vergangenheit lag wie ein tiefer Abgrund zwischen ihnen.
Sie empfand tiefes Bedauern und konnte nicht unterdrücken, dass sie heftig zu zittern begann. Der Herzschmerz kehrte zurück. Sie wusste, sie durfte das nicht zeigen. Doch er sah sie aus zusammengekniffenen Augen an, als sie sagte: »Ich habe gelernt, mit der Schuld zu leben, Alexi. Ich war jung und naiv. Ich bedauere das alles. Aber ich mag nicht mehr daran denken. Ich weiß, es war ein schrecklicher, unglücklicher Unfall. Niemand trägt die Schuld daran.«
»Wenn du das glauben kannst, dann hast du Glück.« Seine Stimme war schroff und abweisend.
Hatte sie je so tiefen Schmerz empfunden? »Ich habe aus meinen Fehlern gelernt. Ich glaube, dass niemand dafür verantwortlich war.«
Er sah sie an, und sein Blick beunruhigte sie. »Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich glauben, dass du dich verändert hast. Was du sagst, klingt beinahe vernünftig.«
Offenbar wollte er sie kränken. »Ich habe mich verändert. Ich bin nicht mehr das dumme, selbstsüchtige Mädchen, das ich einmal war.«
Er zog die Brauen hoch. »Wirklich? Wo du doch ganz offensichtlich mit Blair spielst?«
»Ich spiele mit niemandem«, erwiderte sie förmlich. Sie konnte nicht erklären, dass sie Blair wirklich gernhatte.
Sein Blick wurde hart, als könnte er ihre Gedanken lesen. Vor langer Zeit hatte er sie stets mühelos durchschauen können. Sie bezweifelte, dass das noch immer so war. »Er ist ganz hingerissen von dir, aber das weißt du. Du erwiderst seine Gefühle nicht – das ist ein Déjà-vu.«
Es dauerte einen Moment, ehe sie etwas erwidern konnte. »Offénsichtlich«, sagte sie kurz, »steht die Vergangenheit wie ein großes Hindernis zwischen uns. Was werden wir jetzt tun?«
Er musterte sie. »Oh, so ein oder zwei Dinge würden mir schon einfallen. Unsere Bedingungen
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