In den Armen des Meeres
verlieren würde«, sagte Elysse endlich.
»Im Gegensatz zu dem, was die anderen denken, weiß ich, dass du meinem Bruder niemals untreu warst. Aber Alexi weiß das nicht.«
Elysse biss sich auf die Lippe. Sie konnte Ariella nicht den wahren Grund für ihre Treue gestehen. Sie war Alexis Schwester, und sie würde sich einmischen, wenn sie glaubte, dass dies in ihrer beider Interesse sein würde. »Ich werde nicht über mein Privatleben sprechen, Ariella.«
»Ich weiß, du möchtest alle glauben machen, dass du ein Freigeist bist, eine unabhängige Frau, die sich alle Liebhaber nimmt, die sie möchte.« Ariella ging zum Schreibtisch und starrte auf die Papiere, die dort lagen. »Ich bin immer noch nicht sicher, ob ich das Richtige tat, als ich Alexi dazu brachte, in die Oper zu gehen. Nebenbei bemerkt glaube ich nicht, dass er eine Affäre mit Louisa beginnen wird. Wie kommt ihr beide denn miteinander zurecht, du und Alexi?«
Elysse zögerte. Die Bemerkung über Louisa überraschte sie. »Nicht sehr gut. Ich versuche ihn zu überreden, so zu tun, als genieße er es, mit mir verheiratet zu sein, um meinen Stolz zu wahren, sodass wir der Gesellschaft gemeinsam die Stirn bieten können. Es ist keine leichte Aufgabe.«
»Verführe ihn.«
Elysse erstarrte. »Wie bitte?«
»Ich glaube, du hast mich sehr gut verstanden«, sagte Ariella mit einem wissenden Lächeln. »Elysse, Männer sind Dummköpfe, wenn es um schöne Frauen geht, die sie begehren. Alexi bildet da keine Ausnahme.«
Elysse stockte der Atem. »Du musst verrückt geworden sein! Er hat Frauen in der ganzen Welt! Ich bin ihm völlig egal!« Doch noch als sie das sagte, erinnerte sie sich daran, wie er sie mit unverhohlenem Begehren angesehen hatte. Er war ein verführerischer und sinnlicher Mann. Als sie daran dachte, wie offensichtlich es gewesen war, dass er sie begehrte, wurde ihr heiß.
War es möglich, dass Ariella recht hatte? Begehrte er sie wirklich? Oder wollte er ihr nur wehtun in diesem schrecklichen Streit, den sie miteinander führten?
»Wann immer ich mich nach einem Streit mit Emilian versöhnen will, locke ich ihn ins Bett«, erklärte Ariella strahlend. »Am nächsten Tag frisst er mir aus der Hand.«
Elysse ging in dem hellen Salon auf und ab. Sie würde Ariella nicht sagen, dass sie Alexi nicht einmal verführen musste. Sie musste nichts weiter tun, als ihm sagen, dass sie seine Bedingungen für ihr Zusammenleben akzeptierte. Sie ging zum Schreibtisch, auf dem die Gästeliste lag, die sie zusammenstellte. »Am Freitag werde ich ein Abendessen geben. Wollt ihr kommen, du und Emilian?«
»Natürlich werden wir kommen.« Ariella berührte ihren Arm. »Du bist traurig, Elysse. Leugne es nicht. Und der Grund für deinen Herzschmerz ist mein Bruder.«
Sie konnte Ariella nicht sagen, dass es die Vergangenheit war, die zwischen ihnen stand. »Alexi bedauert es, mich geheiratet zu haben. Er hat es mir selbst gesagt. Unsere Streitigkeiten sind sehr unerfreulich. Ich fürchte mich vor unserer nächsten Begegnung.« Das wenigstens war die Wahrheit.
»Es stimmt, dass er im Alter von einundzwanzig Jahren noch nicht heiraten wollte – deshalb würde ich auch gern wissen, warum er dich damals geheiratet hat«, sagte Ariella. »Du hast mir nie erzählt, was in jener Nacht wirklich passiert ist.«
»Wir wurden in einer leidenschaftlichen Umarmung ertappt, du erinnerst dich?«, sagte Elysse. Ariella lachte höhnisch, und Elysse sprach schnell weiter. »Wir müssen es einfach schaffen, irgendwie miteinander zurechtzukommen.« Sie hatte den Satz kaum beendet, als sie Schritte in der Halle hörte. Ihr Herz schlug schneller bei dem Gedanken an das, was jetzt kommen würde.
Alexi erschien an der Tür und sah sofort zu ihr hin.
Ihr Herz schien einen Moment lang stillzustehen, um dann umso schneller weiterzuschlagen. Er war für eine Nachmittagsausfahrt gekleidet, in Reitrock, einer hellen Hose und Stiefeln, so beeindruckend und kühn wie immer. Offensichtlich war ihm das bewusst, denn er lächelte sie an.
Sie erinnerte sich, dass er nicht kühn war, nicht gut aussehend und auch nicht verführerisch. So etwas durfte sie nicht denken!
Sie fürchtete sich – seit dem Streit von Samstagnacht hatte sie ihn schließlich nicht mehr gesehen. Und es fühlte sich immer noch seltsam an, sich in seinem Haus aufzuhalten.
Er ließ den Blick über ihre Gestalt gleiten. Sie trug ein schlichtes elfenbeinfarbenes Hauskleid, hochgeschlossen und mit langen Ärmeln.
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