In Den Armen Des Normannen
Möchtest du es hören?«
Er nickte.
Sie hob den Kopf und flüsterte in sein Ohr. »Hurra, hurra, der erste Mai ist da. Heute beginnt das Bumsen im Freien zum ersten Mal!«
Er sah sie streng an. »Ich glaube, du genießt es, mich zu schockieren.« Doch seine Mundwinkel zuckten, und er konnte das Lächeln nicht unterdrücken.
»Das war einer der glücklichsten Tage meines Lebens, mein Liebling«, gestand sie ihm leise. Er griff nach ihrer Hand und zog sie an seine Lippen.
Ihr Glück sollte schon bald zerstört werden.
Die Pferde trotteten am späten Nachmittag langsam auf den Stall zu. Die Sonne ging unter, und die Schatten wurden länger. Guy und Lillyth summten ein französisches Chanson, als sie eine kleine Gruppe von Menschen entdeckten, die auf sie zugeritten kam. Als sie auf dem Hof angekommen waren, stellten sie fest, dass ihre Besucher Madame St. Denys mit einem ihrer bewaffneten Ritter waren. Bei ihnen befand sich jedoch ein Fremder. Die Witwe von St. Denys deutete auf Guy, der Fremde stieg von seinem Pferd und wandte sich dann auf Französisch an Guy
»Mein Lord Guy de Montgomery?«
»Der bin ich.« Guy nickte.
»Den Heiligen sei Dank. Seit über vier Monaten versuche ich Euch zu finden. Ich bringe Nachrichten von Eurer Lady, Eurer Ehefrau aus der Normandie, mein Lord. Sie plant, nach England zu kommen und Eure Kinder mitzubringen. Verzeiht mir meine Verspätung, mein Lord, aber meine Überfahrt hat sich immer wieder wegen der Stürme verzögert. Dann bin ich nach Berkhamstead gereist, weil ich glaubte, ihr wärt bei Mortain. Von dort reiste ich nach London, und jetzt bin ich endlich hier.«
»Ja, ja«, antwortete Guy irritiert und streckte die Hand nach dem versiegelten Paket aus, das ihm der Fremde reichte. »Ihr müsst eine Erfrischung zu Euch nehmen, wir werden uns später unterhalten.«
Schnell sah er zu Lillyth, die bewegungslos und weiß wie der Tod auf ihrem Pferd saß. Sie starrte die Frau von St. Denys an, die allerdings zufrieden lächelte.
In Lillyths Kopf dröhnten die Worte: Es kann nicht sein, es kann nicht sein. Sie griff nach dem Zaumzeug, um vom Pferd zu steigen, doch Guy war schnell an ihrer Seite, um ihr zu helfen. Sie wich sofort von ihm zurück, und er konnte den Schmerz und den Vorwurf in ihrem Blick nicht ertragen.
Er bat seine Gäste in die Halle und suchte mit seinen Blicken nach Alison. »Sie weiß alles! Helft mir«, flüsterte er.
»Ich werde nicht seinen Bastard austragen«, schwor sich Lillyth, die schnell in die Vorratskammer lief. Sie war von dem Schock vollkommen wahnsinnig. Sie griff in ein Vorratsgefäß, zählte sieben Lorbeerbeeren ab und schluckte sofort drei davon. Das Entsetzliche dessen, was sie da tat, wurde ihr klar. Sie warf die vier restlichen Beeren auf den Boden und lief weinend aus der Vorratskammer. Man brauchte sieben Beeren, um eine Schwangerschaft abzubrechen. Bei weniger als sieben klappte es nicht, aber mehr Beeren als sieben waren gefährlich und konnten einen umbringen.
Alison fand Lillyth in ihrem Zimmer. Lillyth tobte und weinte, sie verfluchte Guy und wollte sich nicht trösten lassen. Sie schluchzte, ihr Körper schwankte hin und her, und in ihrem Kummer riss sie sich am Haar.
»Ich kann es nicht ertragen, ich kann es nicht ertragen. Ich wünschte, ich wäre tot! Er hat andere eheliche Kinder, während ich seinen Bastard in mir trage. Ich werde ihn nicht auf die Welt bringen - eher werde ich mich umbringen«, schluchzte sie. »Er hat mich betrogen. Auf dieser Welt gibt es nichts mehr für mich. Die Welt ist leer. Es gibt nichts mehr! Nichts, was ich haben will, nichts, dem ich noch vertraue. Es ist die Hölle! Die Hölle ist hier auf Erden, nicht irgendwo anders, wohin man wegen seiner Sünden geht. Sie ist hier, jetzt! Oh, Gott, oh, Gott, oh, Gott.« Ihr ganzer Körper bebte vor Schluchzen.
Ihre Mutter traf eine schnelle Entscheidung. »Ich werde dir ein heißes Würzgetränk bringen, das deine Nerven beruhigt, damit du dich wieder fängst. Ich bin gleich wieder da.«
Sie lief hinunter in die Vorratskammer, holte sieben Lorbeerbeeren aus dem Krug und zerstieß sie, dann mischte sie diese mit ein wenig Honig. Sie gab Himbeersirup dazu und kehrte schnell damit zu Lillyth zurück.
»Trink das hier«, befahl sie, und Lillyth schluckte unter Schluchzen pflichtschuldig die Mischung hinunter.
Guy bat Rolf, sich um die Besucher zu kümmern und öffnete langsam das Siegel des Briefes. Er war datiert am 31. Dezember 1066.
An
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