In Den Armen Des Normannen
massieren. Der Atem des Kindes normalisierte sich, und es bekam wieder eine gesunde, rosige Farbe.
Bette kam mit Vater Sebastian ins Zimmer gelaufen und handelte sofort. Lillyth war so erleichtert, dass sie ohnmächtig wurde. Als sie wieder zu sich kam, war das Kind sicher eingepackt und lag neben ihr.
»Es ist ein Junge!«, erklärte Bette aufgeregt.
»Ja, ich weiß, ist er nicht wunderschön?«
Sie legte das Baby an ihre Brust und war überwältigt von mütterlicher Liebe, einem Gefühl, das sie noch nie zuvor erlebt hatte. Dann schlief sie vierundzwanzig Stunden lang.
»Mein kleiner Normanne«, flüsterte sie liebevoll. »So werde ich ihn nennen, Normand de Montgomery! Das ist der wunderschönste Name der Welt.«
Innerhalb von nur wenigen Tagen konnte Lillyth wieder aufstehen und ihr Kind versorgen. Sie war so glücklich, dass sie schon bald wieder kräftig genug war, und sie zählte die Tage, bis sie sich so weit erholt hatte, dass sie die Reise nach Hause antreten konnte. Bette entschied sich, fürs Erste mit Lillyth nach Godstone zu reisen, und Vater Sebastian fühlte, dass es seine Pflicht war, die beiden Frauen nach England zu begleiten.
Endlich verkaufte Guy in seiner Verzweiflung seinen Besitz für wesentlich weniger Geld, als er wert war. Endlich konnte er nach Mortain reisen, um Lillyth zu finden. Als er dort vergeblich suchte, war er enttäuscht und niedergeschlagen. Außerdem musste er sich auch noch mit dem Problem auseinander setzen, dass zwanzig Leute auf seinem Besitz auf ihn warteten, damit er sie mit nach England nahm. Er war bereit, die Normandie von einem Ende bis zum anderen zu durchsuchen, wenn es nötig wäre, doch seine Pflichten verlangten von ihm, nicht so einfach loszureiten, ohne Vorkehrungen für alle anderen zu treffen. Es war bereits März, und schließlich gelang es ihm, den neuen Eigentümer seines Besitzes davon zu überzeugen, erst im April einzuziehen, damit ihm die nötige Zeit blieb, die er vor der Abreise noch brauchte. Robert besaß viele Schlösser und Festungen in der Normandie, und Guy machte sich sofort auf, um Lillyth dort zu suchen.
Als Lillyth endlich den Mont St. Michel verließ, warf sie keinen Blick mehr zurück. Sie war in ihrem ganzen Leben noch nie so froh gewesen, irgendwo wegzukommen. Sie fühlte sich erhoben, als die kleine Gruppe mit den höchsten Kriegsehren davonritt, Trompeten ertönten von den Zinnen, und die Banner wehten im Wind.
Es hatte im frühen März schreckliche Stürme auf dem Meer gegeben, doch als sie dann endlich im April die Segel setzten, hatten sie eine ruhige und ereignislose Überfahrt , und Lillyth kniete nieder und küsste den englischen Boden, als sie endlich wieder den Fuß darauf setzte. Mit ein wenig Furcht kehrte sie nach Godstone zurück. Sie war entschlossen, ihren Stolz herunterzuschlucken und den Platz zu akzeptieren, der ihr geboten wurde.
Ihre Heimkehr war so glücklich, dass sie Tränen vergoss. Als sie erfuhr, dass Guy nach Frankreich gereist war, um sie zu suchen, jubelte ihr Herz. Alison hatte allen verboten, ihr zu erzählen, dass sie dem Gesetz nach Guys wirkliche Frau war, weil sie wusste, dass er ihr das selbst sagen wollte. Andre und Nicholas machten ein solches Aufheben um den neuen kleinen Montgomery, dass sie ihren Sohn immer wieder vor ihren Aufmerksamkeiten retten musste. Das Kind sah den drei Montgomery Brüdern so ähnlich, dass kein Zweifel daran bestand, wer sein Vater war.
Das Leben in Godstone war in ihrer Abwesenheit weitergegangen. Emma und Esme hatten ihr Kind bekommen. Edyth und Andre, die mittlerweile auch verheiratet waren, erwarteten ein eigenes Baby, und Rose war mit Nicholas verlobt.
Lillyth freute sich, als sie erfuhr, dass Aedward end lich Ed wina trotz ihrer Herkunft geheiratet hatte, und Adela und Hugh waren bereits ein altes Ehepaar.
Guy war seine vergebliche Suche leid, und der April neigte sich bereits dem Ende zu. Als er eines Morgens ein paar weißgekleidete Benediktiner entdeckte, die den Armen halfen, kam ihm plötzlich die Erkenntnis, dass Lillyth auf dem Mont St. Michel sein musste. Das hatte Morag damals gemeint! Der Mont St. Michel lag so nahe an Mortain, dass er sich am liebsten getreten hätte, weil er nicht daran gedacht hatte, dort nach ihr zu suchen. Ohne zu zögern ritt er zur Küste. Er wartete nicht erst auf einen Führer, der ihn über die Sandbänke zu der einsamen Insel führte, doch auf keinen Fall konnte er sein Pferd drängen, hinüberzureiten, ehe
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