In den Armen des Scheichs
Königspaares in irgendeiner angemessenen Form zu reagieren. Aber wie?
Xavian nahm sich extra viel Zeit, um zu duschen, sich zu rasieren und anzukleiden, weil er schlichtweg Angst hatte, sich der Realität zu stellen. Diesmal reagierte er regelrecht erleichtert auf Akmals Eindringen in sein privates Reich.
„Ich bringe das Qusay Smaragd-Collier, Eure Hoheit.“ Behutsam öffnete er die samtene Schatulle, um seinem Gebieter das kostbare Geschmeide zu präsentieren. „Die Königin wird es am heutigen Abend umlegen.“
Xavian schaute auf das funkelnde Geschmeide, das zu allen öffentlichen Anlässen von Qusays Herrscherinnen getragen wurde. Eine eindeutige Demonstration von Reichtum. Die kostbarsten Steine waren von einem wahren Künstler seines Faches zu einem atemberaubenden Schmuckstück verarbeitet worden.
„Ich werde es meiner Frau später selbst geben.“
Akmal zögerte. „Sie wird bereits in ihren Gemächern für den heutigen Abend vorbereitet, und da Eure Hoheit die Königin nicht …“
„Dann gehe ich jetzt gleich zu ihr“, entschied Xavian spontan.
Er hatte diese ganzen Traditionen redlich satt, und Akmal war zu klug, um seinen König in seiner derzeitigen Verfassung weiter zu reizen.
„Sehr wohl, Eure Hoheit …“
Rasch schlüpfte Xavian in die schwere Festtagsrobe, die Kafeya – ein loses Gewand, das die Breite seiner Schultern noch betonte und mit goldenen Brokatborten geschmückt war. Wer war nur auf den albernen Gedanken verfallen, frisch vermählte Brautleute nach der Hochzeit noch einmal zu trennen? Layla und er waren Mann und Frau. Damit gehörten sie untrennbar zusammen!
Wie auch immer … er war der König und damit berechtigt, neue Traditionen einzuführen. Wie zum Beispiel, dass er seiner Königin diese kostbare Gabe höchstpersönlich vor dem offiziellen Empfang überbrachte!
All das sagte sich Xavian auf dem Weg zu Laylas Zimmer, noch nicht bereit, sich einzugestehen, dass sie der einzige Mensch war, nach dem es ihn in diesem Moment verlangte. Die einzige Person, die ihm helfen konnte, diesen Tag zu überstehen …
Als er sie in dem milchig weißen Wasser sitzen sah, warm und duftend, das lange Haar auf dem Kopf zusammengesteckt und den Blick durch die geöffneten Balkontüren auf den azurblauen Ozean geheftet, zog sich sein Herz vor Sehnsucht und Begehren zusammen.
Die Mädchen hatten ihr Hochzeitsgewand nebenan auf dem Bett ausgebreitet, und alles schien bis ins kleinste Detail perfekt vorbereitet zu sein.
Doch Layla konnte sich nicht entspannen, sosehr sie es auch versuchte. Vor ihren Augen stand ein Bild, das sich nicht auslöschen lassen wollte – sie, als Kind … als junges Mädchen und als allein verantwortliche Königin, an einem opulent gedeckten Tisch sitzend, mit wechselnden Aufsichtspersonen und ältlichen Beratern an ihrer Seite … und dennoch mutterseelenallein …
Heute Abend würde es anders sein. Da hatte sie ihren Gatten an ihrer Seite, doch das Gefühl totaler Einsamkeit blieb das gleiche. Er ließ sie sich einsam fühlen.
Xavian hatte nicht den leisesten Versuch gemacht, sich für sein despotisches Verhalten zu entschuldigen. Ein König musste nicht um Verzeihung bitten! Daran würde er sie ganz sicher erinnern, falls sie ihn darauf ansprechen sollte.
Er hatte versprochen, sie zu unterstützen, und das tat er.
Er hatte versprochen, ihr einen Erben zu schenken, und auch vor diesem Versprechen drückte er sich nicht. Vielleicht hatte er es ja sogar schon eingelöst …?
Layla legte eine Hand auf ihren flachen Leib und versuchte sich vorzustellen, wie es sein würde, Xavians und ihr Kind unter dem Herzen zu tragen. Den hoffnungsvollen Erben zweier Königreiche, die vielleicht zu einem zusammenschmelzen würden wie das frisch vereinte Adamas …
Sie hätte zufrieden sein müssen, aber sie war es nicht.
Fast wünschte Layla, Baja hätte recht behalten, und die körperliche Vereinigung zwischen ihr und Xavian wäre nicht mehr als ein notwendiger Akt gewesen, eine weitere Pflicht auf dem Altar der Verantwortlichkeiten als Königin eines eigenen Reiches, für das sie nur das Beste im Sinn hatte. Doch wie es sich herausgestellt hatte, war es so viel mehr …
Und sie wollte so viel mehr von ihrem Mann! Sie wünschte sich nicht einfach einen Erben, sondern ein gemeinsames Kind von Xavian, eine vollkommene Symbiose zwischen ihren und seinen Genen, ein kleines Wesen, das sie gemeinsam lieben und zu einem fröhlichen, aufrechten Menschen erziehen
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