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In Den Armen Des Schicksals

In Den Armen Des Schicksals

Titel: In Den Armen Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
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Nachfahren. Dennoch war Vater vierzig, bevor ich zur Welt kam. Er hatte bewusst so lange gewartet, um sicher zu sein. Als sich bei ihm bis dahin keine Symptome zeigten, wagte er den Schritt.“
    Tränen brannten Billie in den Augen. Dennoch machte sie keine Anstalten, Iain zu trösten. Sie wusste, er würde es nicht akzeptieren.
    Er drehte sich zum See und schaute auf das Wasser hinaus. „Ich kann nicht sagen, wann er die Wahrheit herausfand, aber ich erinnere mich genau an das letzte Jahr seines Lebens. Immer ein gesunder und starker Mann, verblasste er zu einem Schatten seiner selbst. Am einen Tag schien er ganz normal zu sein, am nächsten erkannte er mich nicht. Er glaubte, ich wäre sein Bruder, der ihn heimsuchte, oder einer der Diener. Manchmal verlor er die Kontrolle über seinen Körper. Er saß immer beim Fenster, doch er weigerte sich, einen Rollstuhl zu benutzen. Wenn er die Kraft zum Sprechen fand, sagte er schreckliche Dinge, und immer, dass er sterben wolle. Er flehte uns an, ihn zu töten.“
    Er drehte sich zu ihr zurück. Seine Augen blickten völlig leer. „Eines Nachts hatte er einen schrecklichen Anfall. Es blieb keine Zeit, ihn in eine Spezialklinik zu bringen. Mutter brachte ihn zur Dorfklinik, zu Dr. Sutherland. Dr. Sutherland war der Einzige im Dorf, der über Vaters Krankheit und den zu erwartenden Verlauf Bescheid wusste. Er versorgte meinen Vater und machte es ihm so erträglich wie nur möglich, dann verließ er kurz das Zimmer. Meine Mutter war ausgebildete Krankenschwester. Das Beruhigungsmittel, das Dr. Sutherland Vater verabreicht hatte, lag in Reichweite. Im Schrank war der Vorrat an sterilen Spritzen verstaut.“
    Iain wandte das Gesicht ab.
    „Iain.“ Sie brauchte den Rest nicht zu hören. Tränen rannen über ihre Wangen, als sie sich den Schrecken jener Nacht vorstellte.
    „Es war schnell vorbei. Sie setzte einem Leiden und einem schleichenden Verfall ein Ende, die sich über Jahre hingezogen hätten. Falls Dr. Sutherland ahnte, was sie getan hatte, so ließ er sich nie etwas anmerken. Aber es gab da jemand anderen, der einen Verdacht hegte. Jeremy Fletcher war damals ein junger Mann von zwanzig Jahren. In jener Nacht war er im Pub in eine Schlägerei verwickelt gewesen; er war in die Klinik gekommen, um sich verarzten zu lassen. Er saß im Nebenzimmer und muss mit angehört haben, wie meine Mutter sich weinend von meinem Vater verabschiedete. Er war auch noch dort, als Dr. Sutherland wieder in das Zimmer zurückkam und den Tod meines Vaters feststellte.“
    „Und er hat sie erpresst?“
    „Aye. Bis zu dem Tag, an dem sie starb. Sie war noch jung, doch der schreckliche Druck dessen, was sie hatte tun müssen, und die ständige Angst, man würde es herausfinden, raubten ihr die Kraft zum Leben. Sie bekam eine Lungenentzündung, die leicht zu kurieren gewesen wäre, doch sie sprach nicht auf die Behandlung an. Sie starb nur ein Jahr nach meinem Vater. An meinem achtzehnten Geburtstag, als ich mein Erbe antrat, kam Fletcher zu mir und berichtete mir alles. Er verlangte auch von mir Geld, oder er wollte meine Mutter bloßstellen und jedem von der Krankheit erzählen, die wahrscheinlich auch bei mir ausbrechen wird.“
    „Du hast doch nicht etwa …“
    „Nein. Ich sah die Papiere meiner Mutter durch und fand die Beweise, dass er sie erpresst hatte. Fletcher ist nicht besonders clever. Er hatte ihr Drohbriefe geschrieben, die sie glücklicherweise aufbewahrt hat. Ich fand Bankauszüge und Scheckkopien, alle Beweise, die ich brauchte. Ich warnte ihn, dass ich, sollte er auch nur ein Wort über meine Mutter verlauten lassen oder noch einmal versuchen, mich zu erpressen, ihn als Erpresser aufdecken würde. Seither besteht eine Pattsituation. Ich habe ihn nie angezeigt, und er hat nie etwas über mein Familiengeheimnis verlauten lassen.“
    „Bis jetzt.“
    „Er hat so lange gewartet, bis er mich am härtesten treffen konnte.“
    Sie verstand nicht, Iain konnte es an ihrem Gesichtsausdruck sehen. „Jeremy glaubte, wenn du die Wahrheit erfährst, wirst du mich verlassen.“
    „Dich verlassen?“
    „Intelligent ist der gute Jeremy nicht, aber er hat ein untrügliches Gespür dafür, wer und was anderen Leuten wichtig ist.“
    Seine Worte erschütterten Billie mehr als alles andere, was er bisher gesagt hatte.
    „Nur dieses Mal hat er sich geirrt“, fuhr er leise fort. „Mir war von Anfang an klar, dass sich zwischen uns nichts entwickeln kann, Billie. Ich habe gesehen,

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