In Den Armen Des Schicksals
Alasdair zur Kündigung überreden. Mein Mann findet niemanden, um ihn zu ersetzen.“ Sie schaute auf. „Er ist jetzt schon der dritte junge Arzt hier, wissen Sie. Von den anderen hat es keiner mit Angus ausgehalten.“
Diese Unterhaltung war absurd, also beschloss Billie, das meiste davon zu ignorieren. „Aber Alasdair schafft es?“
„Aye. Er weiß, wann er den Mund aufzumachen hat und wann nicht.“ Sie musterte Billie mit einem Blick, dass diese meinte, soeben ihre jährliche Generaluntersuchung durchlaufen zu haben. „Sie finden ihn im Zimmer am Ende des Korridors.“
Billie kam an zwei großen Sälen mit Krankenhausbetten vorbei. In einem von ihnen war wahrscheinlich Iains Vater gestorben. Sie hielt den Blick bewusst abgewandt.
Am Ende des Ganges stand die Tür eines kleinen Zimmers offen. Alasdair saß an einem verbeulten Metallschreibtisch, auf dem sich Patientenakten stapelten, eingerahmt von alten Aktenschränken. Billie blieb im Türrahmen stehen. „Alasdair?“
Er sah auf, und sein Lächeln wärmte ihr das Herz. „Billie.“ Er erhob sich. „Komm doch herein und mach die Tür zu.“
Sie tat, wie ihr geheißen. „Sag mal, wer ist der bissige Wachhund da vorn am Empfang?“
„Jeanne? Wieso? Sie ist das Herz und die Seele dieser Klinik.“
„Ich glaube, sie geht davon aus, dass ich dich mit nach Amerika schleifen und dich so lange einsperren will, bis du mich heiratest.“
„Ich denke, mit dem Schleifen müsstest du dich nicht einmal besonders anstrengen“, erwiderte er galant.
Sie lächelte, doch nur kurz. Jetzt, da sie hier war, die Mappe mit dem Grund für ihr Kommen an sich gedrückt, wusste sie nicht, wie sie den Anfang machen sollte.
„Du wolltest nicht nur mal so vorbeischauen, oder?“
„Ich habe etwas mitgebracht. Ich brauche eine Übersetzung, Alasdair, und du bist der einzige Mensch, dem ich damit traue.“
„Möchtest du dich setzen?“
Sie schüttelte den Kopf. Sie ging davon aus, dass sie die nächsten Minuten lieber im Stehen verbringen würde.
„Ich helfe immer gern, wo ich kann.“
Billie zog ein Blatt Papier aus der Mappe. „Du erinnerst dich doch an den Stein, den wir gefunden haben? Den mit der Inschrift?“
„Aye.“
„Nun, ich habe die andere Hälfte der Inschrift gefunden, in einem Stein, der in Ceo Castle eingemauert wurde.
Ich habe von beiden Kohleabdrucke genommen, sie aneinandergefügt und eine Kopie gemacht. Manche der Buchstaben waren so verwittert, dass es recht schwierig war, sie zu entziffern. Das hier ist das Beste, was ich herausholen konnte.“
Alasdair griff in seine Tasche und holte die Brille hervor. Billie reichte ihm das Blatt, und er studierte es konzentriert.
Jeannes Anspielung fiel ihr wieder ein, während sie ihn beobachtete. Weder war sie in Alasdair Melville verliebt, noch würde sie sich je in ihn verlieben. Dazu hatte sie zu viele Macken und Marotten. Sie verliebte sich nicht in unkomplizierte, sanftmütige Männer. Letztes Jahr glaubte sie, sich in einen Mann verliebt zu haben, der weder Moral noch Skrupel besessen hatte. Dieses Jahr hatte sie sich hoffnungslos und unwiderruflich in jemanden verliebt, den die eigenen düsteren Geheimnisse auffraßen.
Alasdair schaute zu ihr auf. „Hier steht wahrlich nichts Nettes, Billie. Bist du sicher, dass du es hören willst?“
„Absolut sicher.“
Die Stirn in resignierte Falten gelegt, begann Alasdair vorzulesen.
„Auf dem Blut meiner Tochter Christina lege ich den Eid ab, Rache zu nehmen. Mögen die Nachfahren des Uchtred macRoss von Druidheachd auf immer verflucht sein, so wie der wilde Schwan, der von der Mündung des Meeresarms zum einsamen Weiher in den Bergen zieht. Mögen seine Nachfahren nie ein wahres Heim kennenlernen und nie erfahren, was Friede ist. Mögen die Kinder, in denen sein Blut fließt, auf immer um ihr Leben bangen müssen. Auf dass sie in ewiger Angst vor meinen Kindern leben müssen.“
Alasdair sah von dem Blatt auf und sprach die letzten Worte.
„Und sollte der Fluch seine Wirkung verlieren und unsere Familien wieder zusammenkommen, so sollen jene, die diese Blasphemie begehen, sich in Qualen und Entsetzen winden bis zum Ende ihrer Tage.“
Billie schwieg, versuchte, das soeben Gehörte zu verarbeiten. Ihr Mund war trocken, als sie endlich sprach. „Tja, der gute alte Grandpa hat sich nicht gezügelt, was?“
„Das muss viele Jahre nach seinem Tod geschrieben worden sein. Wahrscheinlich ist es sogar von Sohn zu Sohn weitergegeben und noch
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